Sonntag, 7. Februar 2016

CD-Review: Cliteater "From Enslavement To Clitoration"

"Back To The Roots" lautet wohl das Motto im Hause CLITEATER. Denn "From Enslavement To Clitoration" ist nicht nur das fünfte Album der Niederländer, sondern auch eine Rückbesinnung auf die Grindcore-Fundamente denen man entstammt. Ob so eine Rolle-rückwärts funktioniert, ist ja bekanntlich ein zweischneidiges Schwert.  Wer allerdings die Helden (so heißt ihre Heimatstadt) kennt, weiß dass man sie niemals unterschätzen sollte.

Auch ohne die Scheibe zu hören, merkt man dass hier deutlich mehr NAPALM-DEATH-Einfluss hervorgehoben werden soll. Denn der Namensgeber der Langrille "From Enslavement To Obliteration" ist wohl das kompromissloseste Grind-Album der Briten, das sie nach "Scum" je veröffentlicht haben. Und tatsächlich geht es auch auf diesem CLITEATER-Release ordentlich zur Sache: 19 Songs werden in knapp 35 Minuten Spielzeit
gepresst und ballern dabei in einer Härte, die man so lange nicht von dem mitteleuropäischen Kollektiv gehört hat. Besonders die erste Hälfte der Platte schießt aus allen Rohren und lässt die Gitarren nur so rattern, während die Drums Blast Beats heraushauen als gebe es kein Morgen. 'Tranny McPee' und 'Nuke Them All' sind nur zwei Beispiele für das brandheiße Feuerwerk, das hier lodernd den Extreme-Metal-Himmel illuminiert. Die einzelnen Salven sind dieses Mal wieder besonders kurz geworden und unterschreiten gerne auch mal die 60-Sekunden-Marke. Wem das reine Gehacke zu stumpf ist, kann sich bei Titeln wie 'Tribbing Mania' einem herrlichen Groove hingegen. In der Hauptsache wird dann aber doch das Gaspedal voll durchgetreten und metzelt ungestüm die Trommelfelle der Hörer nieder. Mit Liedern wie 'Heretic' gibt es auch wieder ein paar Nummern, die mit rockigem Grind'n'Roll dazu verleiten das Tanzbein zu schwingen. Nach meinem Geschmack könnten die Klitoris-Liebhaber ruhig mehr solcher grooviger bis rockiger Tracks auf ihre Releases packen, denn vor allem live macht diese Mischung aus Extreme Metal, Grind und Rhythmus besonders viel Spaß (der perfekte Mix findet sich hier meiner Meinung nach bei 'Freakopolis').
Von den 19 Titeln schlagen nicht alle Titel ein und sind teilweise auch mehr Scherze im Stile von ANAL CUNT (siehe 'Positive Aspects of Collective Chaos VI'). Was mich aber besonders  bei der Stange hält ist die Stimme von Fronter Joost Silvrants, dessen Subwoofer-Organ den Kompositionen wie immer eine herrliche Brachialität verleiht. Da macht es dann auch nichts, wenn so mancher Titel etwas austauschbar oder repetitiv ist. 

Insgesamt fühle ich mich von CLITEATER gut unterhalten und feiere vor allem die rockigen und groovenden Lieder. "From Enslavement To Clitoration" kommt aber nicht an meinen persönlichen Favoriten "Scream Bloody Clit' heran. Dennoch kann ich Fans der Band beziehungsweise des Genres empfehlen sich diesen Opus zu zulegen. CLITEATER sind 2016 brechend hart und fahren dabei leider den infantilen, sexualisierten Humor etwas zurück (auch wenn er zum Glück nicht verschwindet - hört euch nur mal den Akustik-Country-Tribute 'Total Clitoration' an, der dieses Album gebührend ausklingen lässt). Alles in allem ist es nicht das allerbeste Scheibchen der niederländischen Truppe, aber ganz sicher auch kein Fehlschlag, sondern ein solider bis guter Release in einer insgesamt sehr starken Diskographie.
Ab 18. März könnt ihr bei War Anthem Records eure Ohren frei blasen lassen.

7,5 von 10 Punkten

[Adrian]

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