Dienstag, 30. August 2022

Live-Review: Party.San Open Air 2022 - Part 1 (Donnerstag)

     
Es fühlt sich ungewohnt und gleichzeitig vertraut an als wir an nach vier Jahren wieder in Schlotheim einfahren (2019 musste ich das Party.San Open Air ja aus privaten Gründen ausfallen lassen). Die Fahrt über die verschiedenen Dörfer des Unstrut-Hainich-Kreis, die wie Meilensteine auf dem Weg zum Flugplatz Obermehler aufgereiht sind, steigern die Vorfreude ungemein und als endlich der obligatorische Banner "Hell is Here" am Haupteingang des Gelände zu sehen ist, sind wir völlig im Festival-Modus! Zelte, Pavilion und Tische aufbauen, das erste Bier öffnen und es kann losgehen.Es ist Mittwochabend und die angesetzten Bands spielen erst ab Donnerstagnachmittag, wir haben also etwas Freizeit und diese verbringen wir natürlich wie viele andere auch auf der Metal-Disco, die sich besonders durch eine Tradition auszeichnet: Cuba Libre. Es ist seit vielen Jahre ein beliebter Wettstreit, bei dem alle Anwesenden versuchen möglichst schnell möglichst viele Rum-Cola-Mixgetränke zu konsumieren, um die Bonuskarte vollzumachen, die wiederum einen Strohhut als Belohnung verspricht. Die Hüte sind wie immer stark limitiert weswegen man ein trainierter Kampftrinker sein muss, um erfolgreich zu sein. Unser Totgehört-Trio arbeitet zusammen und schafft es relativ schnell zwei Karten auszufüllen. Leider bekommen wir nur noch einen Hut, da die Longdrinks auch von der Konkurrenz im Expresstempo vernichtet werden. Dazu kommt noch, dass man im Festzelt alle zwei Meter auf alte Bekannte trifft, mit denen man ein paar Worte wechselt und gemeinsam anstößt - das ist wunderbar und natürlich auch ein Grund warum man vor Ort ist, aber es kostet natürlich auch wertvolle Zeit bei der Druckbetankung. Ziemlich angeheitert fallen wir irgendwann nachts ins Zelt und werden durch die aufgehende Morgensonne geweckt.  
Bereits der Donnerstag gibt einen Vorgeschmack darauf, was die Besucher auch die nächsten Tage erwarten wird. Denn das Party.San Open Air ist ein Festival, dass nicht nur von extremer Musik geprägt ist, sondern auch von extremem Wetter. In diesem Jahr ist es extreme Hitze, die Schlotheim im Griff hat. Allerdings gibt es keinen Platz für Müßiggang. Das Grindcore-Frühstück ruft um Viertel vor Zwei zum Appell und wir folgen. 
