Es ist 20 Uhr an einem kühlen Freitagabend in Koblenz und unsere kleine Delegation erreicht nach einer längeren Fahrt von Main-Kinzig über den Taunus mit Zwischenhalt im Westerwald den Jam Club am Moselring. Auch wenn wir alle schon mehrfach Konzerte in diesem Kellerclub besucht haben, werde ich mir den Weg von der B9 nie so ganz merken können - auch wenn dieser eigentlich ganz einfach ist. Der Einlass beginnt gerade als wir ankommen und ich mache mir Sorgen, ob wir noch einen der wenigen Parkplätze vor dem Venue ergattern können. Zu meiner Überraschung sind tatsächlich noch ein paar Plätze frei und auch vor der Location stehen erstaunlich wenig Menschen. Aber das sollte sich schon bald ändern.
Eigentlich soll die erste Band um 20:30 spielen, aber aufgrund des nur langsam eintreffenden Publikums wartet man bis der Konzertsaal besser gefüllt ist. Kurz
vor
neun geht es dann endlich los und inzwischen hat sich auch eine interessierte Menge gefunden, die sich vor der Bühne platziert hat. OBSCURE INFINITY sind die Hausherren und haben auch nach eigener Aussage wie immer eine Menge Spaß im Jam Club. Am Anfang der Setlist steht 'Socery Of The Black Souls', der zu den stärksten Songs des aktuellen Albums zählt. Kraftvolle Drums, wunderbare Melodien und starke Rhythmen sind mal wieder die Stärken der aufgebauten Klangwand und das Kollektiv hat nicht nur gute Album-Tracks im Angebot auch ihre Split-Singles bilden immer wieder echte Höhepunkte im weiteren Verlauf dieses Gigs. 'Ashen Embalmment' von der vierer Split mit LIFELESS, ARROGANZ und RECKLESS MANSLAUGHTER und vor allem 'Joyless Flesh' von der Kollaboration mit HUMILATION sind wahre Kracher, über die man sich wirklich freuen kann. Die vorderen Reihen verzeichnen einiges an Bewegung, die auch von Sänger Jules selbst befeuert wird. Gitarrist Stefan ist derweil für die technischen Filetstücke zuständig und liefert eins ums andere Mal tolle Soli ab, die mich auch nach unzähligen Gigs der Band
immer noch in ihren Bann ziehen. Rhythmus-Gitarrist Sascha unterstützt wiederum den Frontmann am Mikro und liefert zum Beispiel beim Chartbreaker 'A Forlon Wanderer' angeschwärzte Screams, die den Gastgesang ersetzen, den auf dem Studioklopper Jules' CHAOS-INVOCATION-Kollege A. (Datenschutz wird im Black Metal sehr groß geschrieben) beigesteuert hat. Das offizielle Set endet mit dem obligatorischen 'Maniac Destroyer', aber die Zuschauer haben noch nicht genug und fordern mehr. Also wird spontan noch ein 'Evil Dead'-Cover (im Original von DEATH) nachgeschoben, was früher bei keiner Show der Band fehlen durfte. Ein letztes Mal feiern OBSCURE INFINITY und ihre Fans zusammen und dann ist der Gig tatsächlich vorbei. Abschließend bittet Fronter Jules noch darum, die anderen Bands genauso nett zu behandeln, wie man sie behandelt habe und das Publikum sollten ihnen diesen Wunsch auch bereitwillig erfüllen.
Jules von Obscure Infinity |
Stefan von Obscure Infinity |
Die Umbaupause will ich dann schnell nutzen, um bei der Tanke auf der anderen Straßenseite Kippen zu holen (da es ja noch immer keinen Automaten in Nähe des Jam Clubs gibt).
