Wenn eine Band bereits so aussieht als hätte man sie für eine drittklassige Sitcom auf ProSieben lieblos auf einer Flipchart konzipiert, dann hat man absolut nichts gutes zu erwarten. Und bei VISIONS OF THE NIGHT trifft dieser Umstand vollkommen zu. Der Name klingt als sei er mit einem Band-Name-Generator erschaffen worden, das Logo sieht aus wie das Werk eines talentfreien 14-Jährigen, der sein Matheheft vollgekritzelt und das Synonym von Alleinherrscher "Wolvesblood" treibt mir die Fremdscham ins Gesicht. So negativ beeinflusst, hege ich vorab keinerlei Erwartungen an das dritte und aktuelle Album "Supreme Act Of War" und trotzdem beschleicht mich das ungute Gefühl dennoch enttäuscht zu werden.
Wenn ich den Waschzettel der CD lese, bekomme ich Pickel. Man sei eine frenetische Live-Band. Wie frenetisch? Nun, man habe einen Scharfschützen, einen Alkohol-kranken Arzt und eine "Air Wall Of Death", bei der sich die
Zuschauer mit Miniatur Flugzeugen des Zweiten Weltkriegs bewerfen. Ich frage mich an dieser Stelle, ob der Band selbst bewusst ist, wie dämlich das für Außenstehende klingen muss. Allerdings reden wir hier nicht von einer mehrköpfigen Truppe, sondern lediglich von einem festen Mitglied: Wolvesblood alias Peter aus Kanada, der mit seinen Sessionmusikern zusammen auftritt, aber kompositorisch alles selbst in der Hand hat. Wie auch schon beim letzten Kandidaten in dieser Rubrik, ist das nicht unbedingt immer positiv. Denn nicht jeder Mensch, der eine Gitarre halten kann, ist zwangsläufig ein begnadeter Multi-Instrumentalist. Meistens hat man es mit über-ambitionierten Klampfern zu tun, die sich am Riffbrett einen abwichsen und die restlichen Instrumente stiefmütterlich behandeln. Das Ergebnis ist dann meistens unzusammenhängende Saitenakrobatik, die weder Flow noch Struktur besitzt. Und jetzt ratet mal, womit wir es bei der betreffenden Scheibe zu tun haben? Richtig, wir haben hier ein Paradebeispiel dieser Zunft vorliegen. Angefangen mit dem viel zu langen Intro 'Lurking In The Jungles' (236 unerträgliche Sekunden) geht hier so ziemlich alles schief, was angefasst wird. Die Growls wirken wie eine Mischung aus Halsschmerzen und Waschbär-Stimmbruch und die Dissonanzen in der Melodieführung sind nicht progressiv oder clever sondern einfach nur unangenehm und nervtötend. Abseits davon werden haufenweise Standards von der SIX-FEET-UNDER-Resterampe serviert, die den fast unmöglichen Spagat zwischen unnötigem Gefrickel und monotoner Austauschbarkeit quasi perfekt machen.
Wenn euch VISIONS OF THE NIGHT trotz all dieser Argumente nicht abgeschreckt hat, dann versucht euch an "Supreme Act Of War", aber sagt nachher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Ich persönlich finde bereits finde das Konzept bescheuert und kann mit diesem wilden Mix aus Tech-Death, Groove, Prog und Industrial Black Metal überhaupt nichts anfangen. Wie es diese Band auf fast 20 Jahre bringen konnte, erschließt sich mir nicht. Gibt es wirklich Leute, denen so etwas gefällt? Wahrscheinlich schon - aber es soll ja auch Leute geben, die gerne das Pils von Stauder trinken, und auch das kann ich nicht nachvollziehen. Wenn ihr also so gar keinen Geschmack habt, hört euch VISIONS OF THE NIGHT an.
Seit 18.11.2017 gibt es diesen Stinker unter anderem auf Bandcamp.
[Adrian]
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