BIRDFLESH gebührt die Ehre das Festival zu eröffnen. Wer die Band kennt, weiß was er zu erwarten hat. Die Schweden treten wie immer mit abgedrehten Masken auf und würzen ihre kurzen blastenden Songs mit Ansagen, die vornehmlich aus der Nennung der gespielten Songs und Alben bestehen, sowie einer Danksagung, dass man stolz ist auf diesem Festival als erste Band spielen darf. Persönlich finde ich es besonders angenehm, dass das Trio auch noch nicht zu besoffen ist und einen weitestgehend sauberen Auftritt hinlegt (das habe ich selbst schon anders erlebt). Das Highlight eines jeden Grindcore-Frühstücks auf dem Party.San Open Air ist allerdings wie jedes Jahr das Publikum, dass sich ordentlich in Schale geworfen hat und mit bunten Kostümen vor der Bühne im Kreis herumläuft. Normalerweise bin ich ja kein Fan davon ein Metal-Festival in eine Mischung aus Ballermann und Karneval zu verwandeln. Hier allerdings ist es was anderes. Denn auf dem Party.San werden solche Gags niemals überstrapaziert.
Denn bereits bei der nächsten Kapelle wird es schon wieder deutlich seriöser. REVEL IN FLESH entern die Stage und entführen uns umgehend in die frühen Tage des Schwedentods. Die Setlist geht quer durch die bereits zehn Jahre umfassende
Diskografie der Süddeutschen und mir persönlich gefallen, die etwas älteren Songs wie 'Death Kult Legions' am Besten, was aber natürlich nur reine Geschmackssache ist. Nach dem Auftritt beschwert sich der eine oder andere Besucher mit dem ich Rede über die Gesangsleistung von Fronter Haubersson, wobei ich sagen muss, dass ich während des Gigs den Eindruck hatte, dass die meisten Zuschauer definitiv zufrieden gewesen sind mit der Darbietung.
    Kurz bevor die Baden-Württemberger mit ihrer Show fertig sind, startet das Programm auf der Zeltbühne. Seit knapp zehn Jahren ist diese zweite Stage für junge beziehungsweise "kleinere" Bands eine Möglichkeit sich einem größeren Publikum zu präsentieren, was bisher immer sehr gut angenommen wurde von den Besuchern. Auch dieses Jahr sind die Zuschauer ab der ersten Band zahlreich im Zelt vertreten und das obwohl das Sommerwetter die Bedingungen unter der Plane extrem unangenehm werden lässt. Es
ist schwül, stickig und trotz des Schattens im Zelt sehr warm. Nichts dergleichen hält jedoch die Anwesenden davon ab HANGATYR ordentlich abzufeiern. Immerhin handelt es sich bei dem Vierer um eine lokale Band aus Thüringen, die sich allerdings innerhalb der letzten 16 Jahre einen Namen innerhalb der deutschen Black-Metal-Szene erspielt hat. Seit letztem Jahr tritt man ohne "echten" Drummer auf, aber hat sich mittlerweile mit der Situation arrangiert. Auch wenn das Schlagzeug synthetisch ist, liefern die Mitteldeutschen eine amtliche Show ab, die auf viel Gegenliebe stößt. Den Mitgliedern merkt man an wie sehr sie ihre Zeit auf der Bühne genießen und diese positive Energie überträgt sich auch direkt auf mich selbst. Schade, dass ich bereits kurz vor Schluss schon wieder abhauen muss, um das Programm auf der Hauptbühne weiterzuverfolgen. 

