Montag, 20. März 2023

Interview mit Oytun von TIR

 


Diese Woche gibt es einen Nachschlag zum Review von letzter Woche. Kollege Chris hat ein E-Mail-Interview mit dem Darkfolk und Dungeon-Synth-Künstler Oytun Bektaş von TIR geführt und chattet mit ihm über sein aktuelles Album "Awaiting The Dawn" und seine musikalischen Hintergünde.

Hallo Oytun, Danke, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast! Am 7. April 2023 wird das neue Album deines Musikprojektes TIR veröffentlicht. Für diejenigen, die dein Projekt TIR noch nicht kennen, wie würdest du deine Musik am besten beschreiben? 


Hallo. Ich mache mit TIR seit 2016 Musik mit Dungeon-Synth- und Folk-Elementen. Von Zeit zu Zeit, kannst du sowohl mittelalterliche Einflüsse als auch und Ambient Vibes in meiner Musik finden. Deshalb ist TIR ein Projekt, in dem ich versuche, diese Mischung auf die richtige Weise zu präsentieren. 


Was bedeutet der Name "Tir"? 


"Tir" ist ein türkisches Wort und bedeutet "Einsamkeit". In schamanischer Zeit wurde dieses Wort verwendet, um das Gefühl zu beschreiben, allein oder tief isoliert zu sein. 


Welche Bands und Künstler haben dich am meisten inspiriert? 


Ich habe einen breitgefächerten Musikgeschmack. Black Metal höre ich seit über 20 Jahren, und die damit verbundenen Genres interessieren mich. EMPYRIUM, BURZUM, SUMMONING, BATHORY und TENHI sind für mich die wichtigsten Vertreter. Andererseits nähren Bands wie DEAD CAN DANCE, DAEMONIA NYMPHE und WONGRAVEN mein musikalisches Interesse und ich höre sie ernsthaft. In letzter Zeit waren die Projekte MURGRIND und ORTNIT sehr erfolgreich. Unbedingte Weiterempfehlung!  



Welche Themen inspiriert dich für TIR? Welche Stimmung willst du in deiner Musik einfangen? 


Am Anfang habe ich versucht, die Natur mit einem Gefühl der Zartheit auszudrücken. Du weißt schon, diese zarte Schönheit, die wir durch unsere ekelhafte Politik verschmutzt und zerstört haben. Trotz der Tatsache, dass das Genre verschiedene Bewegungen in sich aufgenommen hat, trägt TIR diese schwere Last auf seinem Rücken. Diese tief anmutende Erhabenheit eines getrockneten Blattes, einer Eule, die still in die Ferne schaut, oder eines Leoparden, der durch den Schnee läuft, verschmilzt mit TIR. Ich versuche, in diesem Land, in dem die Kunst in unserer neuen Welt konsumiert wird, von Anfang an etwas zu schaffen, das von der dunklen Seite (der Kunst) her naiv daherkommt. Ich bin mit den Ergebnissen zufrieden. 



Auf "Awaiting The Dawn" werden die Dungeon-Synthie-Sounds hörbar reduziert und die Akustikgitarre dominiert mehr. Die ansonsten überwiegend instrumentalen Songs enthalten nun teilweise Gesang. Was war der Grund für den Stilwechsel im Vergleich zum Vorgänger "Persepolis"? 


Bevor ich mit den Aufnahmen zu diesem Album begonnen habe, habe ich einmal in einem Interview darüber gesprochen. "Persepolis" war für mich die letzte Ausfahrt vor einer Brücke. TIR hat nun seinen wahren Weg gefunden. Dieser Schritt war für mich eine Schwelle oder eine Notwendigkeit. Jetzt bin ich da, wo ich hingehöre. "Awaiting The Dawn" war ein Album, das ich vor vielen Jahren entworfen und dann verschoben habe, weil es noch nicht die richtige Zeit war. Eigentlich waren alle Details schon längst entworfen. Ich kann nur sagen, dass ich auf den richtigen Moment gewartet habe, um dieses Album zu starten. Außerdem ist es ein Dankeschön an die Dark- und Neo-Folk-Bands, die mich als Künstler geprägt haben. Aber es erinnert mich auch daran, dass diese Zeiten immer noch lebendig sind! 


Bei der Durchsicht des Artworks ist mir die naturpoetische Bildsprache aufgefallen. Sind die Bilder von dir? 


Meine Frau und ich machen das Fotoshooting gemeinsam. Es ist also alles von uns. Das Titelbild ist ein besonderes Geschenk für dieses Album, das von der norwegischen Fotografin S. SVENDSTAD und ihrem Team NIGHTHOUSE NORTHVIEWS gemacht wurde. 


Du hast mit THOMAS HELM am Gesang und MARKUS STOCK für das Mastering zwei prominente Köpfe aus dem EMPYRIUM-Universum als Verstärkung auf deinem neuen Album. Wenn ich mich durch dein Social-Media-Profil klicke, stelle ich fest, dass du mit beiden schon lange in Kontakt stehst. Wie kam das zustande? 


Nach dem Bochumer Konzert von EMPYRIUM 2012 fanden wir zueinander und lernten uns kennen. Ich gratulierte ihnen per E-Mail zum gelungenen Auftritt und nach kurzer Zeit begannen wir über das Istanbuler Konzert zu sprechen. Aber das Schöne war, dass unser Weltbild und unsere Perspektive in die gleiche Richtung gingen. Wir hatten sowohl in der Türkei als auch in Deutschland eine tolle Zeit. All das hat dazu beigetragen, dass sich unsere Freundschaft weiterentwickelt hat. 



(Anmerkung des Interviewers: EMPYRIUM hat mitunter in der Türkei die größte Fangemeinschaft.) 


Bisher gab es wenig Live-Präsenz von TIR, abgesehen von einem Dungeon-Synth-Festival, welches nur online stattfand. Gibt es Pläne, dass du in Zukunft offline mit TIR auf der Bühne stehen wirst? 


Kurz nach der Veröffentlichung der Single kamen mehrere Angebote zu diesem Thema herein. Da TIR ein Ein-Mann-Projekt ist, wäre es nicht falsch zu sagen, dass es schwierig war, den Auftritt zu inszenieren. Ich sehe mich selbst eher als einen Künstler, der hinter den Kulissen arbeitet. 


Vielen Dank für deine Zeit und viel Erfolg mit "Awaiting The Dawn"! Die letzten Worte gehören dir. 


Ich hoffe, dass dir "Awaiting the Dawn" gefällt. Ich glaube, dass die Hörer, die sich darauf einlassen können, meine Gefühle zu diesem Album teilen werden. Vielen Dank für deine Zeit! [Chris]

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