Es wird Herbst und der Sommer verblasst zu einer fernen Erinnerung. Um während der dunklen Jahreszeit aber nicht die Lebensfreude komplett zu verlieren, präsentieren wir euch heute die erste EP "Nasty Habits" der spanischen AOR-Hardrock-Formation TEQUILA SUNRISE, die schon mit dem neon-farbenen Artwork klar machen will, dass sie tief in den Achtzigern verwurzelt ist und mit singenden Riffs die Sonne aus den Boxen scheinen lassen.
Beginnen wir zur Abwechslung mal mit dem Fazit: Diese Mini-CD geht runter wie
Öl. Die vier Titel mit einer Spielzeit von fast 18 Minuten, bieten feinste Hardrock-Unterhaltung und wirken wie eine Perle, die Mitte der Achtziger in L.A. aufgenommen wurde. Hier stimmt einfach alles! Die authentische Atmosphäre, die virtuosen Gitarren-Eskapaden und Jorges kraftvolle, voluminöse Stimme lassen das Herz eines jeden 80s-Metaller höher schlagen. Aber der Reihe nach.
Schon der Beginn vom Opener 'Face The Truth' versetzt mich in Verzückung und weckt Erinnerungen an Zeiten als QUIET RIOT oder DOKKEN noch jung und frisch waren. Der Beat ist treibend, aber ohne zu stressig zu werden, sondern setzt sich mit kraftvollen Hooks und einem herrlichen Chorus im Ohr fest.
Der Titeltrack im Anschluss ist da kaum anders. Umgehend verliebt man sich in das energetische Drumming und die herrlich klassischen Gang-Shouts. Oh Mann, wie sehr habe ich eine Band vermisst, die nicht versucht 80s Metal möglichst aggressiv und schnell zu spielen, sondern sich auf den Pop-Appeal der damaligen Epoche einlässt und das Ganze auch noch technisch und klanglich so passend in Szene setzt.
Es ist quasi überflüssig zu erwähnen, dass in der Folge auch 'Too Late' die Spannung halten kann und mit einer starken Melodieführung zu überzeugen weiß. Mit 'There Are No Heroes' findet man für den Dreher einen perfekten Abschluss, der unter die Haut geht. Der Aufbau des Tracks leitet perfekt zum Chorus über, der die gesammelte Energie freisetzt und für Gänsehaut sorgt, die auch während des tollen Gitarrensolos anhält.
Ja, so muss eine Hardrock-Platte klingen, wenn sie den Geist der Achtziger beschwören möchte. TEQUILA SUNRISE hat verstanden, wie man AOR und Hardrock macht und spielt damit sogar den einen oder anderen Musiker an die Wand, der vor 30 Jahren mal zu den Ikonen dieser Bewegung gezählt hat (an dieser Stelle nenne ich keine Namen, da die Menge den Rahmen sprengen würde). Da ich das Fazit schon gezogen habe, bleibt nur zu hoffen, dass sich das Quartett seine unbekümmerte Qualität bewahrt und uns in Zukunft mit weiteren tollen Veröffentlichungen (und hoffentlich bald mit einer Full-Length) beglücken wird. Denn auch bei Novemberregen und vorzeitiger Dunkelheit sorgt diese Scheibe für sommerliche Laune.
Seit Juli 2015 kann man "Nasty Habits" über die Band selbst beziehen.
9,5 von 10 Punkten
[Adrian]
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