Mittwoch, 1. April 2020

CD-Review: Skum "Molitva"

SKUM ist auch so ein Wiederholungstäter, bei dem ich bereits die Ehre hatte den letzten Release zu rezensieren. Allerdings ist das nun auch schon sieben Jahre her! Nachdem die Rheinländer mit "Prašina" einiges an Staub aufgewirbelt haben, kann man jetzt mit "Molitva" sein letztes Gebet sprechen (okay, diesen Wortwitz haben jetzt nur Kroaten verstanden).

Warum Kroaten? Weil viele Song-Titel und Lyrics in kroatisch gehalten sind, da Sänger Nikola Grgic eben diesen Migrationshintergrund hat. Musikalisch hat man sich auf diesem Dreher stärker weg vom Melodic Death hin zum Old-School Death Metal entwickelt, aber dabei gleichzeitig den bekannten Groove-Metal-Einschlag mitgenommen, um im Ergebnis sehr stark nach den alten Death'n'Roll-Scheiben von ENTOMBED, GOREFEST oder CARCASS zu riechen. Auch wenn man sich stilistisch etwas weiterentwickelt, bleiben die Kölner ihren Kernkompetenzen treu. Das Gitarrenspiel ist wieder einmal ausgezeichnet und gewinnt besonders bei den saucoolen Hardrock-Soli unheimlich an Macht. Der Bass sorgt derweil für unheimlich viel Groove, während Grgic als LG Petrov Sound-Alike durchgehen könnte. Herrlich! Das sind genau die Zutaten, auf die ich Bock habe. Dieses Album schäumt vor 90er-Anleihen fast über und trifft mit dieser Melange genau ins Schwarze. Das Problem an der jüngsten Death-Metal-Welle war nämlich, dass viele Truppen zu orthodox am Ursprung der Bewegung stehen geblieben sind - die oben genannten Referenzbands haben jedoch auch nach 1992 noch wichtige Alben veröffentlicht, die man als Fundus für Inspiration nutzen darf.
Alles in allem habe ich an der neuen SKUM nicht viel auszusetzen. "Molitva" ist ein sehr gut hörbares Album, das sich selbst auch nicht zu Ernst nimmt (man beachte allein das GENESIS-Cover 'Jesus He Knows Me'). Alles passt hier wunderbar zusammen und das ist dann auch schon fast der einzige Kritikpunkt, den ich habe. Denn es rockt und groovt die gesamte Spielzeit über. Da haben es einzelne Songs schwerer herauszustechen. Ein bis zwei Ausreißer Songs mit wildem Gebolze oder einer Vollbremsung hätten für ein wenig mehr für Auflockerung sorgen können, aber das ist wirklich kein großes Problem. Die zehn Eigenkompositionen (plus Cover und Live-Version) machen jede Menge Spaß und versorgen die ausgehungerte Spezies der Death'n'Roller endlich mit frischem Futter. Wenn ihr Todesmetaller seid, solltet ihr definitiv reinhören, wenn ihr bisher keine Death Metaller ward, dann könntet ihr durch diese Platte dazu werden.
Ab 03.04.2020 gibt es die Platte als Vinyl inklusive CD und Download-Code für schlappe 15 Euro (!!) im Eigenvertrieb der Band. Die Scheibe ist auf 300 Stück limitiert und könnte dementsprechend  schnell vergriffen sein. Greift also zeitig zu!

8,5 von 10 Punkten

[Adrian]

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