Jetzt hat es doch noch eine Weile gedauert, bis wir auch den letzten Teil unseres Konzertberichts zum Party.San Open Air 2015 fertiggestellt haben. Aber im letzten erfahrt ihr alles zu den Höhepunkten des letzten Festivaltages und wer noch mal die anderen Tage nachlesen will kann dies unter den Links für den Donnerstag, Freitag und den Prolog tun. Nun aber ohne weitere Verzögerung zum musikalischen Geschehen.
Der Samstag steht natürlich immer irgendwo auch im Zeichen der einsetzenden
Erschöpfung, aber dieses Jahr war es nach den zwei Tagen Schmelzofen Schlotheim besonders schlimm. Die Lust war dementsprechend nicht die allergrößte, sich zur Mittagszeit zu HOLOCAUSTO CANNIBAL vor die Bühne zu quälen, und der Auftritt war auch nicht dazu geeignet, dieses Gefühl zu vertreiben. Zu hören gab es wie schon Freitag Mittag Grindcore, und auch wenn die Portugiesen etwas abwechslungsreicher zu Werke gehen als beispielsweise die Herren von CLITEATER, muss es dennoch Spaß machen. CLITEATER taten das, HOLOCAUSTO CANNIBAL nicht. Manchmal ist es doch so einfach, und komplexere Songs sind halt doch bei weitem nicht alles.
Holocausto Cannibal (Foto: Adrian) |
Noch schlechter waren dann allerdings HEMDALE. Die merkwürdige Mischung aus Grind, Death Metal und Punk war zwar schnell und wurde ohne großen Firlefanz ins Publikum geballert, aber das riss mich wirklich gar nicht mit. Dazu noch das überambitionierte Gehampel des Bassisten und fertig war der Auftritt des Festivals, den man sich ohl am ehesten sparen konnte.
Evil Invaders (Foto: Adrian) |
[Nezyrael]
Aufgrund der Hitze verzichte ich darauf bei ZEMIAL und WINTERFYLLETH vor die Bühne zu gehen. Erst zu KRISIUN zieht es mich wieder nach vorne. Die Brasilianer lassen sich in einem Satz zusammenfassen: Wenn es zu brutal wird, wird es langweilig. Die Südamerikaner sind für viele Extremisten die Könige des High-Speed-Death-Metals, auch wenn Sie spätestens seit "The Great Execution" etwas vom Gas gegangen sind und abwechselungsreicher geworden sind. Ein Beispiel hier für ist 'Descending Abomination', das mit viel Groove und Raffinessen zu überzeugen weiß.
In diesem Geiste gibt es mit 'Ways Of Barbarism' einen neuen Titel auf die Ohren, den das Publikum, das sich zahlreich eingefunden hat, ebenso kräftig wie 'Ravager' (vom 200er Werk "Conquerors of Armageddon") oder 'Scars Of The Hatred' (dem Opener des aktuellen Albums) aberfeiert. 'Kings Of Killing' beendet kurze Zeit später diese sehr gute Darbietung.
Nach den Brasilianern begebe ich mich kurz ins Zelt und freue mich über den Auftritt der radioaktiv-verstrahlten Jungs von PRIPJAT, die sich thematisch sehr stark mit Reaktorunglücken und atomarer Verseuchung beschäftigen.
Da ich die Jungs bereits in der Vergangenheit gesehen habe, weiß ich wie viel Alarm die Herren auf der Bühne machen können und werde auch dieses Mal nicht enttäuscht. Die Kölner spielen sich den Arsch ab, während sich eine wachsende Zahl an Metallern dem starken 80s-Thrash der Jungsspunde hingeben. Mit so tollen Songs wie 'Born To Hate' oder 'Sons Of Tschernobyl' ernten sie positive Reaktionen und beweisen, dass ihre Leistungskurve auch weiterhin steil nach oben zeigt.
Pripjat (Foto: Adrian) |
Toxic Holocaust (Foto: Linda) |
Und wieder zurück ins Zelt: Der Auftritt der Dortmunder von LIFELESS ist überschattet von massiven Technikproblemen. Zu Anfang klappt nicht wirklich viel und die Männer aus NRW versuchen mit kurzen Ansagen die Leute bei der Stange zu halten, damit diese nicht gleich wieder aus dem Zelt verschwinden.
