Donnerstag, 4. Februar 2016

Live-Review: Marvins Metal Massaker 2016 im Jazzkeller Hofheim

Ein kleiner Underground-Konzertraum in Main-Taunus direkt an einem Bahnhof gelegen - Nein, in diesem Fall reden wir nicht von der Rangierbar in der Einflugschneise von Flörsheim, sondern vom Jazzkeller in reicheren Hofheim. Hier lädt heute Marvin zu seinem Metal Massaker ein, dass neben einem Gewinnspiel vor allem mit drei bärenstarken Death-Metal-Bands aufwarten kann.

Day Of Decay (Foto: Adrian)
Den Anfang machen die Gießener von DAY OF DECAY. Das sympathische Kollektiv aus Mittelhessen ist bereits seit 2003 gemeinsam unterwegs und spielt ein knackiges Todesblei, das neben einigen melodischen auch eine Menge Groove-Elemente enthält. Sänger Kai ist sehr agil und bewegt sich sehr viel auf der Bühne, während der Rest der Instrumentalfraktion ebenfalls die Stimmung bewegungsfreudig einheizt. Die Bühnenansprachen sind sehr unterhaltsam und auch wenn man sich mal verhaspelt, geht man souverän damit um. Der blonde Frontmann macht einen äußerst gut gelaunten Eindruck und frotzelt dabei immer wieder mit dem Vokalisten der zweiten Band des Abends Oli herum, der die Kollegen aus vorderster Reihe in Augenschein nimmt, die mit ihrer Catch-Phrase des Abends "Are you ready?" die Stimmung immer wieder hochhalten. Songs wie 'The Atheist' oder 'Ezekiel 37' tun ihr übriges und sorgen dafür, dass sich bereits jetzt einige Enthusiasten dazu hinreißen lassen die eigene Birne zu schütteln. Einer davon bin ich selbst, denn die Mixtur aus tollen Rhythmen und treibender Härte begeistert mich live wesentlich mehr als auf Platte. DAY OF DECAY ist definitiv eine tolle Überraschung, die ich so stark nicht eingeschätzt hätte.
Nach einer kurzen Raucherpause kommt Oli (der eben noch im Publikum stand) mit seinen Bankollegen von THE HELLEVATOR auf die Stage und startet mit der
The Hellevator (Foto: Adrian)
eingangs erwähnten Verlosung, an der jeder teilnehmen konnte, der im Vorfeld die Veranstaltung auf Facebook geteilt und eine der Bands darin verlinkt hatte. Die Kapelle aus der ärmsten Stadt des Main-Taunus-Kreises (zumindest betonen die Flörsheimer diesen Umstand auf der Bühne immer wieder) zieht nach etwa jedem einen Song ein Los aus dem mitgebrachten Beutel. Zu Gewinnen gibt es Freigetränke und Band-Merchandise. Fast jeder Teilnehmer gewinnt etwas, da es laut THE HELLEVATOR in etwa so viele Losbesitzer wie Gewinne gibt. Und sofern Fronter Oli alle Lose wiedergefunden hat, nachdem er sie während einer Ziehung quer über die Stage verteilt, wird tatsächlich jeder Hoffende belohnt werden. Die Ziehung begleitet Oli außerdem mit einer Konfetti-Kanone, die perfekt in die heranziehende Faschingszeit passt. Mit Karneval hat die Musik der Lokalisten aber nichts zu tun. Ihr Death Metal ballert ordentlich und wirkt durch den herumwirbelnden Sänger noch dynamischer, der sich so viel bewegt, dass man kaum ein scharfes Foto von ihm machen kann. Auch das gebotene Song-Material taugt was und bietet speziell mit 'The Bloodshed' einen waschechten Hit, den man wunderbar mitgrölen kann. Wer sich aber dennoch bis zum Schluss nicht mitreißen lässt, kann sich über das extrem-metallische IRON-MAIDEN-Cover von 'The Trooper' freuen, das auch skeptische Old-School-Metaller nicht kalt lässt. THE HELLEVATOR kann also auch außerhalb der heimischen Rangierbar ordentlich abräumen.
Der Headliner des heutigen Abends ist wie auch schon der Opener eine Truppe
Spreading Miasma (Foto: Adrian)
aus Gießen. SPREADING MIASMA kenne ich persönlich sehr gut und verfolge seit etwa vier Jahren ihre Aktivitäten. Viele Male habe ich die Mannen schon live erleben dürfen und enttäuscht wurde ich bisher noch nie. Auch wenn das Intro heute streikt, kommt schnell Stimmung auf. Der dread-gelockte Growler Nico unterhält die Zuschauer zur späten Stunde (es ist bereits nach 24 Uhr) mit tollen Grunts und überbrückt auch technische Probleme mit lockeren Sprüchen oder den besagten Losrunden. Musikalisch ist es wie immer ein technisch anspruchsvolles Bleigewitter, das mit abwechslungsreichen Strukturen keine Langeweile aufkommen lässt. Ein schönes Beispiel hierfür sind die Todeswalze 'Patercillar' und der Blackened Deather 'Fundora' (nachträgliche Anmerkung der Redaktion: uns ist auch klar, dass die Songs so nicht heißen, wir haben die Bezeichnungen von der Setlist übernommen, weil wir das so ganz witzig fanden). So schön das Treiben auch ist, beim Höhepunkt 'General Blood' (Anmerkung siehe oben) muss ich leider gehen, um den letzten Zug heimwärts zu erwischen und bin wie immer mehr als zufrieden. Denn nicht nur SPREADING MIASMA auch die THE HELLEVATOR und DAY OF DECAY haben Marvins Metal Massaker zu einem rundum gelungenen Event gemacht, das gerne in dieser Form wiederholt werden sollte. Auch wenn man die Uhr besser im Auge behalten sollte, damit man als Bus- und Bahnfahrer nicht zu früh die Rückreise antreten muss.

Nichtsdestotrotz ziehe ich mich meinen Hut vor allen, die zum Gelingen diesen Abends beigetragen haben.

[Adrian]

3 Kommentare:

  1. Gut Gefailt. Dafür dass du Spreading schon 4 Jahre kennst, bist du nicht in der Lage ihre Lieder richtig zu schreiben, sondern schreibst sie lieber von der auf der Bühne liegenden Playlist ab. Die Lieder heißen weder Paterciller, noch Fundora, noch General Blood (und vor allem letzteres sollte man zumindest kennen, wenn man die Band schon "so lange kennt".)

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    1. Und genau dabei liegt doch die persönliche Note, oder nicht? Zudem erkennen Kenner schließlich, dass es nicht die "richtigen" Songtitel sind, so wie Adrian das auch selbst weiß, aber bringt nicht genau das den Spaß in die ganze Sache ;)

      LG, General Blast

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  2. Japp, General Blast, hat es gut erkannt :) ich fand die Abwandlungen auch witzig und hab das mal so übernommen. Dennoch freuen wir uns bei Totgehört immer über Kommentare - vielen Dank dafür. Ich kann aber auch noch mal in den Text reinschreiben, dass die Songs eigentlich anders heißen, damit die Hater auch befriedigt sind ;)

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