Mittwoch, 26. Januar 2022

Reingehört: Abschwörung "Manifeste des Zorns"

 

Eines muss man ABSCHWÖRUNG wirklich lassen. Sie lassen sich von schlechten Reviews nicht entmutigen. Denn sie haben mir ihre aktuelle Scheibe "Manifeste Des Zorns" zugeschickt, obwohl ich die letzte Split "Four Ways To Agony" in Grund und Boden kritisiert habe, wo die beiden Nordrhein-Westfalen ebenfalls beteiligt waren (ich bin übrigens immer noch überzeugt davon, dass die beiden Musiker tatsächlich hinter allen vier Bands dieser Split stecken). Hartnäckigkeit soll aber in jedem Fall belohnt werden und ich widme mich deswegen ein weiteres Mal der Schwarzmetallkapelle aus dem Hause Black Blood Records.
Wieso muss ich hier eigentlich schon recht früh an ARROGANZ denken? Sind es die tiefschwarzen Death-Metal-Gitarren? Der in Frakturschrift gehaltene

Bandname, der auch noch mit "A" beginnt? Ich weiß es nicht. Jedenfalls handelt es sich bei dieser Neuerscheinung ausnahmsweise nicht um eine Demo oder Split, so wie es das Duo bisher immer gemacht hat. Nein, hier haben wir es mit einer Compilation zu tun. Man hat kurzerhand die drei Demos, die jeweils zwischen 2019 und 2021 entstanden sind auf eine CD gebannt und schafft es damit nun auch endlich einmal auf Albumlänge. Soweit so gut. Beim ersten Song 'Seelenfinsternis' bin ich auch echt überrascht. "Das klingt doch gar nicht so schlecht", denke ich mir. "Was hat mich denn beim letzten Mal so gestört?" Ich schaue noch einmal in mein Review zur 4-Way-Split und es fällt mir wieder ein. Da war ja was. Die Vocals sind so gut verständlich, dass man die sehr klischeehaften Texte leider auch sehr leicht versteht. Versteht mich nicht falsch. Der Gesangsstil ist immer Geschmackssache, aber gerade gerade bei der neusten Demo "Seelenfinsternis" werden mir die Vocals zu abgehakt und mehr gesprochen als gesungen dargeboten. Interessanterweise wird die Scheibe aber besser, umso weiter man in die Vergangenheit vordringt. Denn man beginnt hier wie gesagt mit der neusten Demo und arbeitet sich über das 2020er Werk "Alptraumdimension" zur "Endzeitapokalypse" (der weiße Schimmel lässt grüßen) aus 2019 vor. Hier fügen sich die Gesanglinien besser ein, auch wenn dafür das Drumset stellenweise so klingt als sei es durch eine Wäschetrommel ersetzt worden. Wie auch in der letzten Rezension bemerkt, gehen die Gitarren und der Bass insgesamt in Ordnung. Viel düsteres Sludge-Brummen und dezente Black, Death und sogar Doom-Metal-Anleihen scheinen hier durch. Das kann man schon alles so machen. Dennoch fällt das Fazit gemischt aus.

"Manifeste des Zorns" schafft es in seinen besten Momenten ein ganz reizvolles War-Metal-Potpourri anzurühren, was wie eine dreckige Liaison aus BELPGEHOR und ARCHGOAT klingt. Gleichzeitig lässt man aber dafür sehr viel Potential liegen. Die Songtexte sind selbst für Genre-Verhältnisse viel zu stereotyp, die Vocals sind nicht konsistent genug in ihrer Leistung und überhaupt darf sich ABSCHWÖRUNG gerne mehr am 2019er Material orientieren als an der aktuellsten Performance (bis auf das Drumming, was 2021 am besten klingt). Kurzum, so schlimm wie ich die Truppe auf der "Four Ways To Agony"-Split Erinnerung habe, finde ich sie hier gar nicht, auch wenn ich mit gewissen stilistischen Entscheidungen einfach nicht warm werde und das inhaltliche Konzept für mich mehr nach Black-Metal-Realsatire als nach tatsächlichem Black Metal klingt. Wie dem auch sei. Sollten euch die Referenzbands zusagen und vielleicht sogar zu eueren Lieblingsbands gehören, dann könntet ihr auch Spaß mit den gesammelten Werken vom Thym und MDB haben (den beiden Musikern hinter dem Projekt). Wenn ihr allerdings eine Allergie gegen blasphemische Archetypen habt oder die Ströme des Black und Death Metal generell  ungern kreuzt, dann solltet ihr lieber auf den Plattenkauf verzichten. 
Die CD gibt es seit 17.12.2021 bei Black Blood Records.

[Adrian]

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