Freitag, 21. April 2017

CD-Review: Incordia "The Talon-Elder"

Wenn es ein Genre gibt, dass in den 2000ern gefühlt allgegenwärtig gewesen ist, aber in den 2010ern dafür kaum stattgefunden hat, dann ist es definitiv Viking Metal. Vor knapp zehn Jahren konnte man kein Magazin aufschlagen oder Webzine besuchen ohne dabei quasi zwangsläufig auf Trinkhörner und Schlachtgesänge zu stoßen. Das ist inzwischen etwas anders und Viking-Bands sind mittlerweile schon fast wieder zu einer erfrischenden Abwechselung geworden. Deswegen hat es mich auch umso mehr gefreut als mir vor kurzem "The Talon-Elder" von INCORDIA in den Briefkasten geworfen wurde. Die Darmstädter legen uns mit diesem Dreher  bereits die zweite Full-Length vor und setzen erneut auf eine Vermischung von Wikinger Sagen und Melodic Death Metal.

Ohne mir das Album vorher anzuhören, hätte ich damit gerechnet, dass die Truppe nach ARKONA klingt. Zum einen wegen der heidnischen Thematik und zum anderen, weil hier mit Catherine Häusler (kann man durch A.DEATH.EXPERIENCE kennen) eine erfahrene Death-Metal-Frontfrau am Mikro steht. Allerdings geht der Sound in eine andere Richtung, die auch um AMON AMARTH meist einen weiten Bogen macht. Maximal der fünfte Titel 'Hymn Of The Asgods' geht durch seinen treibenden Beat und seinen Wechsel aus klarem Gesang und Grunts zumindest in die Richtung der beiden genannten Referenzen. Grundsätzlich bewegt sich der Sound mehrheitlich in den Gefilden des harschen Melodic Death Metal, wie man ihn Mitte der 2000er häufiger gehört hat. Generisch würde ich die Südhessen aber deswegen nicht nennen. Die vielen Eigenheiten und zum Teil auch sehr schönen Soli (wie zum Beispiel in 'Mists Of Relinquished') machen eine Menge Spaß. Ansprechend sind auch jene Songs, wo der Härtegrad hochgedreht wird (wie dem deutschsprachigen 'Ahnenfall'). Kurzum, wir haben hier einen gelungenen Genre-Mix, der keine Wünsche offen lässt,
Insgesamt lassen mich INCORDIA aufhorchen. Denn "The Talon-Elder" ist ein flottes und abwechslungsreiches Album, das sich mit einem heterogenen Set an Songs und einer starken Frontfrau angenehm vom Szenemittelmaß der letzten Dekade emanzipiert. Natürlich ist nicht jedes Motiv und jedes Arrangement grundlegend neu erdacht worden - aber welche Band kann sich von diesem Punkt schon freimachen, gerade wenn sie sich im Spannungsfeld von Melodic Death und Viking Metal bewegt? 

Ich empfehle euch in jedem Fall INCORDIA eine Chance zu geben - wenn ihr nach melodischem Death Metal mit Heidenthematik sucht beziehungsweise Acts wie AXOLOTL oder AKREA etwas abgewinnen könnt, dann seid ihr hier richtig.
Seit 24. März gibt es das Zweitwerk der Hessen bei DarkTunes Music Group käuflich zu erwerben. Wer das Quintett live in Action erleben will hat unter anderem am 10. Juni im Second Home in Ennerich die Chance dazu - wer in der Nähe wohnt sollte die Chance wahrnehmen.

8 von 10 Punkten

[Adrian]

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