Montag, 16. Januar 2023

CD-Review: Finistère "Only The Tides Are Forever"


FINISTÈRE war für mich die Black-Metal-Überraschung 2022! Durch die EP "Aux Morts" hatte ich mich damals zu einer ordentlichen Lobhudelei hinreißen lassen. Leider ging die Scheibe im Verlauf des Jahres etwas unter, da EPs ja nie die Aufmerksamkeit in Jahrespolls bekommen, die sie verdienen. Entsprechend hat das erste vollwertige Album von Solomusiker M.D. "Only The Tides Are Forever" beste Chancen diese Falle zu umgehen und eine erste Duftmarke im noch jungen Jahr zu setzen.Acht Songs und etwas mehr als 37 Minuten Spielzeit sind die Grundpfeiler des vorliegenden Werks, das bei mir in wirklich große Fußstapfen treten muss, was Erwartungen angeht, aber bereits mit den ersten
drei Songs klar macht, dass man da weitermachen will, wo man mit der letzten Scheibe vor knapp 11 Monaten aufgehört hat. Die Mischung aus Post Metal und hochatmosphärischem Schwarzmetall wurde konsequent weiterverfeinert. Die Klangteppiche sind dick wie der Herbstnebel in einem Hochgebirge und die ausdrucksstarken Screams wirken bissig wie ein tollwütiger Schattenwolf. In diesen Sound möchte man sich einfach nur reinlegen. Die Spannungsbögen werden so logisch und nachvollziehbar hochgezogen, dass man stets am Ball bleibt und sich nicht dabei erwischt wie man geistig abschweift, während die CD im Player ihre Runden dreht. Im Gegensatz zu anderen modernen Black-Metal-Kapellen hört man hier noch überdeutlich die Bezugspunkte zur alten Schule des Genres heraus, auch wenn bei massiven  Double-Bass-Passagen (siehe 'People Of The Abyss') die klangliche Qualität des Schlagzeugs etwas in die Kniee geht. Das ist aber meckern auf sehr hohem Niveau.

Denn was uns kompositorisch auf "Only The Tides Are Forever" geboten wird, muss sich hinter den Releases von AOP und Vendetta Records nun wirklich nicht verstecken. Im Gegenteil, wenn es darum geht echte Schwarzheimer-Trademarks, die nicht verwässert wurden, mit einer eingängigen Melodieführung zu verbinden, dann sehe ich dieses deutsche Projekt aktuell sogar vor den Genre-Primus-Kollegen aus Österreich wie ELLENDE oder HARAKIRI FOR THE SKY. Abgesehen von den kleineren Schwächen beim Drum-Sound, die nun wirklich kein Deal Breaker sind, habe ich an dieser Platte nichts auszusetzen. Hört auf jeden Fall in die Platte rein, wenn wir einen atmosphärischen Metalmix sucht, der sich seine Hörner noch nicht abgestoßen hat.

9 von 10 Punkten

[Adrian]
      

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