"Wer zur Hölle ist WOVENWAR?", dachte ich mir als ich diesen Bandname zum ersten Mal gelesen habe. Dann die nächste Überraschung: der erste Release, das vorliegende selbst-betitelte Album, erscheint beim Szenegiganten Metal Blade Records. Das ist nicht normal und tatsächlich bei dieser Gruppe handelt es sich um die Überreste einer weltbekannten Kapelle.
Keine geringere Instrumentalfraktion als die, die einst unter dem Namen AS I LAY DYING bekannt war, verbirgt sich hinter diesem Newcomer. Jedoch handelt sich bei diesem Neustart keineswegs um die logische Fortsetzung des alten Weges, sondern um eine gelungene Rundumerneuerung. WOVENWAR beinhaltet zwar leichte Core-Anleihen, aber erweitert das musikalische Portfolio um Bausteine aus US-Heavy Metal, Hardrock, Modern Metal und einem Hauch Nu Metal. Verantwortlich ist dafür sicherlich das variable Organ von Shane Blay.
In gewisser Weise kann man ihn als eine Mischung aus John Bush zu ANTHRAX-Zeiten und Corey Taylor bei STONE SOUR umreißen, gerade in einem Song wie 'Moving Up' merkt man das, der Sänger zwischen singenden Gitarren und langgezogenen Vocals beziehungsweise bissigen aber auch catchy Passagen im Chorus variiert.
Ich muss zwar gestehen, dass solch trendige Musik eigentlich nicht meine erste Wahl ist, aber ich muss zugeben, dass hier teilweise das Song-Writing sehr ausgereift ist und auch die Gitarrenarbeit sich sehen lassen kann. Es wäre glatt gelogen, wenn ich behaupten würde, dass manche Melodien oder Beats nicht ins Ohr gehen würde. Bei 'Father Son' wurde vielleicht etwas dick aufgetragen und zu sehr auf die Kuschelrock-Drüse gedrückt, aber über die gesamte Spielzeit hinweg hat auch dieser Titel mit seiner Entwicklung hin zur Powerballade einiges zu bieten.
Die weiter obengenannten Core-Einflüsse wurden anschließend im schnellen bis aggressiven Straight-Forward-Geschoss 'Profane' eingebaut, das mit rasanten Riffs und Gang-Shouts auch AILD-Fans ansprechen könnte. Wobei die genre-typischen Shouts eher beim Folgestück 'Archers' verwirklicht wurden. Soweit so gut.
Zu kritisieren hingegen ist die Tatsache, dass 15 Tracks auf das Album gepackt wurden, wobei es zehn ebenso getan hätten. Knackige 35 Minuten sind in jedem Fall besser als 50 Minuten, die Längen aufweisen und Längen geben es gerade gegen Ende doch häufiger. Vor allem weil zum Beispiel 'A Matter Of Time' unangenehm in die Richtung von BULLET FOR MY VALENTINE geht. Hier ist einfach zu viel enthalten, was man irgendwie schon hundertmal gehört hat in den letzten zehn Jahren.
Das ändert aber nichts daran, dass zumindest der Großteil überraschend stark geworden ist, wenn man bedenkt wo die Band herkommt. Trotzdem schwanken die Leistungswerte der Songs sehr stark. So würde ich zum Beispiel dem ersten Track nach dem Intro fast eine neun reindrücken, während das Material gegen Ende eher in Richtung fünfer Wertung tendiert. Das ergibt im Schnitt etwa eine Sieben und damit wird man WOVENWAR sicherlich gerecht. Das Projekt hat Potenzial, muss aber aufpassen, dass es nicht zu sehr im US-Mainstream untergeht. Hilfreich ist es da sicherlich die tolle Singstimme von Mikrohalter Shane auszunutzen und den Hardrock-Anteil so zu kultivieren, dass man sich vom recht generischen Modern Metal abheben kann. Dennoch geht auch schon jetzt eine deutliche Kaufempfehlung an alle, die gerne STONE SOUR oder sich auch noch an die Old-Metal-Phase von TRIVIUM erinnern können.
Seit 1. August gibt es das Teil bei Metal Blade Records zu haben.
7 von 10 Punkten
[Adrian]
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