SKOGNATT gehört zu den Stammgästen bei uns. Nur wenige Interpreten haben bereits vier Beiträge und mehr auf diesem Blog gewidmet bekommen. Da allerdings die musikalische Qualität stets gestimmt hat und wir es hier zusätzlich mit einer Split zu tun haben, die uns mit WEHMUT auch gleich noch einen zweiten Schwarzmetall-Solokünstler präsentiert, versteht es sich qausi von selbst, dass ich hier ein Ohr riskiere.
Die beiden süddeutschen Künstler kommen beide aus dem Freistaat Bayern - sie trennt lediglich der Weißwurstäquator (SKOGNATT kommt aus Augsburg und WEHMUT auf dem unterfränkischen Arnstein). Auch musikalisch macht die Zusammenarbeit definitiv Sinn. Denn beide Künstler haben einen Hang zu atmosphärischem bis depressivem Black Metal. Ich weiß, das ist bei der Masse an solchen Projekten eigentlich kein Alleinstellungsmerkmal. Allerdings sind beide Kapellen keine krachigen Kinderzimmerproduktionen. Jeder weiß auf seine Art sich zu inszenieren und die eigenen Stärken nach außen zu kehren.
Fangen wir bei SKOGNATT an. Wie gesagt, ich habe in der Vergangenheit so viel über diesen Bayern geschrieben, dass ihr seinen Stil eigentlich kennen solltet. Auf der anderen Seite hat er sich auch immer wieder als sehr wandelbar und vielseitig erwiesen, weswegen ein paar Referenzen vorneweg doch Sinn ergeben. Dieses Mal höre ich nämlich sowohl dezente BLUT AUS NORD Vibes, als auch THY LIGHT und COLDWORLD Anleihen im aufgebauten Stimmungsbild heraus. Über den Drum Sound kann man wiederum etwas streiten, der wirkt immer wieder etwas zu rumpelig bis fremdkörperhaft, wie man es besonders gut bei 'Tornado' heraushören kann. Das verdirbt mir aber zu keinem Zeitpunkt den Spaß an den Kompositionen. Denn auch wie auch schon auf früheren Releases weiß der Augsburger Danijel mit Kontrasten zu arbeiten und konterkariert singende Klampfen mit harschen Schwarzmetallausbrüchen. Auch die Stimme, die ich zuletzt immer noch kritisiert hatte, stört mich hier gar nicht mehr. Im Gegenteil das fauchende und zischende Leitmotiv der Vocals passt hier extrem gut zum vielschichtigen Klangbild, das uns über die drei SKOGNATT-Songs in knapp 17 Minuten vermittelt wird.
Wichtig bei Splits ist übrigens, dass man den Übergang zur zweiten Band überhaupt bemerkt. Gerade im Death Metal oder Grindcore kann es passieren, das man gar nicht bemerkt, dass der Interpret gewechselt hat, wenn man nicht explizit darauf geachtet hat. Hier ist es anders. Bei WEHMUT vermittelt der erste Song 'Traum' direkt ein ganz anderes Gefühl als die drei Stücke zuvor. Die Riffs sind sehr breitwandig und wie Kaskaden stürzen die Melodien über dem Hörer herein. Diese Verbindung aus einerseits sehr zugänglichen Riffs, einigen Post-Metal-Elementen und dennoch knüppelharten Schlagzeugsalven mit durchdringenden Screams, qualifiziert den Franken definitiv für (mindestens) ein Bewerbungsgespräch bei AOP Records. Kleinere Kinderkrankheiten kann man jedoch auch identifizieren. So werden die drei WEHMUT-Titel extrem lang ausklingen gelassen. Nichts gegen Outros, aber wenn man dieses Stilmittel schon so exzessiv nutzt, dann sollten die Tracks auch besser ineinander übergehen, so dass man nicht aus dem Hörfluss gerissen wird. Das klappt auf dieser Split noch nicht reibungslos, aber das ist auch meckern auf sehr hohem Niveau. An sich ist nämlich das Song-Writing und die Umsetzung auf jeden Fall mehr als nur ansprechend.
Alles in allem gelingt dieser Split ein schwieriger Spagat: man hört den Unterschied zwischen beiden Musikern deutlich heraus, aber der Bruch ist nicht so dramatisch, dass man komplett vor den Kopf gestoßen wird. Sowohl SKOGNATT als auch WEHMUT spielen Black Metal, der nicht den aller elitärsten Qualitätsbestimmungen entspricht, aber ist gleichzeitig auch sehr weit entfernt davon dem verkopften Black-Metal-Mischwesen anderer Szenevertreter zu entsprechen. Wenn ihr also etwas stimmungsvolles für eure Frühjahrsdepression sucht, dann riskiert hier ein Ohr!
Ab 01.04.2022 gibt es die EP auf Bandcamp digital wie auch physisch (auf 50 CDs limitiert).
[Adrian]
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