Sonntag, 1. August 2021

Reingehört: Chotzä "Plump u Primitiv (10 Jahr Furchtbar)"


Die Schweizer von CHOTZÄ heben sich vor allem deswegen von der Masse an Black-Metal-Bands in Mitteleuropa ab, weil sie auf Schweizerdeutsch singen und diese Texte mit einem sehr black'n'rolligen Klangkonzept mixen, wodurch sie einen enorm hohen Wiedererkennungswert haben. Kennengelernt hab ich die Truppe erst vor zwei Jahren bei einem der legendären "Zeremonie der Schatten"-Konzerte im Jazzkeller Hofheim. Allerdings ist das Duo (das live auf verschiedene Kollegen zurückgreift) bereits seit zehn Jahren aktiv und feiert diesen Umstand aktuell mit einem Re-Recording der Debütalbums "Plump u primitiv", das im Titel um die Klammerbemerkung "10 Jahre Furchtbar" erweitert wurde. 
Für alle Schwarzmetaller, die die Berner nicht kennen, dürfte die Beschreibung "Black'n'Roll auf Schweizerdeutsch" die Cringe-Detektoren glühen lassen. Allerdings
ist das komplett unbegründet, denn nach Spaßprojekt klingt das Duo in keiner Weise. Im Gegenteil, die benutzte Sprache passt sehr gut zu den knackigen Riff-Brettern, die dargeboten werden. Es ist gerade diese Art von Authentizität, die man braucht, wenn man will, dass solche (punkigen) Schwarzmetall-Rocker funktionieren. Außerdem handelt es sich bei den beiden Herren um ausgezeichnete Song-Writer, die wissen wie man Tracks auf den Punkt schreibt. Gerade einmal zwei Titel sind länger als fünf Minuten (was lustigerweise genau die beiden Bonustracks sind, die extra für diesen Re-Release geschrieben wurde) und sorgen dadurch dafür, dass es quasi unmöglich wird, dass Längen entstehen. Dennoch ist das hier kein verkapptes Crustcore-Gewitter, sondern ein Werk, das in seinem Kern auf Black Metal errichtet wurde, so symbiotisch habe ich das zuletzt bei "Eidolon" von DARK FORTRESS erlebt, wobei die Schweizer noch ein ganzes Stück dreckiger sind als die genannten Bayern Ehrlicherweise war diese Eigenschaft vor zehn Jahren auf dem Original-Release sogar ausgeprägter gewesen. Wie bereits weiter oben erwähnt, gibt es mit '
Schtumpf isch Trumpf' und 'Wäuschä Wii' gleich zwei Bonustracks für diesen Re-Release, was die Spielzeit auf fast 40 Minuten ausdehnt. Merkt man einen hörbaren Unterschied zum ursprünglichen Material? Durchaus! Während das Ursprungsliedgut simpler und ziemlich straight-forward gehalten ist, erkennt man bei diesen neuen Tracks, dass CHOTZÄ versucht auch andere Akzente wie Akustikgitarren-Intros beziehungsweise -Interludes oder Mitgröhl-Refrains zu integrieren. Das funktioniert zwar auch, allerdings sind mir die alten rabiateren Lieder lieber.
Alles in allem lohnt sich dieser Re-Release auch für Besitzer des Originals. Denn "Plump u Primitiv (10 Jahr Furchtbar)" lässt die Tracks in einem Soundgewand erklingen, das den Kompositionen auch gerecht wird. Nix gegen Lo-Fi-Produktionen, aber erst mit dieser Neueinspielung kommen einzelne Facetten und allen voran die markanten Lyrics ausreichend zu Geltung. Außerdem sind die beiden zusätzlichen Songs ein guter Anreiz sich erneut mit diesem Longplayer zu beschäftigen. Kurzum, wer sich bisher gar nicht mit CHOTZÄ auseinander gesetzt haben sollte, sei diese Neuauflage wärmstens ans Herz gelegt. Mit einem Kauf macht ihr hier nichts falsch. Hier trifft die rotzige Black-Metal-Attitüde der alten Schule auf Assi-Punk in Berner Mundart und lässt etwas entstehen, von dem ich nicht gedacht hätte, dass ich es in meinem Leben brauche, aber dennoch tue ich es. In diesem Sinne, ein Hoch auf die nächsten zehn Jahre CHOTZÄ!
Seit 25.06.2021 gibt es die CD bei Folter Records und wer es analog mag, bekommt die MC bei Narbentage Produktionen

[Adrian]  

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