Mittwoch, 1. November 2017

CD-Review: Ophis "The Dismal Circle"

Neues Label - neues Glück! Die Nordlichter von OPHIS haben es in der Vergangenheit nie lange bei einer Plattenfirma ausgehalten und haben sich auch für "The Dismal Circle", das inzwischen vierte Studioalbum, mit einem Label-Partner zusammengetan. Ihre neue Heimat heißt FDA Records und ist so ziemlich die beste Anlaufstelle für Extreme Metal im deutschen Underground. Da sollte eigentlich nichts mehr schiefgehen, oder?
Bereits im April durften wir auf dem letzten Doom And Gloom in Hofheim einige neue Songs der Band hören. Jedoch fällt in einer Live-Situation die Bewertung naturgemäß schwer - gerade bei so atmosphärischen Hymnen, wie OPHIS sie schreibt. Deswegen überwog im Frühjahr noch die Skepsis ob man mit dem neuen Material an alte Glanztaten (wie "Stream Of Misery") anknüpfen kann. Ganz verflogen ist mein Unmut übrigens immer noch nicht - denn die harten, todesmetallischen Uptempo-Parts der Vergangenheit sind auf "The Dismal Circle" noch weniger geworden und man zieht lange und ausgiebig die Handbremse. Dafür kann der Vierer mit seinen Beats und Riffs sogar Granit zermahlen, wenn er dies wollte. Die Songs sind unheimlich dicht geworden und die grollenden Vocals jagen mir immer wieder einen eisigen Schauer über den Rücken. Die mehrfach eingewobenen, dunkelschönen Melodien stellen den klanglichen Monolithen einen geradezu zerbrechlichen Gegenpol entgegen, der die Wirkung beider Stilmittel exponentiell steigert. Auch die (authentischen) Schreie eines autistischen Jungen in "Engulfed In White Noise" gehen unter die Haut und erzeugen eine beklemmende Anstaltsstimmung. Natürlich sollte ich auch nicht ganz verschweigen, dass sich manche Tracks ganz schön ziehen können. 'Dysmelian' ist so ein Beispiel. Mit fast 13 Minuten ist der Titel unheimlich lang und schafft es nicht mich  über die gesamte Spielzeit hinweg zu begeistern. Ich liebe zwar den Sound und den Vibe, den OPHIS versprühen, aber es hätte dem Flow des Albums sicherlich nicht weh getan, fünf bis zehn Minuten der schleppenden Passagen heraus zu kürzen. Doom Metal muss sich entfalten dürfen - das sehe ich ein - aber braucht es wirklich immer um die 600 Sekunden und mehr um den gewünschten Effekt zu erreichen? 'Ephemeral' schafft es beispielsweise in unter sieben Minuten alle Elemente, die diese Scheibe ausmachen, ins Ziel zu retten und gehört für mich zu den stärksten Tracks der Platte. 

Insgesamt kann man ein positives Fazit ziehen - OPHIS liefern mit "The Dismal Circle" einen amtliches Ausrufezeichen ab und feiern einen ordentlichen Einstand bei ihrem neuen Label. Ein wenig gekürzt und mit etwas mehr Uptempo-Stellen würde der Dreher allerdings noch besser ins Ohr gehen. Nichtsdestotrotz sollten sich Death-Doom-Fans auf jeden Fall die sechs neuen Songs reinziehen und sich von ihrer hypnotischen Wirkung gefangen nehmen lassen. Doom or be doomed!
Seit 20.10.2017 ist dieses Ungeheuer via FDA Records verfügbar.

7,5 von 10 Punkten

[Adrian]

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