Das funktioniert bei einigen Zuschauern, aber auch bei vielen wiederum nicht. Weshalb sich das Venue wesentlich leerer präsentiert als bei den anderen Gruppen auf dieser Stage. Als es dann endlich losgeht ist nur noch Zeit für drei bis vier Lieder, aber die Old-School-Deather machen das Beste draus und spielen sich die Finger wund, um die Stimmung wieder hochzuziehen. Spätestens beim letzten Song 'Under The Sign Of The Iron Cross' ist Ihnen das gelungen und die verbliebenen Zuschauer feiern eine Band, die trotz aller Widrigkeiten ihren Gig noch durchgezogen hat. Soviel Einsatz verdient Respekt!
Das funktioniert bei einigen Zuschauern, aber auch bei vielen wiederum nicht. Weshalb sich das Venue wesentlich leerer präsentiert als bei den anderen Gruppen auf dieser Stage. Als es dann endlich losgeht ist nur noch Zeit für drei bis vier Lieder, aber die Old-School-Deather machen das Beste draus und spielen sich die Finger wund, um die Stimmung wieder hochzuziehen. Spätestens beim letzten Song 'Under The Sign Of The Iron Cross' ist Ihnen das gelungen und die verbliebenen Zuschauer feiern eine Band, die trotz aller Widrigkeiten ihren Gig noch durchgezogen hat. Soviel Einsatz verdient Respekt!
Auf der Main Stage haben sich bereits die Griechen von ROTTING CHRIST bereit
gemacht, um zu beweisen, dass sie es auch nach knapp 28 Jahren immer noch drauf haben. Die Spielfreude stimmt schon mal. Die Südeuropäer sind sehr gut aufgelegt, auch wenn der Bereich vor der Bühne noch deutliche Lücken aufweist. Wahre Zungenbrecher sind übrigens die Song-Titel. Lieder wie 'Athanati Este' oder 'In Yumen-Xibalba' können nur langjährige Fans richtig aussprechen. Da ist man als Außenstehender geradezu froh, dass auch einfachere Titel wie 'The Sign of Evil Existence' auf der Setlist stehen. Musikalisch überzeugt die Mischung aus Black und Death Metal aber in jedem Fall. Kein Wunder, dass die treuen Anhänger in den vorderen Reihen eine Menge Spaß haben und sich hemmungslos dieser Underground-Legende hingeben. Insgesamt ist ROTTING CHRIST aber auch etwas für Zuschauer, die bis dato kaum Kontakt mit der Kapelle gehabt haben. Da können sich jene Zuschauer ärgern, die diesen Act so sträflich ignoriert haben.
Rotting Christ (Foto: Linda) |
Ebenfalls zu wenig los ist bei GHOST BRIGADE. Ich gebe ja zu, dass ich mich auch nie besonders intensiv mit den Leisetretern auseinandergesetzt habe, aber gerade auf Festivals sollte man den Bands eine Chance haben, die man nicht bis ins letzte Detail kennt. Vor allem dann wenn sie einen späten Slot haben, sollte man aufhorchen.
Wer allerdings diesen Auftritt miterlebt, bekommt eine atmosphärische Show geboten, die einen deutlichen Kontrast zu den meisten Truppen des Festivals darstellt. Mit 'Wretched Blues', 'Aurora', 'Into The Black Light', 'Breakwater', Eöectra Complex' und 'Elämä On Tulta' ist die Setlist schnell aufgezählt. Das liegt aber nicht daran, dass der Auftritt so kurz ist, sondern vielmehr dass die Tracks Überlänge haben. Viel passiert zwar nicht auf der Bühne, aber die Finnen sind die perfekte Gelegenheit, um sich in die Wiese zu setzen und für einen Moment zu entspannen.
Und ein vorletztes Mal schauen wir auf die Zeltbühne: Schade, dass die Nordlichter von OPHIS 'nur' dort spielen. Denn ihr melancholischer Death-Doom-Metal verdient es eigentlich auf der großen Bühne dargeboten zu werden.
