Sonntag, 31. Mai 2015

Live-Review: Extreme Rotten Decayed II


Old-School Death Metal und der Jam Club in Koblenz gehören einfach zusammen. Schon seit einigen Jahren veranstaltet vor allem OBSCURE INFINITY des Öfteren den einen oder anderen Konzertabend in diesem alternativen Musikkeller. Erneut steht der Abend unter dem Banner Extreme Rotten Decayed und mit dabei sind neben den Ausrichtern auch die Todesblei-Geschwader von DIABOLICAL IMPERIUM und REVEL IN FLESH. 

Die Nordrhein-Westfalen von DIABOLICAL IMPERIUM machen heute den Anfang und sind ziemlich gut aufgelegt. Die Truppe aus dem Dreiländereck überzieht den Saal mit düsteren Death Metal, der schwer an amerikanische Vorbilder wie IMMOLATION oder MORBID ANGEL erinnert. Viele Zuschauer betrachten den Opener mit großem Interesse und besonders in der ersten Reihe finden sich einige besonders Begeisterte ein und schütteln ihre Birnen. Abseits davon kann man sonst nicht viel berichten. Das Trio ist routiniert.  


Fonter Simone Milizia macht wie immer auch bei den lockeren und klischeefreien Ansagen eine gute Figur und glänzt mit Bühnenpräsenz, aber, wie gesagt, mehr kann man einfach nicht dazu sagen.


Ein guter Start, aber es geht noch mehr. Viel mehr! Denn so gut die Rheinländer auch waren, die Westwälder von OBSCURE INFINITY sind einfach eine mitreißende Bank. Die Rheinland-Pfälzer legen mit einem echten Live-Hammer los. 'Joyless Flesh' dürften diejenigen kennen, die die Split mit HUMILATION

erworben haben. Dieser Track zieht alle vor die Bühne, die noch draußen vor dem Club stehen und sorgt für ordentlichen Alarm in der Konzerthalle. Weiter geht es mit 'Perdition Destiny': noch einer Single, dieses Mal von der 7"-Inch mit WOUND. Da aber alle guten Dinge drei sind, folgt direkt im Anschluss die Darbietung einer weiteren exklusiven Split-Single. 'Sign Of The Nightsky' kommt sehr früh, aber gerade die erste Reihe freut sich darüber umso mehr. Das unsterbliche Solo wird mal wieder virtuos von Lead-Gitarrist Stefan dargeboten und auch wenn ich diesen Song schon unzählige Male live gesehen habe, begeistert er mich immer wieder. Weniger oft live  gespielt wurden die Titel vom aktuellen Album "Perpetual Descending Into Nothingness". Gleich vier Tracks schaffen es ins Set und besonders groß ist die Freude bei so mir als das düster-epische 'A Forlorn Wanderer' angestimmt wird. Leider ist diesmal A. von CHAOS INVOCATION nicht dabei, um seine Gast-Vocals aktiv beizusteuern und so muss Fronter Jules auch bei den klaren Tönen ran. Man merkt deutlich, dass Clean-Gesang nicht sein Hauptbetätigungsfeld ist und er da nicht so souverän agieren kann wie bei anderen Titeln, dennoch gehört das Stück zu den Höhepunkten des Gigs, der mit 'Maniac Destroyer' leider schon zu Ende geht. 


Auch wenn die Zuschauer unnachgiebig eine Zugabe fordern, bleiben die Lokalhelden der Bühne konsequent fern. Bodenständige Bands spielen eben alles was sie haben und gehen nicht als Showeffekt von der Bühne. Eine längere Setlist wäre dennoch wünschenswert, denn auch nach etwa 20 Auftritten, die ich von OBSCURE INFINITY gesehen habe, vergeht mir nie die Lust an dieser Kapelle. Der Sound war zwar nicht durchgängig ausgewogen, aber mit viel Spielfreude und einer tollen Performance haben die Jungs das locker kompensiert.

REVEL IN FLESH sind eine der wenigen aktuellen Old-School-Death-Bands in

Deutschland, die ebenso ausgelassen auf der Bühne sind, wie ihre direkten Vorgänger an diesem Abend. Sänger Haubersson macht keine Gefangenen und gibt immer alles auf der Stage. Schon beim Eröffnungstitel 'Warmaster' sorgt er dafür, dass die Stimmung am Anschlag ist. Ähnlich wie auch OBSCURE INFINITY mischen sie alte Tracks mit Titeln vom aktuellen Album. Besonders der Titelsong des neuen Longplayers 'Death Kult Legions' entpuppt sich als ordentliche Abrissbirne und bringt einige Zuschauer in den vorderen Reihen dazu sich lautstark zu beteiligen. Auch wenn das neue Material durchaus Potential hat, werden ältere Titel wie 'Wings Of Death' deutlich mehr abgefeiert. Hauber verdient sich heute außerdem den Preis für die eloquentesten Ansagen und gibt zu fast jedem Song ausführliche Informationen. So verpasst auch niemand, dass auch heute wieder das BENEDICTION-Cover 'Subconscious (T)error’ auf dem Plan steht, das erneut schwedifiziert dargeboten wird. Den Abschluss bildet dann aber eine alte Eigenkomposition. 'Black Paled Elegy' ist eine tolle Nummer für den Ausklang und mobilisiert die letzten Kräfte bei der Headbanger-Fraktion direkt vor der Stage. 


Ein toller Abend geht mit dem Auftritt der Schwaben zu Ende und hat den guten Eindruck vom ersten Extreme Rotten Decayed bestätigt, auch wenn dieses Mal eine Band weniger dabei war, war das Package insgesamt umso stärker. Hoffentlich etabliert sich diese Veranstaltung im Koblenzer Jam Club und bringt uns noch mehr so herrliche Abende wie diesen hier. Interesse beim Publikum ist auf jeden Fall vorhanden. 

[Adrian]

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