Montag, 13. Februar 2023

Reingehört: Gottmaschine s/t

 

GOTTMASCHINE? Keine Sorge, falls euch der Name nichts sagt. Das Trio hat sich erst letztes Jahr gegründet und diesen Monat gerade sein selbst-betiteltes Debüt veröffentlicht. Der Name ließ bei mir zuerst Dark Metal oder Gothic Doom Assoziationen aufkommen, aber damit lag ich komplett falsch.

Denn bei diesem Hassbatzen handelt es sich um aggressiven Black Metal mit avantgardistischen und melodischen Ansätzen (was man beispielsweise besonders schön in den postrockigen Momenten von 'Industrieller Massenselbstmord' unter Beweis stellt).
Die acht Songs bringen es auf knapp 44 Minuten Spielzeit und verfolgen laut Aussage der Band eine futuristische Form von Black und Death Metal. Da musste ich sofort an die Kollegen von VORGA denken, die sich selbst ja sehr stark im SciFi-Thema positioniert haben. Hier allerdings ist man weit weg von Kybernetik und intergalaktischen Reisen. Das World Building bei GOTTMASCHINE ist düster, nihilistisch und  endzeitlich. In den Klang werden auch keine Synthies oder Keyboards eingebunden. Es ist mehr ein Mix aus Elementen von ELLENDE, IMPERIUM DEKADENZ und bis weilen auch HELRUNAR zu "Sól" Zeiten. Das ist aber noch längst nicht alles - denn mit dem harschen und eher Richtung Blackened Death Metal tendierenden Song 'Hassmaschine' überrascht man mitten im Album den Hörer mit einem unverhofftem Stilbruch, der noch um Final-Fantasy-VII-Gedächtnischöre ergänzt wurde, die sich allerdings sehr stimmig ins Gesamtbild einfügen. 'Virus Omega' direkt im Anschluss ist übrigens der Song, der noch am "space`igsten" klingt und mit verspielten Effekten am deutlichsten das futuristische Konzept aufgreift. Den Abschluss bildet dann 'Blick in die Ferne', das auch ein letztes Mal die Chöre zurückbringt, um geradezu episch und symphonisch in den Sonnenuntergang zu reiten.
Was bleibt aber unter dem Strich von GOTTMASCHINE hängen? Das Debütalbum des deutschen Dreigestirns bietet eine große Varianz verschiedenster Elemente. Ruht sich aber zu keinem Zeitpunkt auf seinen Lorbeeren aus und strebt immer wieder zu neuen stilistischen Ufern. Muss man persönlich mit jeder künsterlischen Entscheidung zufrieden sein? Nein, sicherlich nicht. Aber selbst wenn man sich manchmal wegen gewisser Elemente vor den Kopf gestoßen fühlt, weil der Song gegen Ende völlig anders klingt als zu Beginn, wird man durch wunderbare Hymnen wie 'Enklave der Unschuld' oder 'Anthropomorph' mit diesem Konzept wieder versöhnt. Kurzgesagt, das göttliche Trio fordert einiges an aktivem Zuhören von euch, aber wer gewillt ist diese Energie aufzubieten wird mit einer bunten Palette unterschiedlicher Facetten schwarzer Klangkunst belohnt. 
Ein kurzer Besuch auf Bandcamp könnte sich also lohnen, wo ihr seit 02.02.2023 die Scheibe digital erwerben könnt.

[Adrian]

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