WINTARNAHT hatte ich ja bereits vor einiger Zeit mit dem vierten Album "Hriuwa" auf unserem YouTube Kanal vorgestellt. Für das aktuelle Album "Anþjaz" nehmen wir uns das Material schriftlich zur Brust. Die Frage, die sich aufdrängt, bleibt aber die gleiche: kann Solomusiker Grimwald auch mit dem neusten Pagan-Black-Metal-Output überzeugen? Das wollen wir in dieser Folge klären!
Es soll ja Leute geben, die glauben, dass Pagan Metal nur dann funktionieren kann, wenn man traditionellen Black Metal macht und diesen lediglich lyrisch mit heidnischer Thematik mischt. Das ist mir persönlich zwar zu eng gefasst, aber aus diesem Ansatz heraus können durchaus sehr starke Alben entstehen. Dennoch gefällt es mir besser, wenn man versucht die Epik vergangener Zeiten auch musikalisch abzubilden.
In Bezug auf WINTARNAHT würde ich sagen, dass man einen Mittelweg beschreitet. Viel Zeit wird nämlich aufgewendet, um vor allem dem klassischen Black Metal zu huldigen, was Puristen sehr gefallen dürfte. Die Songs sind so geschrieben und aufgenommen worden, dass dieser Release auch vor 25 Jahren hätte veröffentlicht werden können. Allerdings werden neben keifenden Screams auch immer wieder hymnenhafte Gesangseinlagen genutzt, die in Verbindung mit dem BATHORY-Viking-Riffing und dezenten Streichern zu nostalgischen Gefühlen verleiten. Das Geheimnis ist hier, dass man den Black-Metal-Sound zwar anreichert, aber nicht verwässert. Stimmige Facetten wie zum Beispiel atmosphärische Zwischenspiele oder ambiente Waldgeräsuche werden beimischt, aber auch nicht überstrapaziert. Das hat man zwar auch schon so bei anderen traditionellen Viking und Pagan-Metal-Bands gehört, aber Grimwald bleibt stets subtil und nimmt nie zu viel aus einer Quelle (wodurch man nicht unsinnige Copy-Cat-Vergleiche ziehen muss). Nichtsdestotrotz gibt es beispielsweise ein paar dezente Referenzen zu HELHEIM, Querverweise zu HELRUNAR und mit einer etwas folkigen Note erinnert man zwischendurch sogar an späte FALKENBACH-Werke. Kurzum, hier steckt wirklich eine Menge drinnen.
Alles in allem zeigen die 48 Minuten Spielzeit wie man Pagan Metal spielt, der weder 08/15-Schwarzmetall mit ein bisschen Heidenpomp noch kitschige Methorntümelei ist. WINTARNAHT ist authentisch und man merkt dass hier mehr als ein Vierteljahrhundert Erfahrung drin steckt. Über die alt- und mittelhochdeutschen Texte habe ich dabei noch nicht einmal ausführlich gesprochen, aber das würde auch den Rahmen dieser Rezension sprengen. Wenn ihr nun angefixt seid und auch mit den bereits erwähnten Referenzen etwas anfangen könnt, dann erwartet euch hier ein spannendes Album, das in Sachen Pagan Metal bestimmt in der einen oder anderen Jahrestopliste auftauchen wird.
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