Freitag, 26. November 2021

Tape gehört: Mental Phelgm "Mental Mucus"

 

MENTAL PHELGM stellen in ihrem recht kurzen Promozettel die Frage, ob man als potentieller Reviewer etwas mit exzessiver Schlagzeugraserei anfangen könne. "Sollte eine Abneigung gegen Blastbeats [sic] bestehen, können Sie gerne die Zeit sinnvoller nutzen und die betreffende Demo mit 0 Punkten bewerten", schreibt man offen und ehrlich, denn das wäre ja besser als "so 4-5 von 10, nä?" Die andere Option liest sich wiederum folgendermaßen: "Im Falle einer Vorliebe für Blastbeats [sic] empfehlen wir für alle weiteren relevanten Informationen beigefügte Tonträger bzw. Dateien in ein Wiedergabemedium bzw. eine Wiedergabesoftware einzuführen." Es gibt übrigens auch noch eine dritte Möglichkeit, die thematisiert wird: "Falls Sie ungeachtet der Blastbeataversion trotzdem eine objektive Rezension schreiben wollen: Respekt und Sorry für den Krach!" Ich entscheide mich natürlich dafür die Demo in den Player zu werfen und ich stürze mich umgehend auf "Mental Mucus".
Endlich mal wieder Grindcore! Ja, ich weiß. Das ist nicht jedermanns Stiefel und

viele Totgehoert-Leser wären froh, wenn ich dieses Genre ganz aussperren würde. Allerdings gibt eine stumme Mehrheit, die diese Rezensionen gerne liest und außerdem habe ich auch ganz persönlich eine Menge Spaß damit (warum sollte ich mich sonst auch mit dem Subgenre beschäftigen). Allein schon diese käsigen Intros, die meist aus alten Filmen, Serien oder historischen Aufnahmen zusammengebastelt werden liebe ich ja ganz besonders. Sowas findet man auch hier und wie es sich für punkige Grinder gehört, werden auch funktionale Körpergeräusche wie Husten und Röcheln in die Einleitung eingebunden. Musikalisch überrascht man dann aber doch alle Hörer, die zuvor nicht auf der Facebook-Seite der Band gesehen haben, dass es sich hier um parasitären Death/Grind handeln soll. Der Death-Metal-Anteil ist diesem Zusammenhang keine hohle Phrase, denn das brachiale Riffing und die drückenden Beats machen dem genannten Präfix "Death" alle Ehre. Aber keine Angst, lieber Krustenpunker! Genug leiernde Grindcore-Attitüde ist hier auch zu finden und die teils plärrenden bis bellenden Vocals sollten jedem obszönem Extremisten den Tag versüßen. Der Schlagzeug-Sound ist stellenweise tatsächlich Geschmackssache, denn besonders die Snare klingt immer wieder etwas dünn und erinnert an eine Blechtrommel aus den 1950er Jahren. Sowas ist für mich kein Dealbreaker, aber an dieser Stelle hat man Potenzial verschenkt. Viel Beschreibendes gibt es sonst nicht zu erzählen, da  die allermeisten Titel, die alle zwischen 80 und 135 Sekunden kurz sind, einem ähnlichen Strickmuster folgen und sich in einem festgelegten Erwartungshorizont bewegen - was bei so einer Art von Musik, allerdings nicht schlimm sein muss.

Alles in allem ist "Mental Mucus" ein schöner Einstand für dieses Ulmer Projekt. Es ist bei bestem Wille keine stilistische Revolution, aber das erwartet ja auch keiner. Death/Grind muss ballern und innerhalb kürzester Zeit auf den Punkt kommen. Dieses Ziel erreicht man innerhalb der Spielzeit von etwa 15 Minuten ganz gut und schafft es genau die richtige Menge Todesstahl beizumischen, so dass man die Platte auch ruhig mehrmals am Stück auf Auto-Repeat hören kann. Die Blast Beats, vor denen im im Waschzettel noch gewarnt wird, sind zu keinem Zeitpunkt störend. Das kann man aber wiederum von der Snare nicht behaupten (wie bereits oben erwähnt). Kann sein, dass dieser schäbige Snare-Sound ein Stilmittel ist und man sich damit AJUZ-Charme aneignen will, aber für mich passt es nicht in das ansonsten sehr durchschlagskräftige Klangbild. Wie dem auch sei, wer alte DYING FETUS und  AGATHOCLES feiert dem wird bestimmt auch dieser Mix gefallen. Euch puristischen Lesern, die wie immer keinen Bock auf Grind haben und wahrscheinlich gar nicht auf diesen Artikel geklickt haben, empfehle ich trotz aller Vorbehalte auch mal ein Ohr zu riskieren. Bei so wenig Spielzeit habt ihr ohnehin nicht viel zu verlieren.
Die Demo kommt auf Tape (inklusive Downloadcode) und Digipak CD im Vinyl-Look - beides ist auf 100 Stück limitiert sowie handnummeriert und kann seit dem 23.08.2021 bei Bandcamp und Unholy Prophecies ergattert werden.

[Adrian]

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