Das kann doch kein Zufall sein? Gestern habe ich noch in unserem Live-Stream auf YouTube über Keijo Niinimaa gesprochen und dass ich ihn nicht nur mit seiner etatmäßigen Band ROTTEN SOUND bereits live gesehen habe, sondern auch 2012 vor der Bühne stand, als er bei der NASUM-Abschiedstour am Mikro ausgeholfen hatte, und heute sticht mir die Promo von GOATBURNER ins Auge, wofür der genannte Finne nicht nur die Vocals liefert, sondern auch die Riffs eingespielt hat, während BLOODLANDS-Drummer Jaakko Forsman hinter den Kesseln sitzt. Mit "Danger" ist vor kurzem ihre neue EP erschienen, die man in knapp acht Minuten Spielzeit recht schnell wegsnacken kann.
Die Spielzeit ist allerdings sehr ungleichmäßig verteilt, da 80% der Gesamtdauer auf den ersten und dritten Song entfallen und man 'Decapitation' mit seinen sieben Sekunden Laufzeit sogar leicht verpassen kann, wenn man nicht aufpasst. Wer durch diese Eckdaten erwartet, dass wir uns hier auf klassischem Grindcore-Terrain bewegen, der liegt tatsächlich falsch. Klanglisch handelt es sich viel mehr um Todesblei der klassischen Prägung. Ja, ich weiß, das ist ein Satz, den ich sehr, sehr oft schreibe und mir hängt er selbst am meisten zum Halse heraus. Hier kann ich allerdings auch mal ein paar andere Beschreibungen verwenden. Denn das Projekt GOATBURNER wäre kein finnisches Projekt, wenn man nicht mit irgendwas herausstechen würde. Todesblei-Truppen aus dem Land der 1.000 Seen, waren schon immer anders als ihre Kollegen aus Schweden, Florida oder dem Rest der Welt. Was besonders hervorsticht ist der echt räudige Schlagzeug-Sound. Da es sich hier um wirklich erfahrene Musiker handelt, kann dieses Hörerlebnis nur Absicht sein. Anders ist es nicht zu erklären wieso man die Trommeln so aufgenommen und abgemischt hat, dass sie nach einer Garagenaufnahme aus den 80ern klingen. Sowas muss man halt mögen und ich mag es generell sehr organisch. Ich kann mich immer wieder wunderbar darüber aufregen, wenn eine Bassdrum so totproduziert klingt, als wäre sie in einem Eimer Desinfektionsmittel ertrunken. Sterilität kann man dem Duo dementsprechend wirklich nicht vorwerfen. Nichtsdestotrotz hätte ich es bevorzugt, wenn das Schlagzeug die Aufmerksamkeit durch seine Klangqualität nicht zu sehr auf sich gelenkt hätte. Teilweise versucht das Riffing zwar auch in eine ähnliche Richtung zu gehen und trümmert sich immer wieder durch das dichte LoFi-Unterholz. Allerdings verbinden sich die verschiendenen Elemente nicht immer zu einem stimmigen Gesamtbild. Es sind ausgerechnet die längeren Songs 'Lights Out' und 'Leaf Blower', wo mir das besonders auffällt. Ich glaube das Konzept der Band würde besser funktionieren wenn man mehr kurze Songs im Stile des Rauswerfers 'Brutal Awakening' raushauen würde. Eine Minute lang die Song-Idee komprimiert abfackeln und weiter zum nächsten Trümmerbolzen. Fertig ist das Deathgrind-Hitalbum!
Insgesamt zeigt "Danger" ein paar echt gute Ansätze und nimmt das mit dem Old-School-Sound geradezu fundamentalistisch Ernst. Allerdings würde ich mir etwas mehr Konsquenz bei der Plakativität wünschen. Songs über 120 Sekunden sind eindeutig zu lang! Um so kürzer die Tracks, um so mehr Spaß machen mir die Finnen. Was nicht heißen soll, dass ich hier gar keinen Spaß habe. Das Song-Writing ist durchaus professionell und weiß wo es hinwill. Fans von finnischem Death Metal kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten. Alle anderen, die jetzt ebenfalls neugierig geworden sind, sollten unbedingt selbst reinhören und die beiden Finnen auf Bandcamp besuchen, wo es die EP (für 3 Dollar) und den Rest der Diskographie (für insgesamt 7 Dollar) digital zu erwerben gibt.
"Danger" wurde in Eigenregie am 28.10.2022 released und zum Download auf die Welt losgelassen.
[Adrian]
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