Montag, 5. Dezember 2022

Reingehört: Orcus Patera "Die Seuche"

 

Da sind sie wieder! ORCUS PATERA hat nach vier Jahren endlich ein neues Lebenszeichen aus dem Studio veröffentlicht. "Die Seuche" ist die aktuelle EP des Mainzer Gespanns und bietet mit knapp 42 Minuten einen ordentlichen Umfang für eine Mini-LP.
Warum man die CD allerdings nicht als vollwertiges Album vermarktet, ist auch schnell erklärt. Denn neben vier neuen Titeln finden sich auf dem Silberling noch vier Live-
Versionen älterer Songs. Sprechen wir zuerst jedoch den Elefanten im Raum an. Ja, der Gesang von Sänger Mo ist nach  wie vor wirklich Geschmackssache. Die gut verständlichen obwohl dezent gekeiften und geshouteten Vocals werden einmal mehr polarisieren. Das ist allerdings auch der Band bekannt. Ebenfalls nicht jedermanns Sache werden die Lyrics sein. Die deutschsprachigen Texte erzählen nämlich ziemlich plakativ die Geschichte von Hexenverfolgung, Pest und Werwölfen nach. Das erinnert mich an Bands wie GEFRIERBRAND, EISREGEN und (mit Abstrichen auch an) CORPSEPAIN. Wenn man sich in diesen Bands wiederfindet, dann wird man hier thematisch auf jeden Fall glücklich werden. Andernfalls hat man immer noch die wirklich tolle Instrumentalarbeit, die gerne mal schwarz- bis todesmetallische Kabinettstückchen auspackt. Hier merkt man, dass es sich bei dem Fünfer um Vollblutmusiker handelt, die sich ihre Sporen schon in anderen lokalen Größen des Rhein-Main-Gebiets wie ALL WILL KNOW, PURIFY oder MISANTHROPIC erspielt haben. Die Live-Versionen sind übrigens so gut aufgenommen worden, dass man kaum erkennt, dass es sich hier um Konzertmitschnitte handelt.

Alles in allem wird schnell deutlich, dass ORCUS PATERA in den letzten Jahren große Schritte nach vorne gemacht hat, was Arrangements und Song-Writing angeht. Die bekannten Trademarks bleiben zwar bestehen, aber gerade was die Gitarrenarbeit angeht, wirken die neuen Songs nun viel düsterer und extreme-metallischer. Jedoch ist auch "Die Seuche" (wie auch schon die anderen Releases der Band zuvor) eine Veröffentlichung, die man nur lieben oder hassen kann. Wer überhaupt nicht mit dem Gesang klar kommt, der wird hier nach zwei Sekunden abschalten. Allerdings wird es auch eine beträchtliche Anzahl von Hörern geben, die genau nach dieser Art von deutschsprachigem Extreme Metal mit sagenhaftem Inhalt suchen.  Anbiederung an den metallischen Mainstream oder gar mangelnde Experimentierfreudigkeit kann man den Rheinland-Pfälzern aber in keinem Fall vorwerfen.
Seit 18.11.2022 gibt es die CD bei der Truppe selbst oder digital auf Bandcamp zu erwerben.


[Adrian]

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