In der Kürze der Zeit, die den Tentstage-Truppen zur Verfügung steht, reicht es bei den Hamburgern nur für drei längere Songs. Sänger Philipp verrät mir nach dem Auftritt, dass sich auch der Ansprechpartner bei der GEMA über die kurze Setlist gewundert habe. Aber im Doom ticken die Uhren eben etwas anders und da sind Tracks mit einer Spielzeit jenseits der zehn Minuten völlig normal. Langweile muss aber niemand bei dem Vierer fürchten, denn ihre Lieder sind mit allerlei Old-School Death Metal angereichert und sind eine explosive Melange aus hypnotischer Entschleunigung und einem brachialen Todesblei-Gewitter. Die Hütte ist voll, während Songs wie 'Somnolent Despondency' und 'The Halls Of Sorrow' aus den Boxen wabern und trotzdem kommen wieder und wieder neue Leute heran, die das abgefeuerte Doom-Feuerwerk nicht verpassen wollen. Viel zu schnell geht der Auftritt vorbei, aber hinterlässt einen sehr guten Eindruck von einer Band, die man auch nach ihren Gigs für ein Schwätzchen anhauen kann und die sich stets Zeit für die eigenen Zuschauer nimmt. OPHIS empfiehlt sich in jedem Fall für die große Bühne.
Ophis (Foto: Linda) |
Nach den Hamburgern muss ich vor die Hauptbühne hetzen, um pünktlich für KATAKLYSM zu sein, die auf Platte inzwischen zwar nur noch bedingt spannend
sind, aber live immer eine ganze Menge zu bieten haben. Denn on Stage gibt es auch 2015 noch ein Schlagzeug, das wie ein Sperrfeuer klingt und Riffs, die nicht aus der Göteborger Asservatenkammer stammen. Die Lieder des ersten Drittels (zum Beispiel 'As I Slither' oder 'To Reign Again') sind zeitlose Klassiker, die eine Flut an Crowdsurfer heraufbeschwören. Da fallen neue Lieder wie 'The Black Sheep' der 'Thy Serpent's Tongue' deutlich ab. Dennoch ist die Stimmung durchweg gut und Sänger Maurizio ist einfach ein bärenstarker Frontmann. So fragt der Italo-Amerikaner beispielsweise ob die Anwesenden schon betrunken sind, nur um sich diese Frage direkt selbst zu beantworten. Deutsche sind nämlich seiner Erfahrung nach nicht vor zwei Uhr morgens betrunken (na ja, da habe ich aber andere Eindrücke gesammelt). Gegen Ende werden mit 'In Shadows And Dust' (dem besten Titel aus dem Portfoilio der Band) und 'Crippled And Broken' die letzten Killer ausgepackt und alle Zuschauer gehen noch einmal richtig ab. Aber komplett anschauen kann ich mir dieses Finale nicht, denn aus dem Zelt tönen bereits die ersten Töne der letzten Band der Tentstage.
Kataklysm (Foto: Linda) |
Mit MANTAR spielt auf der Zweitbühne ein Duo, dass mehr Anhänger hat, als man denkt. Denn schon zu Anfang des Auftritts ist es so voll, dass man als Nachzügler kaum noch Chancen hat reinzukommen oder etwas zu sehen. Und innen ist aber auch nicht wirklich angenehm. Denn die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit erreicht unangenehme Ausmaße, was es schwer macht den rockigen Schwarzmetall zu genießen. Musikalisch wird man aber auch geradezu erdrückt von einer Wand aus dichten Drums und einem Riffing, das zuschlägt ein Vorschlaghammer. Kaum zu glauben, dass diese Atmosphäre von gerade einmal zwei Musikern erzeugt wird. So etwas erlebt man nicht oft und wer meint BÖLZER wäre der nächste heiße Scheiß, der sollte sich erst einmal MANTAR anschauen. Denn hier spielt im wahrsten Sinne des Wortes die Musik.
Von Newcomern kommen wir nun zu einer anderen Ikone. MAYHEM sind (beziehungsweise waren mal) der Inbegriff der norwegischen Black-Metal-Szene. Heute ist die skandinavische Kapelle für viele nur noch ein Schatten ihrer selbst und wenn man sich den Gig vor Ort so anschaut, kann man zum Teil auch verstehen wieso. Nach einem tollen Auftakt mit 'Deathcrush' (der jeden Black-Metalhead in Verzückung versetzt) beginnt rasch das zu laute Schlagzeug zu stören. Und es gibt auch immer wieder Unterbrechungen, die Fans neben mir zu Zwischenrufen wie 'Attila, du besoffene Sau, mach mal weiter' anstiften.
