Montag, 9. März 2020

CD-Review: Invictus "The Catacombs Of Fear"

Die japanische Stadt Nagano kannte ich bisher nur als Olympiastadt für die Winterspiele 1998, da dieser Ort abseits davon für wenig Wirbel (vor allem international) gesorgt hat. Dank den progressiven Death-Metallern von INVICTUS, gibt es in der gleichnamigen Präfektur endlich auch eine eigene Metal-Kapelle (zumindest laut Metal-Archives, aber wie verlässlich diese Quelle ist, habe ich ja bereits an  anderer Stelle thematisiert). Ihr Full-Length-Debüt "The Catacombs Of Fear" ist Dank FDA Records auch im Westen erschienen und verdient einen genaueren Blick.

Mit knapp 31 Minuten fasst man sich relativ kurz und kommt direkt zu Sache. Es werden neun Songs vorgelegt, die auch noch um jeweils ein Intro und ein Interlude ergänzt werden. Dazu kommt auf visueller Seite noch ein
inzwischen fast schon obligatorisches Castellano-Artwork und ein (neues) typisch triefendes Logo, was man inzwischen auch als OSDM-Treatment (OSDM ist kurz für  Old School Death Metal) - gefühlt schalten nämlich immer mehr Todesstahl-Gruppen auf einen einheitlichen Stil um, so dass man die allermeisten neuen Gruppen nicht mehr von einander unterscheiden kann. INVICTUS versucht allerdings sich musikalisch von der Masse abzuheben und experimentiert eine Menge mit dem eigenen Sound herum. Besonders die erste Hälfte der Scheibe präsentiert eine Menge abgedrehte Ideen ('Lord Of The Pit' ist hier ein gutes Beispiel). Gerade in diesen total verrückten Momenten erinnert mich das Trio an die Holländer von PESTILENCE  -  gegen Ende der Spielzeit wird übrigens auch noch einmal das Gadpedal ordentlich durchdrückt, womit man zusätzlich noch einen Vergleich mit SUFFOCATION verdient. Nichtsdestotrotz gewöhnt man sich im Laufe der Scheibe schnell an das Schema der Asiaten und hat sich spätestens ab 'Infernal Covenant' auch mit den ausgefallenen Einlagen angefreundet. Das hat seine Vor- und Nachteile. Zum einem kann man sich immer mehr an den Details erfreuen (wie den großartigen Soli und den groovenden Rhythmen), zum anderen zieht das Album in weiten Teilen an mir vorbei ohne größeren Eindruck zu hinterlassen. Technisch ist das alles großes Kino, ich mag auch die  fauchend, bellenden Vocals und das kraftvolle Drumming, aber auch nach mehreren Durchläufen kristallisiert sich kein Track für mich heraus, der eine gesonderte Erwähnung rechtfertigen würde.
Das liegt einerseits daran, dass das Niveau des Song-Materials insgesamt sehr hoch ist, andererseits daran, dass jede Spur auch irgendwie sehr homogen  konzipiert wurde. 
Wer insgesamt also alte CRYPTOPSY und OBSCURA (sowie die bereits genannten Referenzen) sehr gerne hat, der wird sich auch hier zu Hause fühlen. Ich wiederum kann zwar auch meinen Spaß mit "The Catacombs Of Fear" haben, aber eher als Hintergrundmusik. Wenn man aktiv bei INVICTUS reinhört, fehlt es meistens noch an Differenzierung zwischen den einzelnen Titeln, wodurch die Halbwertszeit dieser Platte leider zu schnell nach oben schnellen kann, was bei der aktuellen Übersättigung des Death-Metal-Markts rasch ein KO-Kriterium werden kann. Kurzum, spielerisch und technisch haben wir hier Champions League vor uns, aber bei Gestaltung und Song-Writing kommt man bedenklich nah ans Bundesliga-Niemandsland heran.
Seit 24.01.2020 gibt es die CD bei FDA Records und innerhalb Asiens bei Obliteration Records.

7 von 10 Punkten

[Adrian]

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