Montag, 23. Januar 2023

Reingehört: A Rising Chapter "Inanimate"

 

Also wenn sogar Ernie jetzt schon über Deathcore redet, dann kann ich das ja auch einmal versuchen. A RISING CHAPTER aus Bayern nennt in seinen Einflüssen passenderweise sogar LORNA SHORE als Inspirationsquelle. Entsprechend könnte ein genaurer Blick auf ihre Debüt-EP "Inanimate" durchaus lohnenswert sein.
Zu Beginn will ich ganz ehrlich mit euch sein: ich habe keine Ahnung von Deathcore. Ich bin einer von diesen Snobs, die vor einigen Jahren alibimäßig jeweils 20 Sekunden in SUICIDE SILENCE und CARNIFEX reingelunzt haben und dann entschieden haben sich nie wieder mit diesem Subgenre zu beschäftigen. Entsprechend hat sich in meinem Kopf ein
verzerrtes Bild von diesem Genre festgesetzt. "War das nicht dieses Gebelle mit 200 Breakdowns pro Song? Der uneheliche Bastard von Tech-Death und Metalcore?" - Teilweise denke ich das immernoch, aber wie bei allen Klischees ist das natürlich viel zu kurz gegriffen. Denn neben den gesetzlich vorgeschriebenen Breakdowns und dem erwähnten Brüllaffengesang, gibt es hier wie bei LORNA SHORE auch symphonische (beziehungsweise elektronische) Anteile, die in Verbindung mit den Blast Beats und den eingestreuten Screams ein wenig Blackened-Hardcore-Charme versprühen. Sänger Jakob ist zwar was die Prägnanz und Eigenständigkeit angeht noch deutlich von Will Ramos entfernt, aber gefällt mir insgesamt besser als die meisten Frontmänner in vergleichbaren Kapellen - ich denke dabei auch an ETERNAL TORTURE, die ich 2011 mit ihrem Album "Dissanity" rezensiert habe und wo gleich zwei Mitgleider von A RISING CHAPTER ebenfalls tätig sind. Im direkten Vergleich steht den beiden Musikern übrigens symphonischer Deathcore besser zu Gesicht als moderner Melodic Death Metal. Auch wenn ich mit diesem Klammerflimmern von einer Double-Bass, den angesprochenen Breakdowns und manchen Gurgeleinlagen am Mikrofon nicht einverstanden bin, kann ich mir die EP dennoch sehr gut anhören ohne permanent die Skip-Funktion nutzen zu wollen.   


Alles in allem gehen die sechs Songs, die innerhalb von weniger als einer halben Stunde ins Ziel gehen, schon in Ordnung. A RISING CHAPTER spielen zwar eine Form von Deathcore, die viele Genre-Trademarks willentlich mitnimmt, aber die drei Süddeutschen machen dazu noch genug anders, um auch für Hörer, die sich sonst nicht mit diesem Subgenre beschäftigen, bei der Stange zu halten oder zumindest nicht direkt abzuschrecken. Es kann sich also lohnen, sich hier einmal aus der Komfortzone zu bewegen, auch wenn ich dadurch noch lange nicht zu einem Deathcore-Fan geworden bin. Eine nette Abwechslung ist es aber allemal. 

[Adrian] 



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