Sonntag, 13. November 2016

Reingehört: Save Your Last Breath "Torn Of Aeon"

Blackened Metalcore? Ich kneife die Augen zusammen und lege einen skeptischen Gesichtsausdruck auf. Black Metal und Metalcore sind eigentlich zwei Antipoden, die nicht zu vereinen sind. Optisch, ideologisch und atmosphärisch könnten zwei harte Metal-Subgenres nicht weiter auseinander liegen. Nichtsdestotrotz wollen uns die Schweizer von SAVE YOUR LAST BREATH mit "Torn Of Aeon" das Gegenteil beweisen und schmeißen den Mixer an, um einen Cocktail der Unvereinbarkeiten zu kreiren.
Bis Mitte des zweiten Tracks 'Abdicate' scheint dieses Vorhaben auch zu
funktionieren und immer dann wenn die Black-Metal-Anteile mit krachenden Blasts und verwaschenen Gitarren stärker werden, geht das klangliche Gebräu auch wirklich gut runter, allerdings zerstört der erschreckend stereotype Death(Metal)core jeden guten Ansatz. Allein der Übergang vom recht schwarzen 'Tempus Vincit Omnia' in das Stakkato-Hardcore-Geballer 'Your Greed' fühlt sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Wieso macht man sowas? Man möchte die Mitglieder am liebsten direkt fragen, wieso sie das eigene Potenzial so verschenken und statt interessanter Klangkollagen mit viel Atmosphäre immer wieder in einen Metal- und Deathcore-Einheitsbrei verfallen. An einigen Stellen auf diesem Dreher zeigen sie, dass sie auch anders klingen können, aber die meiste Zeit über nervt man den Hörer konsequent mit schlecht ausgekotzten Shouts, langweiligen Breakdowns und Beatdown-Beats von Vorgestern. Ernsthaft Leute, der Post-Hardcore (wie man ihn bei 'Hollow' findet) und die stimmungsvollen Arrangements (wie bei 'Hell In Me' gut zu hören) gefallen mir gut, aber der Rest bereitet mir physische Schmerzen. Just for the Record: Ich habe keine Probleme damit Hardcore und Black Metal zu vermischen - Bands wie ANCST oder THRÄNENKIND machen dies sehr ordentlich. Allerdings muss dafür mehr tun als einen Rohbau aus Metalcore schwarz anzumalen. Man sollte versuchen die einzelne stilistischen Elemente besser zu verzahnen und sie nicht nebeneinander herlaufen zu lassen.

Alles in allem ist die selbst-gewählte Schublade von SAVE YOUR LAST BREATH etwas irreführend. "Torn Of Aeon" ist ein lupenreines Deathcore-Album mit ein paar Querverweisen in schwarzmetallische Gefilde, die aber lediglich aufzeigen wozu die Kollegen im Stande wären, wenn sie sich nicht selbst mit Modern-Metal-Stinkern wie 'On The Run' ins Knie schießen würden. Solltet ihr modernen Metal, neumodischen Hardcore und alles mögen, was Impericon vermarktet, dann seid ihr hier richtig. Alle anderen Extreme-Metal-Fans jedoch werden angesichts dieses Chaos nur die Augen verdrehen. Den (vorliegenden) Ansatz Black Metal mit Metalcore kreuzen zu wollen, darf man auf jeden Fall als gescheitert betrachten. Manche Dinge sollte man einfach nicht vermischen.
Dennoch dürfen sich interessierte Hörer "Torn Of Aeon" ab 10.12.2016 bei der Kapelle selbst abholen.

[Adrian]

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