Von Newcomern kommen wir nun zu einer anderen Ikone. MAYHEM sind (beziehungsweise waren mal) der Inbegriff der norwegischen Black-Metal-Szene. Heute ist die skandinavische Kapelle für viele nur noch ein Schatten ihrer selbst und wenn man sich den Gig vor Ort so anschaut, kann man zum Teil auch verstehen wieso. Nach einem tollen Auftakt mit 'Deathcrush' (der jeden Black-Metalhead in Verzückung versetzt) beginnt rasch das zu laute Schlagzeug zu stören. Und es gibt auch immer wieder Unterbrechungen, die Fans neben mir zu Zwischenrufen wie 'Attila, du besoffene Sau, mach mal weiter' anstiften.
Mayhem (Foto: Linda) |
Ich werde mich nie an die Glatze von MY-DYING-BRIDE-Sänger Aaron Stainthorpe gewöhnen, aber musikalisch hat sich in den letzten zehn Jahren bei den britischen Gothic-Death-Doomern nichts verändert. Ihre Gigs sind noch immer unheimlich emotional, gefühlvoll und Aaron leidet noch immer auf der Bühne beziehungsweise er wälzt sich dort gequält herum. Die restlichen Musiker sind derweil hochkonzentriert. Das Stage-Acting von zum Beispiel Bassistin Lena Abé beschränkt sich auf das Zupfen der Saiten und einen ernsten Gesichtsausdruck, was aber auch seine Wirkung erzeugt. Die Endzeitstimmung, die hier entsteht, passt nämlich gut zur Melancholie, die sich langsam breit macht und jedem Besucher vermittelt, dass das diesjährige Party.San Open Air schon bald vorbei sein wird. Mit Titeln wie 'Turn Loose The Swans' und 'She Is The Dark' sorgen die Engländer für Gänsehaut und ich stelle voller Respekt fest, dass Aaron auch nach all den Jahren mit der Band immer noch kraftvolle Growls herausdrücken kann.
Unglaublich! Im Gegensatz zu den beiden Headlinern der beiden vergangenen
Tage schaffen es die Schweizer von SAMAEL mit ihrem Soundcheck unter einer Stunde zu bleiben und kommen mit lediglich 15 Minuten Verspätung auf die Bühne. Mit unheimlich viel Energie startet der Gig des Quartetts, das aktuell mit einer klassischen Seltlist unterwegs ist. Das legendäre dritte Album "Ceremony Of Opposites" wird in voller Länge dargeboten und entführt uns knapp 20 Jahre zurück in die Extreme-Metal-Anfangstage von SAMAEL. Ein konventionelles Drumset hat man deswegen aber nicht aufgestellt und wie immer wirbelt der hyperaktive Schlagwerker Xytras stehend an seinem Trommelset herum und kümmert sich ganz nebenbei noch um die elektronischen Einspieler. Diese Leistung verdient Respekt. Weniger glanzvoll ist der Sound. Anfangs hört man keine Vocals und dann sind sie zu leise. Lediglich im Verlauf des Auftritts wird der Klang ausgewogener und man kann die Ansagen von Frontmann Vorph verstehen. "Wir bringen euch die Hölle", kündet es beispielsweise von der Bühne, was der höfliche Eidgenosse mit einem "Wir hoffen es gefällt euch" auflöst. Trotz aller Nettigkeiten hat es der Vierer schwer auf dem Party.San. Lieder wie 'Son Of Earth', 'Baphomet's Throne' oder 'Crown' können zwar noch die meisten Zuschauer ansprechen, aber spätestens als die Seltlist auf jüngere Tracks umschwenkt steigt die Mehrheit aus. 'Of War' vom aktuellen Album "Lux Mundi" ist für einige Zuschauer der Soudtrack für den Rückweg zum Zelt. Dabei darf man auch die jüngeren Songs nicht unterschätzen. Das gegen Ende gespielte 'Slavocracy' gehört zum Beispiel zu den besten Liedern der Band und bereitet dem harten Kern eine Menge Spaß. Die Mehrheit der Party.san-Besucher kann man zwar nicht überzeugen, aber SAMAEL ist eben eine Band, die macht was sie will und wenn man ihre Mixtur aus Elektronik und Metal mag, ist der heutige Abend sehr denkwürdig. Nicht zuletzt auch weil die Lightshow der Schweizer zu beeindrucken weiß.
Samael (Foto: Linda) |
Und damit ist das Party.San Open Air 2015 nun auch bei Totgehört Geschichte: Danke an Nezyrael für die Berichte und Vielen Dank an Linda für die Fotos!
[Adrian]
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