[Adrian]

GAEREA ziehen dann auch die
Aufmerksamkeit von Leuten auf sich, die mit dem Schaffen der Band nicht so vertraut sind. Auch wenn schwarze Hauben natürlich niemanden hier schockieren, macht es doch zumindest meist neugierig, vor allem kombiniert mit der auffälligen Bühnendeko. Aber das ist auch gar nicht weiter schlimm, schließlich haben die Portugiesen mit ihren mittlerweile auch schon drei Alben sehr dichte, atmosphärische Werke geschaffen und sich auch immer mehr in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gespielt. Assoziationen zu ihrem Stil sind Vielfältige möglich und auch wenn man den Post-Black-Metal sicher nicht neu erfindet, findet man doch eine eigene Nische, baut etwas Post-Hardcore ein, melodische Passagen, teilweise sogar DSBM-benachbartes Riffing. Insgesamt eine sehr stimmige Mischung und für mich ein toller Festival Auftakt, und auch in der Retrospektive einer der stärkeren Gigs des Festivals. 

[Nezyrael]


Schon am ersten Tag tritt mit HIGH SPIRITS eine Band auf, die deutlich aus dem herkömmlichen, extremer geprägten Kader des Party.San Line-Ups ausbricht. Mit melodiösen Heavy Metal Riffs, die immer wieder in den Hard Rock abdriften und dem wunderbar anzuhörenden Cleangesang von Sänger und Bandkopf Chris Black bietet die US-Band 45 Minuten feinste Unterhaltung. Auch optisch grenzen sich die Bandmitglieder einheitlich von Nieten und Leder ab: Schlichte, schwarze Shirts, gepaart mit markanten, weißen Jeans und Sonnenbrillen tragen zu der Leichtigkeit und dem Ambiente der gespielten Töne bei. Diese Stilbrüche oder vielleicht auch die tosende Sonne (die uns nicht zum allerletzten mal schwer fallen sollte) führten leider dazu, dass vor der Bühne relativ wenig los war. Mir ist das aber egal. Als Fan der Band und eben genau solcher Klänge zaubern mir die Chicagoer mit Hits wie 'Full Power', 'Thank You' und dem großartigen 'Another Night in the City' ein breites Lächeln in mein bereits halbtrunkenes, halbverbranntes Gesicht. 
Kurz darauf im Anschluss geht es auf den
Weg in das stickige, gefüllte Zelt. Blast Beats feuern mir schon um die Ohren, bevor ich überhaupt in der Nähe des Eingangs bin, womit ich weiß, was mich hier erwarten wird. TOTAL HATE machen ihrem Namen alle Ehre. Eine gute, halbe Stunde geballter Hass in Form von feinstem Black Metal, ist das, wofür der heimische Party.Sane eigentlich hier ist. Nicht nur die Musik wirkt für mich unheimlich passend in dieser abendlichen, aber doch hitzigen Atmosphäre, sondern auch das Auftreten der bayerischen Band [Anmerkung von Adrian: FRÄNKISCH!! NICHT BAYRISCH!!] ist in sich geschlossen und hart.

Corpsepaint, Nieten, Patronengurte und ein umgedrehtes Kreuz auf Schritthöhe beim Frontmann ergänzen die hasserfüllten Growls und treibenden Gitarren exzellent. TOTAL HATE sind für mich der Beweis, dass es nicht immer unbedingt kalt und dunkel sein muss, damit Black Metal live funktioniert. Es muss. Einfach. Ballern!  

[Ehrenandi]


Im Vorfeld des Festivals hatte ich mich durchaus gefreut auf den Auftritt von SECRETS OF THE MOON. Die erste Schaffensphase der Band um Werke wie "Privilegivm", "Antithesis" und "Carved In Stigmata Wounds" gehört für mich nach wie vor zu den Glanzstunden der deutschen Black-Metal-Szene. Live bot sich dann allerdings ein anderes Bild, da man auch viele neue Songs darbot. Und mit "Black House" hatte man leider keinen großen Wurf hingelegt. Weg ist der rohe Black Metal der ganz frühen Jahre, weg die doomigen, atmosphärischen Einflüsse mit denen die Band wirklich bekannt wurde, weiter ausgebaut wurden die rockigen Elemente des Vorgängers. Gefälliger Dark Rock oder wie auch immer man das nennen mag tönt nun von der Bühne. Und, nun ja, es ist leider genau wie auf Platte, sprich sterbenslangweilig. Man versucht irgendwie Post-Rock mit leicht härteren Klängen und etwas Dark Ambient zu vermischen, aber es geht einfach komplett schief. Der Sound war okay, und das Wetter ist sicher nicht optimal für diese Art Musik, aber nein, das ist einfach nichts was mich in irgendeiner Art und Weise noch berührt. Sehr sehr schade.
 EXHORDER machen dann direkt eigentlich alles besser als SECRETS OF THE
MOON. Man muss den routinierten Herren aber natürlich auch zu Gute halten, dass ihr Thrash Metal der alten Schule live einfach immer funktioniert und für gute Laune sorgt. Gerade bei Gassenhauern wie 'Slaughter In The Vatican' kann man einfach kaum die Füße stillhalten. Ich will hier jetzt auch gar keinen großen Roman zu schreiben, zu der Band wurde eigentlich schon alles mehrmals gesagt und fairerweise muss man auch sagen, es tut sich ja nicht mehr sonderlich viel. Ich hätte den Text vom letzten Auftritt auf dem PSOA hierher kopieren können und es wäre vermutlich niemandem aufgefallen [Anmerkung von Adrian: doch, mir beim Gegenlesen!]. Aber das finde ich auch gar nicht weiter tragisch, denn wie bereits erwähnt, Spaß hatte ich jede Menge. (In ein paar Jahren) gerne wieder, das Rad können andere in der Zwischenzeit neu erfinden. 

