Montag, 20. November 2023

Es geht so nicht weiter!

Es ist mal wieder Montag. Ich überlege, worüber ich schreiben soll. Ich habe hier einen Stapel CDs liegen. Alben von Bands, die mir bereits vor Wochen zugeschickt wurden. Alben, die es verdient haben, dass ich sie mir anhöre, mir eine Meinung dazu bilde und dann ein Review in die Tastatur haue. Das mache ich nun seit weit mehr als 13 Jahren und hatte mich auch schon abgefunden, dass die meisten Beiträge wenig bis gar keine Resonanz erhalten. In letzter Zeit wird aber die Stimme in meinem Hinterkopf immer lauter, die mich fragt: was genau machst Du da eigentlich?   


Mittlerweile sind fast 1.500 Beiträge auf diesem Blog erschienen, in denen ich mich EP,s LPs, MCs und Live-Konzerten gewidmet habe. Der Löwenanteil dieser Artikel befasst sich mit Bands von denen ich vor meinem Review noch nie etwas gehört habe und noch viel mehr Promos (vornehmlich digitale Releases) erreichen mich pro Woche, die selbst den härtesten Perlentauchern im Untergrund kein Begriff sind. Die wenigsten Bands haben außerhalb der eigenen Bubble eine echte Relevanz und ich ziehe immernoch beide Augenbrauen hoch, wenn mir tatsächlich einmal Bemusterungsmatieral von Truppen wie MARDUK oder GRAVE PLEASURES ins Postfach flattert. In der Regel schreibe ich hier über Bands, die im Grunde niemand kennt, und das war für mich persönlich auch lange die Hauptmission dieses Blogs gewesen. Ich wollte solchen Bands eine Plattform geben, die sonst nirgendwo Beachtung finden oder vielleicht ganz am Anfang stehen, aber das Zeug haben mehr zu erreichen. Bei manchen Bands, die ich bei ihren ersten Alben begleitet habe, hat das auch zugetroffen und sie haben sich über die Jahre einen gewissen Namen innerhalb der Extreme-Metal-Szene machen können. Das habe ich vor allem dann gemerkt, wenn sie das Label oder den Promoter gewechselt haben und ich nicht mehr bemustert wurde. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass mich solche Sachen nicht in meinem Stolz kränken würden, aber ich mache mir anderseits auch keine Illusionen. Toteghoert.com hat für die allermeisten Promoter, Labels und Bands keinerlei Bedeutung. Ich bringe keine zusätzliche Reichweite, man verkauft wegen mir keine zusätzlichen Tonträger und übermäßig viel Prestige bringt es auch keines ein, wenn man von einer Website präsentiert wird, die Woche für Woche die unbekanntesten Künstler des Undergrounds auf die Startseite setzt. Wie gesagt, letzteres war eine bewusste Entscheidung und auch als Abgrenzung zu den großen Magazinen gedacht, die immer die gleichen faltigen Altstars auf ihre Cover packen und die immer gleichen Gefälligkeits-Interviews führen, damit sie auch weiterhin von den führenden Labels Zuwendung erhalten. Ich komme allerdings vom Thema ab. Es soll nicht darum gehen was andere machen, sondern wie es mit diesem Blog, den ihr gerade lest, weitergeht. Auch wenn es absolute Selbsttäuschung gewesen wäre, mit dem eben genannten Konzept lächerlich großen Erfolg zu erwarten, hatte ich mir immer gedacht, dass damit sich über die Jahre doch ein kleines aber stetig wachsendes Interesse erzeugen lasse. Das ist aber nicht der Fall gewesen und selbst das wäre nicht so schlimm, wenn zumindest der Spaß am Schreiben von Reviews konstant geblieben wäre. Das ist aber gerade in den letzten Monaten nicht mehr der Fall. Ich merke selbst schon seit längerem wie meine Rezensionen immer formelhafter werden und die Gleichförmigkeit immer mehr Einzug hält, was ehrlicherweise auch damit zu tun hat, dass es einfach zu viele Bands gibt, die absolut gleich klingen. atmosphärische Black-Metal-Soloprojekte, Old-School Death Metal Bands mit HM2-Pedal und anzügliche Grindcore-Bands lassen sich eben nur mit endlich vielen Wortmalereien und Euphemismen umschreiben. Wenn dann auch noch das oben beschriebene Feedback ausbleibt, man selten Kommentare (außer von der rezensierten Band selbst) und gerade einmal ein bis zwei Däumchen auf Social Media für ein paar Stunden arbeitet erntet beziehungsweise nach mehreren Wochen das Review immernoch bei zweistelligen Abrufzahlen rumdümplet, dann stellt man sich irgendwann automatisch die Frage: wieso tue ich mir das überhaupt noch an?
Persönlich lese ich so gut wie nie Online-Reviews, überfliege meist eher die Reviews im Deaf Forever, das ich im Grunde auch mehr aus Gewohnheit abonniert habe als es wirklich auszulesen wie es früher bei mir mit Musikmagazinen der Fall gewesen ist. Die meisten Bands, die ich in den letzten Jahren selbst gefeiert habe, habe ich über Empfehlungen von Freunden, Konzerte oder einen entsprechenden Online Feed kennengelernt. Kurzum, mir sind mir geschriebene Musik-Reviews völlig egal geworden und dennoch erwarte ich, dass andere in Scharen auf meinen Blog zusteuern? Das könnte man im schlimmsten Fall als schizophren bezeichnen oder mit viel Wohlwollen noch als naiv abtun. Wie dem auch sei, so wie es ist, kann es jedenfalls nicht bleiben! Es bringt niemandem etwas jede Woche Reviews rauszuballern, die sich gezwungen anfühlen. Reviews, die geschrieben wurden, weil man ja eine CD zugeschickt bekommen hat und man niemanden enttäuschen will. Dieser Wahnsinn endet mit dem Kalenderjahr 2023! Das soll aber nicht heißen, dass ich künftig keine Bands mehr aus dem Underground featuren will oder diesen Blog zu Grabe trage. Ich will mich verändern und euch mit diesem Beitrag einfach darauf einstimmen, dass es in naher Zukunft einige Änderungen geben wird bei den Formaten und wie sich diese Seite entwickeln wird.

Vielen Dank für eure Treue und Unterstützung bis hier hin. Ihr verdient mehr und ihr werdet mehr bekommen.

[Adrian]

3 Kommentare:

  1. Danke für dein Engagement! Wir haben dich immer gerne auf dem Mahlstrom begrüßt und hoffen das wir dir trotzdem einen Platz auf der Akkre sichern dürfen!

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  2. das hört sich nach einer guten positiven Veränderung für bride Seiten an.
    Ich drück Dir die Daumen, dass Du wieder Spass an der Sache findest und nicht aus Gewohnheit weiter machst.

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  3. Wenn der Spaß am Schreiben fehlt, ist das absolut nachvollziehbar. Ich bin gespannt was du veränderst :) Alles Gute dafür!

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