Samstag, 26. März 2022

CD-Review: Chaos Invocation "Devil, Stone & Man"

 
Es ist schon etwas her, dass die Rheinland-Pfälzer von CHAOS INVOCATON ein neues Album veröffentlicht haben. Nach vier Jahren liegt nun aber endlich mit "Devil, Stone & Man" das vierte Studioalbum der orthodoxen Schwarzmetaller vor und lasst uns direkt ohne weitere Vorrede in die Full-Length eintauchen. Wir haben hier eine Menge worüber wir reden müssen.
Kommen wir aber zuerst zu den obligatorischen Rahmenbedingungen. Das Album umfasst neun Songs, die es zusammen auf etwas mehr als 44 Minuten Spielzeit bringen. Das Artwork stammt von BMS Illustration aus Venezuela. Ein Künstler,

der bereits für viele Black-Metal-Kapellen gearbeitet hat. Das Layout, der Schriftsatz und das Covermotiv erinnern sehr stark an alte Extreme-Metal-Demos und das alles wirkt wie eine bewusste Rückbesinnung auf die Anfangstage des Metal Undergrounds an sich. Soundtechnisch bleibt man sich treu und behält seine unverfälschte Black-Metal-Brutalität bei. Im direkten Vergleich zum Vorgängeralbum "
Reaping Season, Bloodshed Beyond" hat man den Härtegrad sogar noch etwas erhöht und wütet direkter beziehungsweise noch schneller durch die einzelnen Stücke. Besonders die ersten drei Stücke sind schnörkellos und verplempern keine Zeit mit Intros oder ähnlichem. Dafür gibt es beim dritten Titel 'Diabolical Hammer' Gast-Vocals von V. Santura (bekannt durch DARK FORTRESS und TRIPTYKON), der sich übrigens auch für den Mix und das Mastering dieser Platte verantwortlich zeigt. In den genannten drei Songs bekommt ihr direkt einiges vor den Latz geknallt. Allerdings verbirgt sich gerade in dieser Härte immer wieder ein hohes Maß an gekonnter Melodieführung, die sich über die messerschaffen Riffs und Double-Bass-Attacken wie ein warmer Nebel legt. Erst 'Odonata Fields' nimmt das Tempo etwas heraus und erzeugt diese für die Band typische Atmosphäre, die von tiefer Schwärze und okkultischer Erhabenheit geprägt ist. 'Where We Have Taken The Cross' nimmt dann im Anschluss genau diese Erhabenheit auf, aber erhöht gleichzeitig auch wieder das Tempo. Diese Nummer kann ich mir vor allem auf der Bühne gut vorstellen, da sie sich durch ihre dezenten Black'n'Roll-Anleihen nicht nur für Headbanger im Publikum sehr gut geeignet ist, sondern weil die chorhaften Einwürfen hier zusätzlich auch dazu einladen mit erhobener Faust vor der Bühne mitzugrölen. Auch im weiteren Verlauf bleibt Die Qualität des  Liedgut auf einem sehr hohen Niveau. 'Triple Fire' oder auch 'Curses Upon You' verlassen zwar zu keinem Zeitpunkt den Erwartungshorizont einer Veröffentlichung aus dem Black Metal Underground, aber in den Bann zieht mich die Musik von CHAOS INVOCATION dennoch. Denn ihre Leidenschaft, Spielfreude und ihr Herzblut kann bei jeder Note herausgehört werden. Sie machen diese Musik nicht, um irgendwelche Szene-Elitisten zufrieden zu stellen, sondern weil dies die Essenz ist, wofür die Mitglieder stehen und was sie erschaffen wollen.



Alles in allem macht CHAOS INVOCATION einfach mal wieder sehr viel richtig. "Devil, Stone & Man" will traditionsbewusster Black Metal ohne Schnick-Schnack sein und schafft es doch so viel mehr zu sein. Einige Musiker und Bands machen es sich nämlich sehr einfach, wenn es darum geht Black Metal melodisch zu gestalten: hier etwas Postrock und dort vielleicht ein paar Keyboards - et voilà, hat man die Anzahl der potenziellen Fans direkt um ein vielfaches gesteigert. Die Westerwälder gehen bewusst einen anderen Weg. Sie verzichten auf alles, was nicht in den klassischen Black-Metal-Kosmos passt (abgesehen vom wunderschönen Outro 'Sacrifices', das zeigt wie man allein mit einer Akustikgitarre eine dichte Atmosphäre erzeugen kann). Insgesamt gesehen haben sie den Härtegrad im Vergleich zu ihren letzten Releases nämlich noch gesteigert und die waren ja auch schon kein Easy-Listening gewesen. Dennoch schaffen sie es subtil Harmonien und Melodien im akustischen Gemetzel zu verstecken, die im Ohr des Hörers hängen bleiben. Die Kunst ist es in einem vermeintlichen Brachial-Chaos immer song-dienlich zu arbeiten und die Brutalität nicht zum Selbstzweck verkommen zu lassen. Das unterscheidet eine durchschnittliche von einer hervorragenden Black-Metal-Band. Wer mir nicht glaubt, sollte hier einfach nur mal selbst ein Ohr riskieren. Es gibt nur wenige Bands, denen man ihre kreative Vision so glaubwürdig abnimmt wie diesen vier Herren.
Seit dem 24.03.2022 bekommt ihr das Album unter anderem auf der Bandcamp-Seite der Truppe.

9 von 10 Punkten

[Adrian]

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