Freitag, 7. Januar 2022

CD-Review: Cataleptic "The Tragedy"


Finnischer Melodic Death Doom. Das klingt auf den ersten Blick gar nicht so schlecht. Die Bestandteile sollten mir auf dem Papier zusagen, aber kann mich CATALEPTIC wirklich überzeugen? Finden wir es heraus und schmeißen ihr aktuelles Album "The Tragedy" in die Anlage.
Ich bin ja ein großer Fan der Releases von FDA Records. So gut wie alles, was das Label in den letzten zehn Jahren ausgeworfen hat, liegt bei mir herum und wurde in der ein oder anderen Weise auch von mir behandelt. Es gibt aber auch Ausnahmen und so gab es über die Jahre auch immer wieder einzelne Scheiben, die ich geskippt habe, entweder weil sie nicht meine Baustelle waren oder weil sie bei mir überhaupt nicht
gezündet haben. Das dritte Album der Nordeuropäer wäre auch fast in diese Kategorie gefallen. Denn seitdem es bei mir rumliegt versuche ich mich immer wieder der Platte zu nähren, aber weiß einfach nicht, was ich daraus machen soll. Fangen wir aber zuerst mit den Eckdaten an: der vorliegende Longplayer umfasst sechs Titel, die es auf etwas mehr als eine dreiviertel Stunde Spielzeit bringen, wovon allein die letzten beiden Songs die Hälfte der Gesamtdauer einnehmen. So weit, so gut. Stilistisch deckt man ein breites Feld ab und schraubt den Härtegrad mal etwas höher und mal tendiert dann wieder in melodischere Gefilde, wo auch eine Akustikgitarre nicht fehlen darf. Ähnliches gilt auch für die Geschwindigkeit, die von Dampfwalze bis Schnellzug ein breites Spektrum abdeckt. Normalerweise befürworte ich diese Art von Abwechslung und freue mich, wenn man das Genre-Korsett nicht zu straff zieht. Doch fällt es mir hier sehr schwer einen roten Faden im Konzept der Band zu entdecken. Versteht mich nicht falsch. Truppen wie EDGE OF SANITY oder ältere AMORPHIS haben in der Vergangenheit auch teils sehr verschiedene Elemente auf ihren Scheiben miteinander verschmolzen. Dort allerdings klangen die Alben trotz aller Kontraste immer wie aus einem Guss. CATALEPTIC gelingt das jedoch nicht immer. Die beiden ersten Tracks 'Alpha Strike' und 'Disarmed. Disowned. Betrayed' machen beide noch extrem viel Spaß. Kraftvoll treibend mit todesmetallischer Energie und einer Menge Gespür für song-dienliche Harmonien bekommt man Bock auf mehr, aber schon bei 'Whipped To Drudgery' kommt der erste Sand ins Getriebe. Der Track erinnert mich an die späteren 1990er Jahre als einige Death-Metal-Bands den eigenen Sound aus Ermangelung kreativer Innovationskraft zu verwässern begannen. Leider geht es mit 'Lost' in einer ähnlichen Weise weiter und ich musste sogar kurz überlegen ob es sich hier um ein Pop-Cover handelt, das man in ein Todestahl-Gewand hüllen wollte (tatsächlich handelt es sich aber um eine Eigenkomposition). In der zweiten Hälfte des Albums regiert dann weitestgehend nur noch der Doom Metal (also ab den zwei bereits erwähnten überlangen Songs am Ende) und so sehr ich diesen Stil auch mag, muss ich doch Kritik üben. Das ist alles viel zu langatmig! Es passiert einfach über weite Strecken rein gar nichts und der letzte Song 'To Burn This World (Omega Campaign)' treibt es auf die Spitze mit seiner Standard-Doom-Riffing-Dauerschleife, die von lediglich zwei Minuten Raserei unterbrochen wird (die zeigt worauf man eher den Fokus hätte legen sollen), um sich dann wiederum in einem ausgedehnten Outro zu verlieren.

Alles in allem ist "The Tragedy" eine Scheibe voller guter Ideen und Ansätze, die am Anfang des Albums noch vielversprechend angedeutet werden, nur um immer mehr in Monotonie und Ideenlosigkeit unterzugehen. Hätte CATALEPTIC eine 25-Minuten-EP gemacht und das vorhandene Material auf die besten Tracks und Passagen zusammengedampft, dann hätten wir hier ein echte Empfehlung an der Hand gehabt. So bleibt leider nur eine durchwachsene Wundertüte übrig, die ich nur echten Die-Hards finnischer Klangkunst ans Herz legen kann.
Wer trotzdem reinhören möchte kann dies seit dem 01.10.2021 bei FDA Records tun.

5 von 10 Punkten

[Adrian]

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