Sonntag, 14. Mai 2023

CD-Review: Victim "Planet Of Graves"

 

Bands, die auf den Namn VICTIM hören gibt es viele, aber nur eine kommt aus Weimar und spielt Thrash Metal. Seit 2007 gibt es das Trio aus Thüringen bereits, aber nach einigen EPs, Demos und co ist "Planet Of Graves" tatsächlich ihr erstes Full-Length-Album, das letzten Dezember herausgekommen ist. Da stellt sich natürlich die Frage, ob sich das lange Warten gelohnt hat.
Ich bin auf jeden Fall ziemlich überrascht, dass die Band nicht bekannter ist. Denn der
allererste Eindruck vermittelt ein Gefühl von Traditionsbewusstsein. Wenn man mir gesagt hätte, dass VICTIM Ende der Achtziger gegründet worden wäre, hätte ich das auf jeden Fall geglaubt. Es ist schwer in Worte zu fassen, wieso das so ist, aber viele Thrash-Bands, die vor weniger als 20 Jahre gegründet wurden, versuchen sehr bemüht zu 200% Old-School sein zu wollen. Sie kleiden sich in Spandex, tragen bunte Bandanas und spielen oftmals eine überdrehte Karikatur aus frühen EXODUS und DEATH ANGEL.
Hier ist es aber anders. VICTIM klingen bodenständiger. Ihr Sound ist fett und das Song-Writing sehr straight forward. Die Vocals lassen eine leichte Spur von James 
Hetfields Einfluß vermuten, aber besitzen nichtsdestotrotz genug eigenen Charakter (was auch der harten deutschen Intonierung zu verdanken ist), um herauszustechen. Allerdings bin ich in anderer Hinsicht noch nicht fertig mit den METALLICA-Vergleichen. Höre ich mir das Album bei YouTube Music an, dann kommt als Vorschlag nach dem letzten Song automatisch von der Plattform 'Harvester Of Sorrow' und das passt sehr gut. Denn wenn man die Big-Four-Band hier in den Ring wirft, dann meint man die Phase zwischen "...And Justice For All" und dem schwarzen Album. Harte, eingängige Stampfer sind hier das Stichwort. Allerdings gibt es auch immer wieder schnellere Tracks, die wiederum mehr die ungestüme, deutsche Thrash-Schule durchblicken lassen. Daneben macht sich auch immer wieder eine gewisse Hardrock-Schlagseite bermerkbar, die sich sehr organisch ins Gesamtkonzept einfügt ('Cthullu' ist hier ein gutes Beispiel). Was sich mir aber überhaupt nicht erschließen will, sind die teils echt langen und ereignislosen Outros einzelner Lieder. Damit stört man unnötigerweise den Fluss des Albums und nimmt Druck vom Kessel, wo dies nicht notwendig ist.
Alles in allem ist die Debüt-Full-Length von VICTIM ein ordentlicher Release geworden, dem man anhört, dass die beteiligten Musiker knapp 15 Jahre Zeit hatten, um an ihrem Sound zu pfeilen. Dennoch kann man "Planet Of Graves" nicht uneingeschränkt jedem Metaller empfehlen. Denn wenn ihr Anhänger des rasanten und brachialen Retro Thrash Metal á la GAMA BOMB und MANTIC RITUAL seid, dann könnte es euch hier ein wenig an Geschwindigkeit mangeln. Diese Platte richtet sich stärker an Liebhaber der Post-"Master Of Puppets"-Zeiten und generell dem Thrash Metal der frühen 90er Jahre. Da muss man definitiv Bock drauf haben, um hier auf Albumlänge gut unterhalten zu werden. Sollte diese Beschreibung, aber auf euch zu treffen, dann könnt ihr bei VICTIM bedenkenlos zuschlagen.

7,5 von 10 Punkten

[Adrian] 

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