Donnerstag, 30. Dezember 2021

Angehört: Wax Mekanix | Troll Teeth "Blunt"

Oh Boy, was habe ich mir denn da wieder aufgehalst. Ich kann einfach nicht "Nein" sagen, wenn mich Bands besonders höflich um ein Review fragen, wie es in diesem Fall WAX MEKANIX getan haben, die zusammen mit TROLL TEETH gerade die Split "Blunt" veröffentlicht haben. Dabei bin ich eigentlich nicht die erste Anlaufstelle für Stoner Rock, aber ich versuche mein Bestes und nähre mich dem ungewohntem Terrain vorsichtig.
Beide Bands kommen aus Pennsylvania (Großraum Philadelphia), aber klingen nach Wüste, Burning Man und einem Roadtrip quer durch Nevada. Bevor ich aber zu viel vorweg nehme, kommen zuerst ein paar Daten: etwas mehr als 15 Minuten Spielzeit, die man sich fast brüderlich teilt verteilen sich auf fünf Titel.
Zwei Songs kommen dabei von den trolligen Zähnen, während WAX MEKANIX mit drei Tracks den Auftakt macht. Bei dieser Truppe handelt es sich vor allem um das Projekt von
Waxim “Wax” Ulysses Mekanix, der seit mehr als 40 Jahren im Rock- und Metal-Bereich musikalisch aktiv ist - insbesondere durch sein Engagement bei den Heavy-Metallern von NITRO, die er als Antwort auf die NWoBHM verstanden sehen will, die mir allerdings vorher noch nie begegnet sind (mehr als eine EP haben sie laut Metal Archives in den 80ern und 90ern auch nie  veröffentlicht). Kommen wir aber zurück zum Wachsmechaniker, denn dieser spielt eine wirklich interessante Variante psychedelischer Rockmusik. Die klassischen KYUSS-Muster sind hier weniger zu erkennen als ein heftiger Hang zum 70s Rock und ein paar Querverweisen zur Musik amerikanischer Ureinwohner (zumindest weckt es diese Assoziationen bei mir - ich kann damit auch völlig falsch liegen). Die drei Titel klingen beim ersten Durchlauf noch befremdlich und etwas abgedreht, aber mit jedem Durchlauf finde ich mehr gefallen an den Songs, die dezentes Kopfkino in mir wach werden lassen und mich in eine Hippie-Kommune mit ordentlich viel Rauchzeug entführen. Textlich geht es dabei auch immer wieder um spirituelle Themen und sowohl Gott als auch Jesus sind da nicht fern. Ich brauche sowas nicht unbedingt in meiner Musik, aber stören tut es mich auch nicht. Man kann sich alle drei Lieder wirklich gut anhören, sie tun niemandem weh, sind mir jedoch etwas zu sanft. Als Soundtrack für bewusstseinserweiternde Experimente könnte ich mir die Melodien jedoch sehr gut vorstellen.
Der Bruch zur zweiten Teil der Split, der von TROLL TEETH übernommen wird, ist spürbar, wenn auch nicht brutal. Denn auch wenn man im Gegensatz zu einigen Extreme-Metal-Splits (wo man ja manchmal nicht weiß wo die eine Band anfängt und die Nächste aufhört) hier sofort den klanglichen Unterschied bemerkt, bleibt die Split insgesamt in einem entspannten Fahrwasser. Die Trolle repräsentieren zwar eine viel stereotypere Stoner-Doom-Band, aber brechen jetzt auch nicht in wütende Metal-Exzesse aus. Es gibt zwar hier und da schon eine hardrockende Gitarrenarbeit, aber wenn man in der ersten Häfte der Platte schon auf der Couch versackt ist, wird man von Halbzeit Zwei nicht aufgeschreckt werden. Wenn ihr ELECTRIC WIZARD kennt, wisst ihr ungefähr, was euch hier erwartet. Das ist alles keine Neuerfindung des Rades, aber handwerklich ist das durchaus gut gemacht.
Alles in allem ist "Blunt" eine schöne und recht abwechslungsreiche Scheibe für Hörer, die sowohl psychedelischen 70s Rock sowie modernen Stoner Doom mögen. Wer es unbedingt hartmetallisch braucht, dem könnte hier unter dem Strich zu wenig los sein, aber wer einmal etwas über den eigenen Tellerrand schauen möchte, dem könnten WAX MEKANIX und TROLL TEETH eine Menge Spaß bereiten. Außerdem gibt es ja auch die Möglichkeit sich in einen entsprechenden Zustand zu versetzen, indem solche Mukke besonders gut wirkt, aber das muss jeder für sich selbst wissen. Ich gönne mir jetzt erst einmal einen Kamillentee nach den ganzen Anspielungen auf synthetische und pflanzliche Substanzen.
Seit 22.10.2021 bekommt ihr die Split bei Electric Talon Records.

[Adrian]
                                          

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