Sonntag, 23. Oktober 2022

CD-Review: Nott "XX"


Zuletzt gab es bei Totgehört vermehrt ausgefallene Bands - das kam nicht bei allen gut an. Na schön, ihr Puristen, dann bekommt ihr heute reinsten Schwarzmetall ohne jeden Schnörkel geboten. NOTT ist das Soloprojekt von einem Italiener namens Archvile, der seit über 20 Jahren in der Extreme-Metal-Szene unterwegs ist. Mit "XX" erschien dieses Jahr bereits das fünfte Album der lombardischen Ein-Mann-Band, das mit seinem Titel das 20-jährige Bestehen des Projekts feiert. 
Knapp 42 Minuten Spielzeit erwarten hier den geneigten Hörer, die sich auf acht Titel verteilen und allesamt durchweg einen sehr klassischen Ansatz verfolgen. Hier wird in bester 90er Jahre
Manier ordentlich geballert und die Doublebass rattert meistens am Anschlag. Wenn sie das nicht tut, dann nur um den Fokus verstärkt auf die klirrenden Gitarren zu legen. Die Vocals sind herrlich fauchend und besitzen ein düstere Erhabenheit, die an die Vokalisten der zweiten Welle erinnert. Ebenfalls old-school sind die Liednamen gehalten. 'We Are The Virus', 'Naked Apes' oder auch 'So Close In The Fog' sind schon ultra-plakativ, was aber eine angenehme Abwechslung zu den teils kryptischen Titeln bildet, die sich viele moderne Kapellen in den letzten Jahren für ihre Tracks haben einfallen lassen. Dieses Album ist aber auch in musikalischer Hinsicht das Gegenteil von kryptisch. Es geht direkt nach vorne und man nutzt selten komplizierte oder unerwartete Strukturen, um zum Ziel zu gelangen. Dabei gibt es dennoch Momente, die mir die Augenbrauen in die Höhe treiben. Entsprechend hatte ich bei 'Earth's Black Box' nicht mit einem so ausladenen, hymnenhaften Gesang gerechnet, der wirklich anständig umgesetzt wurde. Erwähenswert wäre darüberhinaus noch das feine Gespür für Melodien und Arrangements. Alle Versatzstücke der einzelnen Tracks greifen wunderbar ineinander und man hat nie das Gefühl, dass irgendeine Passage überladen wäre.

Irgendwie komme ich mir jetzt etwas schäbig vor, da die Rezension dieses Mal nur so kurz ausgefallen ist, aber es lohnt sich bei "XX" nicht zu intensiv über einzelne Tracks zu reden, da das bisher Gesagte auf alle Titel irgendwo zutrifft. NOTT spielt Black Metal wie es ihn auch schon vor 20 oder 25 Jahren gegeben hat und orientiert sich an den ersten Alben von DARKTHRONE (außer dem allerersten natürlich) und SATYRICON. Im direkten Vergleich zur letzten Scheibe "4" konnte man sich übrigens deutlich steigern, besonders was Sound und Song-Writing angeht, wobei gerade Letzteres immer noch sehr gradlinig ist. Es wird viel mit einfachen und repetativen Gitarren gearbeitet, was den einen oder anderen Hörer vielleicht langweilen könnte, gerade auch deswegen weil sich so vieles auf diesem Album schon irgendwie bekannt anhört - dafür gibt es kleinere Abzüge. Schlussendlich bleibt "XX" von NOTT allerdings immer noch eine Platte die man gefahrlos jedem Second-Wave-Worshipper zeigen kann ohne dass dieser Grund zur Beschwerde hätte. Wenn ihr euch in dieser Beschreibung wiederfindet, schnappt euch das Album oder hört zumindest Probe. Enttäuscht werdet ihr nur sein, wenn ihr eine musikalische Revoultion erwartet.
Seit 22.09.2022 kann man die CD bei Schierling Klangkunst erwerben.   

7,5 von 10 Punkten

[Adrian]     

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