Montag, 29. Mai 2023

CD-Review: Dead Chasm "Sublimis Ignotum Omni"


Long Time, No See! Knapp ein Jahr nach der selbst-betitelten EP sind die okkult Musikschaffenden aus Norditalien wieder da und legen ihre Debüt-Full-Length "Sublimis Ignotum Omni" vor (zu Deutsch "Das Erhabene, das allen unbekannt ist"). Ob und wie sich DEAD CHASM seit dem letzten Release entwickelt haben, will ich mir heute genauer anschauen.
Die knapp 33 Minuten Spielzeit verteilt auf sieben Songs sind für mich erst einmal ein gutes Vorzeichen, dass dieses Album keine unnötigen Schnörkel und Längen aufweisen wird. 
Diese Vermutung wird auch mit einem sehr direkten Einstieg äußerst positiv bestätigt. 'Apparitions' ballert ohne Umschweife los und geht mit 'In Abhorrent Obscurity' in ein Trümmerfest á la AUTOPSY über. Bei 'Perpetual Realm of Light' wird der eingeschlagene Kurs konsequent beibehalten und man erreicht einen fließenden Übergang zwischen den einzelnen Tracks, was der Immersion zuträglich ist. Dazu gibt es auch noch eine ordentliche Portion Double Bass und alptraumhafte Riffs, die eine schwere und düstere Stimmung erzeugen, die die schwärzesten Winkel des Old-School Death ausreizen. Ich will nicht jeden einzelnen Song im Detail abhandeln, aber zum death-doomigen '
Ethereal Fragments' muss ich noch loswerden, dass dieser Song-Titel zwar nach einem Bio-Shampoo aus dem Weltladen klingt, aber musikalisch voll in Ordnung geht, auch wenn er nicht viel neues an den Tisch bringt, was sich leider auch generell auf die zweite Hälfte der Scheibe übertragen lässt. Auch wenn es sehr begrüßenswert ist, dass man gegen Ende noch einmal mehr Dampf und Geschwindigkeit vorlegt, geht dem Dreher noch vor der Ziellinie einfach die schöpferische Puste. Daran ändert leider auch der an sich sehr gute Rauswerfer 'Innumerable Dimensions' nichts mehr, der bei mir dezente GRAVE MIASMA Vibes aufkommen kässt.
Nun, was kann man also zusammenfassend über "Sublimis Ignotum Omni" noch sagen? DEAD CHASM legen fulmiant los und nach drei Songs ist man ziemlich gehypt, wenn man diesen ultra-düsteren, tonnenschweren Todesstahl-Sound feiert. Allerdings werden sich auch die treusten Jünger von INCANTATION und IMMOLATION spätestens nach 20 Minuten am Kreativkonzept satt gehört haben und die zweite Hälfte des Albums nur noch mit geteilter Aufmerksamkeit verfolgen. Schade! Denn die instrumentalen Grundzutaten sind allesamt ziemlich großartig, aber es mangelt an song-schreiberischer Würze, um dauerhaft interessant zu bleiben. Bei der 2022er EP fiel das aufgrund der geringen Spielzeit noch nicht so sehr ins Gewicht, aber auf Albumlänge werden solche Probleme leider offensichtlich. Entsprechend empfehle ich euch zuerst in das Debüt des italenischen Trios reinzuhören, bevor ihr es blind kauft.
Seit 05.05.2023 gibt den Silberling bei FDA Records (beziehungsweise ab Ende Juli ist er auch als Vinyl erhältlich).

6 von 10 Punkten

[Adrian]



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