Montag, 2. März 2020

CD-Review: Gefrierbrand "Es war einmal..."

"Was ist denn das für ein Name? Machen die etwa Deutschrock oder NDH?", hat sich bestimmt der eine oder andere von euch gedacht, als er den Bandnamen von GEFRIERBRAND im Titel gelesen hat. Allerdings muss ich euch an dieser Stelle direkt enttäuschen - die Pforzheimer machen auch auf ihrem dritten Album "Es war einmal..." angeschwärzten Melodic Death Metal mit deutschen Texten (die einzige Gemeinsamkeit mit den eingangs-erwähnten Schubladen). Was man im Detail vom neuen Dreher zu erwarten hat, erkläre ich euch in der Folge.
Normalerweise habe ich es mit Bands zu tun, wo ich am Anfang etwas zu vergangenen oder aktuellen Projekten der Mitglieder sagen kann. Bei dieser Gruppe scheint aber lediglich Drummer Yannick eine Vergangenheit zu haben. Denn dieser hat zehn Jahre die Kessel von der badischen Blackened Thrash-Legende OUTRAGE bedient. Eine Kompetenz die ihm sicherlich auch hier zu Gute kommt, denn der Sound des Quintetts ist sehr thrashig und hat ebenso viele Extreme-Metal-Einflüsse. Gleichzeitig setzt man auch immer wieder auf singende Gitarren, um den Mix etwas aufzulockern. Wenn man sich nun versucht darunter 
etwas vorzustellen ohne direkt reinzuhören, würde ich Truppen wie AKREA,  VARG oder auch OBSCURITY als artverwandte Acts einwerfen - also vor allem deutsche Pagan- und Viking-Metal-Kapellen, die Mitte der 2000er und Anfang der 2010er sehr erfolgreich waren. Ähnlich wie diese Vertreter wird auch hier gut verständlich in deutscher Sprache gescreamt. Rein musikalisch finde ich, dass man hier weitestgehend ordentlich zu Werke geht und richtig gute Kompositionen abliefert. Allerdings könnte das lyrische Thema für viele Hörer ein Deal-Breaker sein. Denn das Album besingt (wie es der Titel vermuten lässt) die alten mitteleuropäischen Volksmärchen. Die Idee ist an sich gar nicht mal schlecht, aber manche Zeilen wirken etwas unfreiwillig komisch - allein ein Song-Name wie 'Das letzte Haus (am Ende des Brotkrumenweges)' erinnert mich stark an die kitschigen Momente von Bands wie NACHTBLUT oder SAMSAS TRAUM. Die meiste Zeit über kann ich persönlich die Lyrik zwar ausblenden (auch weil mir das musikalische Fundament so gut gefällt - mit Anfang 20 hätte ich diesen Fünfer wahrscheinlich, wenn ich ihn damals schon gekannt hätte, rauf und runter gehört), beim Rauswerfer 'Rot' allerdings wird es sogar mir zu bunt (hö hö hö!). Die cleanen (etwas gequälten) Vocals in Verbindung mit dem bemühten akustischen Intro jagen mir einen dezenten Schauer über den Rücken - aber keinen Angenehmen.

Alles in allem fällt mir ein Fazit bei GEFRIERBRAND wirklich nicht leicht. Die Musik ist zwar immer wieder sehr gefällig, aber behält sich auch stets seine brachiale bis brutale Seele bei. Ich mag das. Es muss nicht immer das anti-kosmische HM2-Noise-Gewitter sein. Ich habe auch ein Herz für Melodic Blackened Death Metal. Auch das lyrische Konzept mit den Sagen und Märchen sei ihnen gegönnt - aber anstatt die ikonischen Bilder nur dezent anzudeuten, drückt man viel zu oft dem Hörer die Anspielungen über Wölfe, Hänsel und Gretel sehr offensiv ins Gesicht. Etwas weniger wäre hier tatsächlich mehr gewesen. Auf den letzten Song (den man in Teilen auch als Schlager bezeichnen könnte) hätte man derweil lieber komplett verzichten sollen.  Solltet ihr trotz allem mit der Thematik kein Problem haben und einfach ordentlich gespielten, etwas angeschwärzten Melo-Death in deutscher Sprache hören wollen, dann holt euch "Es war einmal...". Puristen und Trveheimer werden wiederum allein wegen dem Namen einen Bogen um diese Band beziehungsweise Platte machen (um einen inhaltlichen Bogen zum Eingangszitat zu spannen).
Seit dem 29.02.2020 gibt es die CD bei der Band selbst zu erwerben.

6,5 von 10 Punkten

[Adrian]

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