Montag, 10. Oktober 2022

CD-Review: Toadeater "Bexadde"

 

Wenn ich eine Promo von FDA Records zugeschickt bekomme, gehe ich meistens davon aus, dass es sich bei dem Release um Death Metal handelt. Immerhin hat das Label aus Brandenburg in den letzten zehn Jahren vor allem durch seine herausragenden Old-School-Death-Veröffentlichungen glänzen können und einigen mittlerweile recht bekannten Szenebands als Sprungband gedient. Die Niedersachsen von TOADEATER allerdings bilden eine Ausnahme von dieser Regel und  haben sich gänzlich dem atmosphärischen Schwarzmetall verschrieben. Ob diese ungewöhnliche Zusammenarbeit für "Bexadde" dennoch funktioniert hat, wollen wir in dieser Folge herausfinden.

Das Quartett existiert mit vier Jahren Bandgeschichte noch gar nicht so lange, aber hat dafür bereits drei Alben, eine Demo und eine EP im Rücken. Mir waren die Herren vor
dieser Platten noch kein Begriff gewesen, aber die vier Titel, die es insgesamt auf knapp 44 Minuten Spielzeit bringen, müssen sich vor den Flaggschiffkapellen von AOP und Vendetta Records nicht verstecken und das sind immerhin zwei Labels, die ja in Mitteleuropa zur Sperrspitze der Atmospheric und Post Black Metal Bewegung gehören. Was mir an den Osnabrückern besonders gut gefällt, ist dass sie es schaffen das stilistisch recht enge Korsett, das der moderne Black Metal mit seinen Klangteppichen gewoben hat, aufzubrechen. Die Songs sind ziemlich brachial und klingen geradezu apokalyptisch. Der Gesang ist bissig, gequält und legt jede Menge Leidenschaft in seinen Ausdruck. Schmerz, Verzweiflung und Wut. Alle möglichen Emotionen werden hier passend intoniert und sind weit weg von gleichförmigen Shouts anderer Genrekollegen. Das Schlagzeug wummert wütend und organisch, während die Gitarren wunderbare Firmamente aufbauen, die sich anhören als würde man die unendliche Dunkelheit des Kosmos durchstreifen. Die ausladenen Track-Längen lassen genug Raum um sich in den Songs zu verlieren und jede Passage ausgiebig auf sich wirken zulassen, besonders dann wenn wie bei 'Lowest Servant' im Hintergrund Details wie tiefer Klargesang und gepresste Invokationen zu entdecken sind,  die die wiederum sehr keifenden Gesanslinien im Vordergrund herrlich konterkarieren. Das sind eigentlich Elemente, die ich bisher häufiger im orthodoxen Black Metal beziehungsweise im äußerst angeschwärzten Death Metal der letzten sieben Jahre wahrgenommen habe. Mit 'Molten Gold' kommt am Ende der Scheibe auch gleichzeitig der längste Titel des Albums zum Zug. Ein auf den ersten Blick mit fast 14 Minuten Laufzeit sehr sperriges Werk, das sich aber durch seine Vielschichtigkeit als toller Abschluss erweist. Besonders die Gitarrenarbeit schafft es wie ein Strudel zu klingen, die dem Hörer vermittelt, dass es langsam aber sicher dem Abgrund entgegen beziehungsweise auf das Ende zu geht (zumindest was die Spielzeit angeht).

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit "Bexadde". TOADEATER bereitet mir eine Menge Freude - allein schon deswegen, weil ihre Klangweilten so vielschichtig sind und man in den vier Hymnen immer wieder neue Ebenen und Elemente entdecken kann, die man zuvor noch nicht wahrgenommen hat. Das gilt vor allem für den Gesang, der neben überaus abwechslungsreichen Screams auch soviel mehr zu bieten hat, wenn man auf den Hintergrund achtet, wo teilweise eine ganze Menge los ist. Ich will aber auch nicht unerwähnt lassen, dass man als Hörer nicht immer bereit sein wird soviel Energie und Arbeit in das Hören einer Scheibe zu investieren, weswegen sowohl die Band als auch ihr Drittwerk nicht für jeden Schwarzheimer beziehungsweise für alle Lebenslagen geeignet ist. Der klassische Satz: dazu muss man in der Stimmung sein, gilt eben auch hier. Nichtsdestotrotz haben wir es hier mit einem tollen Release zu tun. Wenn ihr Truppen wie ELLENDE und ULTHA ganz generell etwas abgewinnen könnt, aber mit noch mehr Finsternis und Verderbtheit eure Ohren fluten wollt, dann seid ihr hier genau richtig. Denn "Post Black Metal" ist in diesem Fall nur ein Label, was man der Band übergestülpt hat, obwohl sie so viel mehr ist als das. 
Seit 09.09.2022 gibt es das Album als Vinyl und CD bei FDA Records

8,5 von 10 Punkten

[Adrian]

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