Dienstag, 5. Dezember 2023

Musik sammeln schwer gemacht...

So beginnt es also. Der versprochene Neuanfang auf diesem Blog. Ich hatte zwar gesagt, dass ich den klaren Schnitt erst zum Jahreswechsel machen möchte, aber wie inkonsequent würde es wirken, wenn ich jetzt noch drei bis vier Alben rezensiere, obwohl ich gesagt habe, dass ich das Interesse daran verloren habe? Andererseits heißt das auch, dass ich jetzt auch direkt aus der Hüfte schießen und euch mit einem innovativen Konzept begeistern muss. Ob das so einfach funktioniert? Da bin ich mir selbst gar nicht mal so sicher. Machen wir es doch lieber so: ich probiere in den nächsten Wochen ein paar wilde Ideen aus und schaue was davon bei euch ankommt. Deal?
Testen wir die neu gewonne Freiheit doch einfach damit aus,  dass ich die Gedanken mit euch teile, die in den letzten beiden Wochen durch mein Gehirn gespukt sind. Wenn ich so darüber nachdenke war eine ganze Menge los. Gerade mein Beitrag, dass ich Toteghoert verändern und damit einen Schlussstrich unter die bisherige Marschroute ziehen will, hat unheimlich viel Aufmerksamkeit aufsich gezogen. Na klar, Titel und Bild waren sehr plakativ und vielleicht auch ein stückweit Click Bait, aber dennoch hatte ich nicht erwartet, dass so viele von euch überhaupt darauf reagieren würden. Es hat mich gefreut, dass dieser Blog ja tatsächlich noch Beachtung findet und gleichzeitig wurde ich in meiner Überzeugung bestärkt das richtige zu tun. Ein Weblog bleibt ein Weblog und sollte auch so behandelt werden. Ich hatte immer versucht ein Online-Magazin daraus zu machen, obwohl der Bedarf allein im deutschsprachigen Raum völlig übersättigt ist. Tatsächlich kann man Bands auch besprechen ohne es als klassisches Review deklarieren zu müssen (da dieses ja nur noch die wenigsten User dazu bewegt auf einen Link zu klicken). Der letzte Gastbeitrag hat ganz gut gezeigt wie man es anders machen kann. Die Aufrufzahlen und das Feedback waren immens und trotzdem wurden darin völlig unbekannte Bands besprochen. Zugegeben, wenn ich selbst schreibe bin ich weniger konfrontativ und angriffslustig wie andere -  erwartet also nicht, dass hier jede Woche eine Pipe Bomb hochgeht. Allerdings gibt es immer wieder Dinge, die mich nerven und da muss man auch kein Blatt vor den Mund nehmen. 
Leider gehören aktuell die Tonträgerpreise absolut in diese Kategorie. Eigentlich wollte ich mir zuletzt die neue Scheibe von BLUT AUS NORD "Disharmonium - Nahab" bestellen, und weil man auf einem Bein ja bekanntlich nicht stehen kann, wollte ich noch "Seven Crowns and Seven Seals" von SUPLHUR AEON dazu packen. An der virtuellen Kasse stehend frage ich mich dann aber ob mir bewusst ist, was ich da im Begriff bin zu tun. Zwei Vinyl-Releases für über 60 Euro? Hab ich eigentlich den Verstand verloren? So dringend brauche ich die Platten ja auch wieder nicht, vor allem dann nicht, wenn man sich vom Händler, in dem Fall Debemur Morti aus Frankreich, abgezockt fühlt. 15 Euro Versand und dann noch mal mehr als 2 Euro extra für Paypal.
Werft mir ruhig vor ein Billigheimer zu sein. Werft mir vor keine Ahnung zu haben, wie viel Produktion, Vertrieb und Co kostet. Und werft mir vor, zwei saustarke Bands nicht unterstützen zu wollen. Allerdings ist bei mir langsam die Schmerzgrenze erreicht, was Schallplattenpreise angeht. Ich kann ja verstehen, dass in den letzten Jahren die Nachfrage bei den nachwievor wenigen Presswerken stark gestiegen ist und die Rohmaterialien auch nicht billiger geworden sind. Wisst ihr aber auch, was in den letzten beiden Jahren nicht gestiegen ist? Mein Einkommen. Dafür sind die Lebenshaltungskosten massiv gestiegen. Miete und Strom werden zum Jahreswechsel ebenfalls steigen. Das wurde mir bereits angekündigt. Das soll hier nicht in Jammerei ausarten, aber so wie mir geht es sicherlich auch vielen anderen Musiksammlern. Man muss sich dreimal überlegen, was man mit seinem Geld macht und was man wirklich braucht. 
Auch bei meinem Herzensmedium, der Kassette, sind die Preissteigerungen heftig. Das habe ich gerade erst wieder spüren dürfen. Ich habe just gestern einen ganzen Batzen aktueller MC-Releases online bestellt und mittlerweile gibt es fast keinen Unterschied mehr zwischen Tape- und CD-Version - zumindest was den Preis angeht. Die Zeiten wo Kassetten zwischen fünf und zehn Euro gekostet haben

