CENDRES DE HAINE (zu Deutsch "Asche des Hasses") ist ein Zwei-Mann-Projekt aus der Schweiz, dass seit etwa zwölf Jahren traditionellen und unverfälschten Black Metal spielt. Mit "Lemegeton Clavicula Salomonis Tome II" (zu Deutsch "Lemegeton, der kleine Schlüssel des Salomon, Buch 2") erscheint die Fortsetzung zu ihrem 2016er Album, das genauso betitelt war und nur als erster Teil ausgewiesen wurde.
Entsprechend eröffnet das Album auch mit dem Song 'Chapitre VII', um die Parallelen zum Vorgänger zu unterstreichen (der konsequenterweise mit Kapitel 6 geendet hat). Persönlich habe ich diesen Vorgänger nie gehört, aber schon nach den ersten Minuten glaube ich, dass das kein Problem darstellen sollte, denn die beiden
Eidgenossen legen szene-typisch keinen Wert darauf, dass man vom lyrischen Inhalt auch nur ansatzweise etwas mitbekommt. Die fauchenden und keifenden Vocals verschwimmen im wütenden Gewitter, dass die klirrenden Drums und das noisige Riffing darstellen. Um den Inhalt aber dennoch irgendwie zu transportieren, bleibt hier nur die Expression der Darbeitung und ihre Atmosphäre. Die kann dafür umso stärker überzeugen. Die Melodien wirken die meiste Zeit über tiefschwarz und malen herrlich ausdrucksstarke Bilder in den Gehörgang des Rezipienten. Gerade das immanente, krachige Rauschen trägt dazu bei die Klanggebilde noch dichter und wütender erscheinen zu lassen. Dieser Grundsound liegt übrigens nicht darin begründet, dass mir das Album auf Kassette vorliegt. Auch die digitale Version weist dieses Merkmal auf, was jedoch nicht bis zur Unhörbarkeit ausgereizt wurde. Im Gegenteil, der Sound ist gerade so räudig, dass es der Atmosphäre zuträglich ist ohne bereits nach kurzer Zeit zu nerven. Wir haben es hier vielmehr mit einer Hommage an Kapellen wie DROWNING THE LIGHT oder COLDWORLD zu tun, wobei man auch dazu sagen sollte, dass den (meisten der) zwölf Titeln noch ein wenig mehr Arschtritt innewohnt als bei diesen Referenzen. In bester Old-School-Manier prescht man immer wieder urgewaltig nach vorne und sollte damit auch TNBM-Verfechter auf seine Seite ziehen.
Alles in allem ist "Lemegeton Clavicula Salomonis Tome II" auf den ersten Blick ein typisches Black-Metal-Undrground-Projekt wie es sie aktuell zu Hauf gibt: Old-School-Riffing, düstere LoFi-Elemente und inhaltlich in ganz viel Okkultismus gepackt. Hört man allerdings genauer hin, dann entfaltet sich hier ein vielschichtiges Klangerlebnis, das von durchdachtem Song-Writing und interessanten Arrangements beherrscht wird. Exemplarisch möchte ich dabei 'Chapitre X' als Anspieltipp hervorheben, das besonders eindrucksvoll aufzeigt, was für ein gutes Gespür dieses Duo für bemerkenswerte Gitarrenarbeit hat. Kurzum, wenn ihr wirklich anspruchsvollen Black Metal aus den Tiefen des Untergrunds hören wollt und nicht irgendwelche Poser-Scheiße, die euch irgendein Kunstlederwestenträger andrehen will, dann seid ihr hier genau richtig.
Seit 30. April 2022 kann man das neuste Album von CENDRES DE HAINE bei Schattenkult Produktionen als CD und bei Schierling Klangkunst als MC bekommen.
[Adrian]
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