Sonntag, 30. Oktober 2022

CD-Review: Epistulum "From The Dead Masses"

Ich hänge aktuell ziemlich hinterher, was meine Rezensionen angeht. So wartet EPISTULUM schon eine ganze Weile darauf, dass ich mich mit Ihrem Debütalbum beschäftige. "From The Dead Masses" erschien nämlich bereits Ende August und mittlerweile steht Allerheiligen vor der Tür. Mit einem entsprechend schlechten Gewissen widme ich mich dieser Promo.

Die zehn Songs kommen auf knapp 47 Minuten Spielzeit und ich bin direkt etwas überrascht. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass mich hier progressiver Melodic Death Metal erwarten würde. Ich war auf Todesblei zwar durchaus eingestellt, aber die Scheibe begrüßt Mich mit ziemlichen spacigen Tönen und Keyboardeinlagen, die von

sehr ausgearbeiteten Gitarren begleitet werden. Die Vocals sind derweil ein grollendes und keifendes Highlight, die viele Akzente setzen und dabei schön voluminös klingen. Das setzt den Sound der band auch gleichzeitig von den üblichen Verdächtigen aus Göteborg ab und erinnert mich auch produktionstechnisch mehr an Bo Summer von ILLDISPOSED. Die dänischen Kollegen haben aber sonst nur bedingt etwas mit den vorliegenden Niederländern zu tun. Beide spielen zwar sehr eigenständigen Melodic Death Metal, aber EPISTULUM hat auch eine deutliche Finnland-Schlagseite (ältere AMORPHIS und WINTERSUN lassen besonders eindrucksvoll bei 'Pandemonium Flux' grüßen). Diese Mixtur geht extrem gut ins Ohr und funktioniert für mich wirklich gut. Vieles erinnert mich hier an den experimentellen Melodeath aus Nordeuropa, der besonders Mitte und Ende der 2000er stark in meinen Playlisten vertreten war. Dabei ist man aber nie zu verspielt, sondern schreibt und spielt sehr tighte Songs, die auch niemals mit Keyboard und Gitarrenakrobatik überfrachtet werden. Maximal 'Scars Of Coition', das progressivste Stück der Platte, dürfte echten Minimalisten mit seinen Cleanen Phaser-Vocals, die stellenweise zum Einsatz kommen, und den exzessiv vielen (Gitarren-) Effekten schwer ins Ohr gehen. Dem Rauswerfer 'Tongues As Spearheads' könnte man zwar das gleiche vorwerfen, aber hier geht man dafür so kraftvoll zur Sache, das man schließlich alle Parteien wieder versöhnen dürfte.

Insgesamt ist "From The Dead Masses" ein wirklich erfrischendes Album, das zwar viele Elemente aufgreift, die ich auch vor 15 Jahren bereits im Melodic Death Metal gehört habe, aber würzt sie mit einer ordentlichen Progressivität. Kurzum, man könnte EPISTULUM auch als Kollaboration von RUSH, NORTHER und NOCTURNUS bezeichnen, die sich auf einer Raumstation getroffen haben, um sich in ihrer Gitarrenarbeit zu übertreffen. Ich kann euch nur empfehlen hier einmal rein zu hören, besonders dann wenn euch die zeitgenössische (Melodic) Death-Metal-Szene langweilt und es euch an interessanten eigenständigen Releases gemangelt haben sollte.

Seit 26.08.2022 könnt ihr diese Debüt-CD Online bei der Band selbst bestellen.

8,5 von 10 Punkten

[Adrian]              

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