[Nezyrael]

DER WEG EINER FREIHEIT sorgt wiederum
für einen Stilbruch. Nach groovigem Thrash Metal kommt nun kaskadischer Black Metal (und nein, ich werde jetzt nicht zum 500. Mal ausdiskutieren inwieweit DWEF zur schwarzmetallischen Szene gehört, oder nicht). Kurz zuvor hatte im Zelt bereits die AOP-Band ANOMALIE das Publikum auf atmosphärischen Black Metal vorbereitet, aber die Würzburger sind natürlich noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Besonders ihr aktuelles Album "Noktvrn" ist ein echter Brecher geworden und die dazugehörige Tour im letzten Jahr gehörte zum besten, was ich nach der Cororna-Pause erleben durfte. Ich stelle aber auch fest, dass es bei Tageslicht und auf der riesigen Party.San-Bühne wesentlich schwerer ist, eine angemessene Stimmung zu erzeugen. Die spielerische Leistung der Franken lässt zwar keine Kritik zu, aber der Funke will bei mir heute dennoch nicht überspringen. Was allerdings nicht heißen soll, dass meine Meinung in irgendeiner Weise repräsentativ wäre. Insgesamt ist die Begeisterung um mich herum beachtlich und man merkt auch hier wie auch auf der Club-Tour 2021, dass DWEF ein ganz anderes Black-Metal-Publikum anziehen als es zum Beispiel die Genre-Kollegen aus Norwegen anschließend im Zelt tun.

[Adrian]
Den einzigen Auftritt am Donnerstag, den ich mir dann in der Tent Stage angeschaut habe, war WHOREDOM RIFE. Die Band ist mir vor allem durch ein
paar EPs bekannt, 2021 erschien dann aber auch die erste Full-Length, "Winds Of Wrath". Insgesamt muss ich aber sagen: die Tent Stage überzeugt mich konzeptionell immer weniger. Es ist immer viel zu voll, viel zu stickig, vielleicht sollten die Organisatoren sich da irgendwann mal was anderes Überlegen. Da kann aber natürlich die Band nichts für, und macht das Beste aus den Bedingungen. Man zeigt sich auch live von seiner besten Seite, viel Hall, aber auch viel Rock scheint unter den Nieten hervor. So findet man dann eine interessante Melange zwischen Aggression und Melodie mit teilweise überraschend Abwechslungsreichem Gesang. Starker Auftritt, den ich gerne mal in einer kleinen Venue wiederholen würde. [Anmerkung von Adrian: ich will noch einmal betonen, was K.R für ein krasser Frontman ist. Wenn er auf die Bühne kommt, den Mikroständer nimmt, zur Seite schmeißt und sich dann wie ein wütender Kampfhund an den vorderen Rand der Bühne stellt, fühlt man sich dezent eingeschüchtert im Fotograben. Schade, dass das Mikro am Anfang des Gigs Aussetzer hatte und die aufgebaute Atmosphäre so leider ein stückweit beschädigt wurde, auch wenn die Band diesen Malus über den Auftritt hinweg wieder wettmachen konnte]

[Nezyrael]


