Sonntag, 4. Juni 2023

CD-Review: Abolish "…From The Depths"

ABOLISH wollte ich schon eine ganze Weile behandeln. Denn türkischen Old-School Death Metal mit einer Frontfrau am Mikro flatert mir auch nicht alle Tage ins Postfach. Ihr Debütalbum "…From The Depths" erscheint gleichzeitig aber auch in einer Zeit, in der die meisten Hörer vom klassischen OSDM-Sound ziemlich übersättigt sind. Ob es dem Quintett aus Ankara dennoch gelingt aus der Masse herauszustechen, wollen wir uns heute einmal genauer anschauen.
Sieben Songs mit einer Spielzeit von jeweils mehr als sechs Minuten erwarten den geneigten Hörer hier (abseits vom Opener und Rauswerfer, die etwas darunter liegen)  Am Ende kommen wir deswegen bei einer Laufzeit von etwa 43 Minuten raus, was genau im Durchschnitt der Spieldauer eines normalen Todesblei-Releases liegt. Durchschnitt ist auch genau das richtige  Stichwort, denn auf Anhieb ist der Sound zwar ein angenehmes Gebräu aus verschiedenen Extreme-Metal-Elementen, die allesamt sehr gut verarbeitet sind, aber man schreit auch nicht gerade danach besonders ausgefallen sein zu wollen. Man bekommt düstere doomige Riffs vorgesetzt, die meist langsam und böse vor sich hin wabern und mit röchelnden Growls unterlegt werden, um immer wieder von schnellen Double-Bass-Attacken aufgelockert zu werden. Damit kann man durchaus seinen Spaß haben. Vor allem auch deswegen weil hier sehr schön der Vibe der späten 80er und frühen 90er Jahre durchkommt. Einer Zeit des sehr urwüchsigen Death Metal, der noch nicht so zerfasert gewesen ist, wie bei den Alben, die einige Jahre später erscheinen sollten. Aber ich schweife ab! ABOLISH macht das, was es macht sehr gut und strahlt das auch authentisch aus, aber dennoch muss sich der Fünfer die Frage gefallen lassen, ob man allein mit dieser Mischung 2023 noch genug anbietet, um die nötige Aufmerksamkeit der Szene zu bekommen. Ich tue mich dabei sehr schwer mit der Antwort. Denn an sich gefällt mir der Mix aus dezenten Black-Metal-Gitarren, jeder Menge Death-Doom-Einwürfen und singender Riff-Akrobatik wirklich gut.

Jedoch gibt es in gerade in diesem Sektor auch jede Menge Konkurrenz, die besonders in den letzten 15 Jahren wirklich starke Alben abgeliefert hat. Allerdings haben die TürkInnnen mit ihrem Gespür für gutes Song-Writing anderen Bands im Todesstahl-Underground auch einiges voraus. Gerade ein Track wie 
'Recm In The Ungodly Lands' stellt dies eindrucksvoll unter Beweis.


Dennoch kann ich nicht anders als ABOLISH insgesamt ein paar Punkte in der B-Note abziehen zu müssen. Natürlich können sie nichts dafür, dass die Szene in den letzten Jahren so sehr mit klassischem Death Metal überschwemmt wurde, aber sind wir mal ehrlich: wird man sich am Ende dieses Jahres sofort an 
"…From The Depths" erinnern, wenn es um die Death-Metal-Alben 2023 geht? Nur die Zeit wird das Gewissheit zeigen, aber im Moment bin ich mir da nicht so sicher. Ich wünsche der Band für die Zukunft auf jeden Fall alles Gute und beobachte ihre Entwicklung mit großem Interesse, aber ihr Debüt reiht sich dennoch fürs erste im soliden Erwartungshorizont einer handelsüblichen OSDM-Kapelle ein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Seit 5. Mai bekommt die Scheibe in den üblichen Formaten bei FDA Records.

7 von 10 Punkten

[Adrian]

            




 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen