Dienstag, 8. August 2023

Reingehört: Void Creation "Inexorable"


VOID CREATION checken bei mir auf den ersten Blick alle Boxen:
  • Ein generischer Death-Metal-Name, den sich auch ChatGPT hätte sich so überlegen können?
    ✅ Check! 
  • Ein postapokalyptisches Artwork, das wahrscheinlich überwiegend digital erstellt wurde?
    ✅ Check!
  • Ein Spoken-Word-Intro mit einer sozial-kritischen Ansage zum Thema menschlicher Selbstzerstörung
    ✅ Check!
Bis hier hin bin ich aufgrund der plakativen Austauschbarkeit noch wenig verleitet mir die "Inexorable"-EP weiter anzuhören. Die Tatsache, dass aber nach nach meiner Einleitung noch nicht Schluss ist, lässt darauf schließen, dass mehr hinter dieser Scheibe steckt als die genannten Klischees.
Die Stereotypen lassen sich möglicherweise auch damit erklären, dass sich die fünf Österreicher bereits 2006 zusammengefunden haben und alles was oben steht war damals eben so üblich. Das heißt zwar nicht, dass die EP mit ihren fünf Songs plus Intro und knapp 19 Minuten Spielzeit nicht trotzdem aus der Zeit gefallen wirkt. Dennoch will ich auch nicht hypokritisch klingen, wenn man bedenkt, das 90% des auf diesem Blog vorgestellten Death Metal eine Hommage an die Jahre 1987 bis 1993 ist. Zu meiner Verteidigung, die 2000er Jahre haben in Sachen Todesstahl auch
nie die gleiche Gegenliebe erfahren wie die 80er, 90er oder sogar die 2010er, die ja vorrangig eine Rückbesinnung auf die "Alte Schule" dargestellt und dennoch oder gerade deswegen einen neuen kleinen Boom im Genre ausgelöst hatten. Was ist aber der Grund dafür, dass die Jahre um die Jahrtausendwende heute so emotionslos abgekanzelt werden? Das liegt vielleicht auch daran, dass es in den 2000ern keine klare Richtung im Todesstahl gab. Es wurde viel ausprobiert und es gab auch viele spannende Alben, aber nur ganz wenige Releases davon werden heute noch in Genre-Bestenlisten aufgeführt. Möglich ist auch, dass es seinerzeit für alteingesessene Fans zu wenig Wiedererkennungswert gegeben hat. Immerhin wurde mit einigen Elementen gespielt, die dem Death Metal nicht initial innegewohnt haben und um jetzt endlich den Bogen zur vorliegenden Band zu spannen: genau dasselbe gilt auch für VOID CREATION. Im aktuellen Material steckt neben den typischen Death-Metal-Versatzstücken wie ein herrlicher brutaler Growl-Gesang und ein knackig, prügelndes Schlagzeug auch eine Menge Stakkato Groove Metal und gelegentliche Ausflüge in den härteren Melodic Death Metal á la ILLDISPOSED oder auch ältere DISCREATION. Das ist alles wirklich gut umgesetzt und macht bestimmt auch live eine Menge Spaß, aber auf Platte bleibt bei mir auch nach mehreren Durchläufen nicht sonderlich viel hängen. 
Dementsprechend fällt auch das Fazit zu "Inexorable" etwas zwiespältig aus. VOID CREATION ist technisch, stimmlich und produktionstechnisch auf einem Top-Niveau. Allerdings mangelt es mir in letzter Konsequenz daran, dass man nicht in den höchsten Gang schaltet. Das soll heißen, dass bei aller Härte die Songs zwar eine gute Aufbauarbeit leisten, aber dann ohne echten Klimax zu Ende gehen. Kurzum, wir haben hier eine Menge Sperrfeuer, aber keine ganz großen Explosionen. Ihre Fans werden sie mit dieser EP zwar abholen, aber ein größeres Ausrufezeichen wird man wahrscheinlich innerhalb der Szene nicht setzen können. Dennoch möchte ich bezogen auf die Einleitung loswerden, dass ich dennoch positiv überrascht bin von dieser grundlegend soliden Platte, die keineswegs so generisch ist wie es der erste Eindruck vermuten lässt.
 
[Adrian]
 

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