Alter Schwede, es wirklich ein Unterschied ob junge Bands des 21. Jahrhunderts versuchen den klassischen Death-Metal-Stil zu emulieren oder ob man eine Band vor sich hat, die Anfang der 90er beim ersten großen Death-Metal-Boom direkt dabei gewesen ist. CALL FROM SUBCONSCIOUS kommt aus Nürnberg und hat sich vor über 20 Jahren bereits aufgelöst. Dieser Tage erscheint mit "Sorrow And Avidity" posthum die Complilation, die ihre beiden Demos "Fading Flowers" und "Inner Dimensions" in einem Werk zusammenfasst und neu auflegt.
Beide Demos bringen es zusammen auf knapp 50 Minuten und werden hier in voller Länge dargereicht. Die acht Tracks plus Intro, das in der Mitte der Scheibe als Trenner zwischen den beiden Releases fungiert, bilden ein abwechslungsreiches Konglomerat an Songs, die sich heute kaum eine Death-Metal-Band mehr zu schreiben trauen würde. Das fängt beim Opener 'Nosferatu' an, der sogar einen deutschen Text hat, der im Gegensatz zu vielen anderen deutschsprachigen Death-Metal-Titeln davon profitiert anstatt darunter zu leiden. Im weiteren Verlauf schlägt sich dann die Kreativität der Band vor allem im vereinzelten Einsatz akustischer Gitarren und cleaner Vocals nieder und gipfelt im prominenten Flöten-Einsatz. Und soll ich euch mal was sagen? Alle dieses Elemente funktionieren! Ähnlich wie seinerzeit bei NOCTURNUS, die keine Scheu hatten über Sci-Fi-Themen zu singen und abgedrehte Keyboards einzubinden, was auf dem Papier komplett irritierend klingt, geht das Konzept auch hier wunderbar auf. Denn es entsteht meistens, eine dichte, düstere Atmosphäre, die einen obskuren bis morbiden Vibe ausstrahlt - gerade auch weil der Demo-Sound so herrlich schrullig und Lo-Fi ist. Ich muss hier immer wieder an TIAMAT oder THERION denken, als sie noch im Death Metal verwurzelt waren, aber gerade dabei waren sich darüber hinaus zu entwickeln. Wer jetzt allerdings denkt, dass man hier keinen reinrassigen Todesstahl zu hören kriegen würde, der irrt ebenfalls. Mit 'Sadistic Life Inside' beispielsweise bekommt man eine echte Dampfwalze, die direkt in den Nacken zieht und in mir die Frage weckt: "Wie konnte diese Band in den 90ern Jahre nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen?"
Alles in allem kann ich euch nur empfehlen in "Sorrow And Avidity" reinzuhören und dieser Neuauflage eine Chance zu geben. Denn hier wurde wirklich versucht etwas eigenes zu erschaffen und sich von der breiten Masse abzuheben. Natürlich ist die Produktion keine Hochglanz-Angelegenheit, aber das ist wie gesagt gerade ein Pluspunkt, denn es ist der Atmosphäre unglaublich zuträglich. Wer also von der aktuellen Gleichförmigkeit im Extreme Metal gelangweilt ist, bekommt hier tatsächlich eine Menge frische Akzente, die ironischerweise bereits vor über 25 Jahren eingespielt wurden.
Wer das haptisch authentische Erlebnis haben möchte kann sich das Ganze als Tape bei Repulsive Echo bestellen. Wer keinen Kassettenrecorder mehr zu Hause hat, bekommt dort auch die CD oder auch den Download, falls man schon vollkommen aufs digitale Hörerlebnis umgestiegen ist. Ein wenig Geduld müsst ihr aber noch mitbringen. Da der Release aktuell nur vorgestellt werden kann. Seid dennoch schnell bevor es ausverkauft ist, denn diese Complilation ist das spannendste Stück 90s-Death-Metal auf Magnetband, was ihr dieses Frühjahr hören werdet.
Alles weitere zur Truppe aus Franken findet ihr auf Bandcamp.
[Adrian]
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