liegen soweit zurück, dass sich nur noch alte Veteranen der Szene daran erinnern können. 13 bis 15 Euro werden schon jetzt für manche Musikkassette verlangt und der einzige Grund wieso wir die 20-Euro-Grenze noch nicht übersprungen haben, liegt darin begründet, dass sich die meisten Sammler dann doch lieber auf die Vinyl-Variante stürzen und gerade ältere Semester für das launige Magnetband wenig Liebe übrig haben, das gerne mal in sommerlichen Handschuhfächerm dahin oxidiert oder sich während der Wiedegabe in Bandsalat verwandelt. Ganz abseits davon findet man die CD, die so wenig Sammlerwert besitzt, dass sich Millionen von Menschen von ihren Silberlingen trennen, da sie eh keine Abspielgeräte mehr besitzen. Das jedoch ist gerade die 
Chance der Compact Disc um zu überleben. Denn auch ich greife ich im Zweifelsfall lieber zur CD, wenn ich einen Künstler zwar supporten will, aber auch keines meiner Organe für kiloschwere Vinylboxen und limitierte Gatefolds verkaufen möchte. Schließlich kann man ja auch nicht unendlich viele Shirts und Longsleeves anhäufen. 
Worauf will ich nun aber mit diesem Beitrag eigentiich hinaus? So genau, weiß ich das selbst nicht. Ich habe ja eingangs gesagt, dass ich nur meine aktuellen Gedanken ausbreiten möchte und keine akademische Abhandlung verfassen will. Dennoch muss ich klar sagen, dass mich dieser ganze monetäre Wahnsinn einfach nur noch frustriert. Wie viel kommt denn wirklich bei den Künstlern an, wenn man überteuerte Tonträger kauft und T-Shirts plörtlich 30 Euro plus auf Konzerten kosten? Ist man kein richtiger Fan einer Band oder Musikrichtung nur weil man das falsche Format kauft oder sich komplett aufs digitale Medium eingeschossen hat? Wenn ihr mich fragt, ist es nicht so wichtig wie viel Vinyl ihr zu Hause stehen habt, wie viel eure Sammlung auf Discogs wert ist oder ob ihr eine Lagerhalle voll mit Band Merch besitzt. Wichtig ist, dass ihr die Musik feiert, Musiker so gut es geht auf eure Weise unterstützt und vor allem den (lokalen) Untergrund durch eure Anwesenheit supportet, denn dort macht euer Beitrag den meisten Unterschied und ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, was für ein wahnsinnig tolles Gefühl es ist, wenn sich die erste Person traut bei der eröffenden Band auf einem kleinen Konzert sich nach vorne zu begeben und sich direkt vor die Bühne zu stellen, während der Rest des Zuschauerschaft noch zöglerlich beim Soundmenschen oder an der Bar rumlungert. 

Wenn Du also das nächste Mal überlegst, ob Du die DARKTHRONE-Special-Edition mit Glitter-Dreifach-Vinyl und verziertem Klostein in Fenriz-Form, der im Dunkeln leuchtet, wirklich brauchst oder das Geld lieber in zwei bis drei lokale Konzertperlen stecken solltest, hoffe ich, dass Du dir ganz genau überlegst, wer deine Unterstützung dringender benötigt.

[Adrian]      

2 Kommentare:

  1. Jap. Es geht mir ganz genauso und es nervt schon extrem. Man kommt sich schon sehr abgezockt vor. Ich kann gewisse Preissteigerungen verstehen aber was hier abgeht ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich habe tatsächlich noch einige Alben aus diesem Jahr offen weil ich nicht einsehe für ne CD 20 € plus auszugeben oder 30 € für ne Platte. Da macht man es gerade den Leuten die überhaupt noch bereit sind für Musik Geld auszugeben so richtig schwer. Keine gute Entwicklung.

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