Nach dem kurzen Ausflug in die kriegerischen Gefilde des schwarzen Metalls geht es bei ALCEST wieder deutlich getragener zur Sache. Die Franzosen um Bandchef Neige gehören zu jenen, die Ende der 00er Jahre und Anfang der 2010er den Post Black Metal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und sich damit ihren Platz in den Annalen des Metals definitiv verdient haben. Für viele fällt der Shoegaze-Sound allerdings sehr stark (oder vielleicht sogar zu sehr) aus dem Raster. Für ein Extreme-Metal-Festival wirkt ihr Konzept über weite Strecken doch sehr entspannt, aber bietet eine willkommene Verschnaufpause nach diesem heißen Festivaltag, der erst während des Sets des Duos (plus Live-Musikanten) erträglich wird, da die Sonne langsam untergeht, wodurch die ersehnte Abkühlung einsetzt. Die Dämmerung hilft dabei die Stimmung der gefühlvollen Songs zu unterstreichen und viele berichten mir im Nachgang, dass dies der perfekte Gig gewesen sei, um sich auf die Wiese zu setzen beziehungsweise zu legen und sich einfach der Musik hinzugeben, Persönlich gefällt mir auch die Song-Auswahl sehr gut und ich freue mich, dass mit 'Protection', 'Sapphire' und 'Ècailles de lune - Part 2' alle meine Lieblingssongs der Band im Set enthalten sind. Alles in allem gibt es hier also nichts auszusetzen.

[Adrian] 

Nun ist es auf einmal dunkel und kalt auf dem Flugplatzgelände Obermehler in Schlotheim. Mein erstes Mal MAYHEM - oder viel mehr natürlich das, was von der wohl kultigsten Black Metal Größe übrig ist. Im Vorhinein warnten Adrian und andere Kollegen mich, ich solle nicht zu viel erwarten und auch ich selbst will MAYHEM immer wieder als eine Band fernab von ihrer Vergangenheit und unabhängig von ihren ersten Machwerken bewerten. Das 2019 erschienene "Daemon" war für mich beispielsweise unabhängig gesehen kein schlechtes Black-Metal-Album, nur wird es dem nun schon fast sagenumwobenen Status dieser Band nicht gerecht. Mitten im Publikum stehend warte ich nun darauf, dass es losgeht, der Mond scheint hell und gelb leuchtend durch die Nacht… die Voraussetzungen könnten für einen MAYHEM-Gig eigentlich nicht besser sein. 

Anmerkung von Adrian: die Lichtstimmung war vor Ort 
leider nur schwer einzufangen

Doch leider, leider ist die Technik wohl an diesem Abend auch von Dämonen besessen. In der ersten Hälfte stören viel zu grelle Bühnenlichter und, selbst für Black-Metal-Verhältnisse, zu viel Rauch, das einfache Genießen und Beobachten der Bühnenperformance. Ständige Ausfälle an Gitarre, Gesang und Bass und Übersteuerungen ziehen sich durch die ganze Show. Sowieso besteht der erste Teil des Auftritts nur aus neueren Stücken, die sich aufgrund eines geschrammelten Einheitsbreis auch kaum identifizieren lassen. Frontmann Attila erinnert auf der Bühne eher an eine alte, buckelige Hexe in seinem zerfetzten

Gelump und seinem gestohlenen KING DIAMOND – Mikrofon. Ich fühle mich an die pessimistischen Vorworte meiner Kollegen erinnert [Anmerkung von Adrian: eben! Ich hatte Dich gewarnt!] . Die vereinzelten, eiskalten Schreie der Hexe Attila, die durch diesen ersten, negativen Eindruck allerdings durchbrechen, beschwören mir eine Gänsehaut auf den Körper und lassen mich nur auf besseres Hoffen. 
Die Norweger verschwinden von der Bühne, der Mond steht nun beinahe perfekt über der Bühne. Ein neues Banner fällt über das prangernde MAYHEM, jetzt in einer bläulich-violett bekannten Farbe. Die berühmten Gitarrentöne von 'Freezing Moon', gepaart mit den donnernden Trommeln von Hellhammer gehen tief durch Mark und Gebein. Die technischen Probleme scheinen fast wie vergessen und endlich höre ich das, wofür viele andere und auch ich grundlegend hier sind: Für den alten Scheiß! Atillas neues Bühnenoutfit, eine Mönchskutte, wirkt in Verbindung