Kaum komme ich dort an, gehen auch schon die Lichter aus und pünktlich um 22 Uhr schließt der Tankwart seinen Laden. "Tolle Großstadt!", denke ich mir und versuche in der angrenzenden Innenstadt einen Kiosk oder Büdchen zu finden (wie ich es auch aus Frankfurt gewohnt bin). Allerdings hat die Stadt an
Mosel und Rhein dahingehend nichts zu bieten. Alle kleinen Geschäften, die Tabak und Alk führen könnten scheinen am Freitagabend geschlossen zu sein. "Geschäftstüchtigkeit ist wohl keine Stärke der Pfälzer", denke ich mir und hole mir frustriert ein paar Cheeseburger bei McDonalds (ja, sowas hingegen ist offen und um die Ecke!). Zurück am Jam Club haben sich die Herren aus Singapur bereits auf die Stage begeben und ballern eine Ladung Blackened Death Metal nach der anderen ab. INFERNAL EXECRATOR (so der Name des Asien-Imports) kommt aus dem gleichen Land wie IMPIETY, trägt teilweise IMPIETY-Merchandise und klingt auch verdammt stark nach IMPIETY. Auch in Sachen Warpaint und Nieten stehen sie den Kollegen ebenfalls in nichts nach. Bei soviel optischer Detailverliebtheit wäre es dann auch völlig übertrieben sich zu bewegen. Immerhin sehen die vier Asiaten schon so imposant genug aus und belassen es dabei breitbeinig herumzustehen. Die Trueness der Band drückt sich auch in ihren Song-Titeln aus. Mit Liedern wie 'Demonicult Patheosodomization' oder 'Singatheos Regimentum Mastema' kann man sich im durchaus bei den Schwarzheimern sehen lassen. Die Tracks sind zwar alle sehr gleichförmig aber machen allein durch ihre schiere Urgewalt eine Menge Spaß und ziehen viele Leute vor die Bühne. Den Abschluss bildet übrigens passend zur Einleitung ebenfalls ein Cover von (Trommelwirbel) IMPIETY. 'Cuntblasphemy Bitchgoddess Dei-Impalation' reinigt mit Blast Beats und Maschinengewehr-Riffing noch einmal ordentlich die Gehörgänge und sorgt für Jubel, der mehr ist als reiner Höflichkeitsapplaus.
Lord Ashir von Infernal Execrator |
Nach einer weiteren Umbaupause wird es Zeit für den Headliner. NECROWRETCH ist eine bereits etwas bekanntere Band im Old-School Death Underground, die mit Alben bei Century Media und Auftritten unter anderem auf dem Party.San Open Air einiges an Aufmerksamkeit bekommen haben. Ihr Sound ist düster und klingt wie ein diabolischer Feuersturm im Spannungsfeld
Kevin D von Necrowretch |
von GROTESQUE und MIASMAL. Sänger Vlad wirkt während der Performance wie ein Psychopath und schneidet permanent fiese Grimassen. Live-Bassist Greasegrinder wiederum ist der Gegenpol dazu. Mit seinem Vollbart und seiner Sonnenbrille, wirkt er wie der Spaßvogel in der Kapelle, der neben seinem Bassspiel auch häufig am Grinsen ist und einfach gute Laune hat. Auf Dauer wird mir der dunkle Death Metal der Franzosen aber etwas zu monoton und einige Male verlasse ich den Konzertsaal, um mir das laute treiben vom Merchstand anzuhören und mich dort mit anderen Gästen auszutauschen. Die allgemeine Meinung des Abends ist äußerst positiv und auch der Top-Act wird gut angenommen. Im Vergleich zu OBSCURE INFINITY (den Lokalmatadoren) ist der Bewegungslevel vor der Bühne eher niedrig, aber dennoch fallen Titel wie 'Putrid Death Socery' oder 'Even Death Must Die' auch in Koblenz auf fruchtbaren Boden. Wie auch schon bei den beiden vorangegangen Bands ist auch hier der letzte Song ein Cover. Die Westeuropäer senden ihren Tribut dabei an SACROFAGO und wählen mit 'Black Vomit' den perfekten Ausklang für diesen gelungenen Abend.
Insgesamt gibt es auch rein gar nichts zu meckern. Der Sound war klasse, die Bands waren spielfreudig und auch wenn das Publikum erst zögerlich eintrudelte, waren es am Ende doch fast 100 Seelen, die den Weg ins Kellergewölbe gefunden hatten. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste morbide Live-Darbietung in dieser sympathischen Location.
[Adrian]
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