Sonntag, 13. August 2023

Reingehört: Kaivs "Horrend"

 

Ich glaube da unten in Lazio ist ein Nest von neuen Death-Metal-Bands, die gerne EPs raushauen. Zwei Vertreter der römischen Szene hatten wir bereits. Mit KAIVS schickt sich nun das nächste Kollektiv an in weniger als 15 Minuten uns von sich überzeugen zu wollen. Ob die EP "Horrend" das auch tatsächlich schafft, schaue ich mir in der Folge etwas genauer an.
Was direkt auffällt ist die Tatsache, dass man sich die EP auf Bandcamp nicht anhören kann, aber man kann sie dort downloaden. Ich frage mich gerade wie viele Leute EPs und Alben heute noch blind kaufen? Na ja, wenigstens auf YouTube kann man sich "Horrend" in Gänze anhören. Wenn man das tut, wird man bereits beim eröffenden Titeltrack merken, dass KAIVS nicht lügen, wenn sie ihren Death Metal als
"Stockholm Death Metal" betiteln. Der HM2-Sound ist wirklich stark auf dieser Scheibe und das ist auch gleichzeitig ihre größte Schwäche. Denn unter dem dichten Klangteppich á la DISMEMBER und NIHILIST ist weder Raum für eine eigene Identität noch für abwechslungsreiche Songs. Im Ernst, ich höre wirklich viel Old-School Death Metal und traue mir bis zu einem gewissen Grad zu herausstechende Details und individuelle Facetten in einzelnen Songs dieses Subgenres heraushören zu können. Hier allerdings klingt alles irgendwie gleichförmig und kommt selten mit überraschenden Wendungen oder besonderen Aha-Momenten um die Ecke. Track Nummer Zwei 'Krushing All Altars' ist dazu auch noch viel zu lang und schafft es nicht ohne ständige Wiederholungen seine mehr als fünf Minuten Spielzeit zu füllen. Dreieinhalb Minuten hätten hier völlig gereicht. Das liegt für mich auch am Drum-Sound, der unheimlich dünn klingt. Auch die Vocals sind nicht optimal abgemischt worden, so dass sie sich nur bedingt mit dem instrumentalen Grundgerüst verbinden wollen. Ich bin kein Produzent oder Mastering-Experte, aber in meinen Augen ist der Klang der Gesangslinien zu trocken und lässt gefühlt einige Frequenzen vermissen, weswegen das Hörerlebnis eine eher bescheidene Bandbreite aufweist. Wenigstens etwas Reverb hätte man hier drauflegen dürfen. Das hätte zwar das eintönige Song-Writing auch nicht besser gemacht, aber zumindest würde mehr Wumms aus den Boxen kommen. Über den letzten Titel 'Sepulchrist' kann ich ebenfalls nichts besseres sagen. Die Unterschiede zu seinen beiden Vorgängern sind eher übersichtlich.

Weswegen ich alles in allem auch keine Lobeshymne auf "Horrend" singen kann. Das ist tatsächlich einfach Old-School Death Metal von der Stange und nach der Flut an HM2-Bands zwischen 2010 und 2020 muss man sich ernsthaft fragen, ob es eine weitere Band braucht die relativ plump Stockholm Tribut leistet. Ich würde sagen "Nein!". Das ist jedoch echt schade. Denn talentierte Musiker scheinen die Römer durchaus zu sein. Auch der Gesang hat Potenzial, aber sollte sich gefälligst mehr trauen! Ich bin mir sicher, dass mit einem besseren Sound und einem abwechslungsreicheren Song-Writing beziehungsweise zumindest ein bisschen Experimentierfreude hier mehr drin gewesen wäre. So kann ich diese EP leider wirklich nur Schwedentod-Die-Hards empfehlen.
Seit dem 01.02.2023 gibt es die Scheibe direkt bei der Band selbst.

[Adrian] 






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