mit seinen immer wieder priesterlichen Gesten deutlich okkulter und vollkommener. Weitere Klassiker aus der "De Mysteriis Dom Sathanas"-Ära werden voller Inbrunst runtergespielt, einige wie 'Funeral Fog' bleiben aber leider aus. 
Wieder Pause, wieder kurzes Warten. Einige können sich vorstellen, was nun folgen wird. Wer "De Mysteriis Dom Sathanas" sagt, muss gleichzeitig auch "Deathcrush" sagen! Und just in diesem Moment, als ich an das legendäre Debüt denke, ertönen die militanten Töne des Intros 'Silvester Anfang' über die Lautsprecherboxen des Party.San! Auf den letzten Ton kommen die, hinsichtlich der Soundprobleme sicherlich angepissten, Musiker auf die Bühne; ein lauter Knall enthüllt das dritte und somit letzte Banner des Abends: "THE TRUE MAYHEM" steht nun in sattem schwarz auf Rot hinter Hellhammer. Das Album wird durchgeknüppelt und trotz anhaltender Soundprobleme bin ich aufgrund der Energie, die diese Band trotzdem auf die Bühne bringt und dem konstant hervorragendem Schlagzeugsound überglücklich. 
Für einen Ersteindruck war die Setlist und die pseudo-Reise durch die Bandgeschichte wirklich gelungen, aber ob ich mir diese wieder und wieder antun würde, weiß ich auch nicht. 

[Ehrenandi] 

Es ist bald Mitternacht und der erste Festivaltag neigt sich dem Ende entgegen.
Wie immer kommen die dicken Klopper aber natürlich erst am Ende. Die
CANNIBAL CORPSE sind der Headliner des ersten Festivaltages und beschließen das heutige Live-Programm. Ich bin ehrlich: der ganz große Fan der Truppe aus Florida war ich nie. Klar, ich mag halt die Hits wie 'Fucked With A Knife', 'I Cum Blood', 'The Wretched Spawn' oder 'Hammer Smashed Face' ganz gerne und diese Songs werden stets auch alle live gespielt, aber die Death-Metal-Titanen sind auch irgendwo immer dasselbe. Ich habe sie 2006 zum ersten Mal im Rahmen der Full Of Hate Tour in Frankfurt gesehen. Damals war die Begeisterung noch groß, weil zu dem Zeitpunkt das Spielen der ehemals indizierten Songs noch nicht sonderlich üblich gewesen ist. Nach mehr als 15 Jahren in denen ich George "Corpsegrinder" Fisher und co mehrfach gesehen habe, ist es wirklich schwer geworden, dass mich diese Band noch überraschen kann. Vor allem da allen voran die Ansagen ja immer die gleichen sind: "Support Old-School Death Metal" oder "A Song for the Ladies" - um nur zwei Standardphrasen zu nennen. Heute allerdings scheint George besonders gut aufgelegt zu sein, scherzt viel mit dem Publikum herum. Schlägt einen Headbang-Contest vor, bei dem er sich schon vorab selbst zum Sieger erklärt und bei dem es "NOTHIIIIING!!!" zu gewinnen gibt. Auch sein T-Shirt "Respect the Neck" zeugt von einem hohen Maß an Selbstironie und solchen Aktionen zolle ich stets Respekt. Auch der Sound spielt mit und macht besonders weiter hinten eine Menge Spaß - was dieses Wochenende leider nicht jedem Gig beschienen sein sollte. Kurzum, ich stehe heute mal nicht bei den Corpse und denke mir "verdammt, wann sind sie endlich fertig!", sondern fühle mich die ganze Zeit über gut unterhalten. Ein mehr als positiver Ausklang für den ersten Abend.

[Adrian]

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