Ich liebe die Händlerstände auf Underground-Veranstaltungen. CDs, Vinyls und Kassetten, mein liebstes physisches Medium, laden immer wieder zum stöbern ein. Es gibt viele unbekannte Truppen zu entdecken und verborgene Schätze zu bergen. Allerdings ist nie so ganz klar, ob das eine auch immer zwangsläufig das andere einschließen muss. Fehlkäufe sind zwar an der Tagesordnung, aber auch die stellt man sich gerne ins Regal - zumindest um an den (unter Umständen) schönen Abend erinnert zu werden, an dem man sie gekauft hat. Am vergangenen Samstag auf einem Black-Metal-Tagesfestival in Speyer habe ich natürlich auch wieder zugeschlagen und mir unter anderem die Split von ALCOHOLIC FORCE und LEGACY (beide aus Medellín in Kolumbien) zugelegt. Bei einem Titel wie "The Speed Metal Chainsaw Massacre" konnte ich einfach nicht widerstehen.
Ein hingekritzeltes Artwork in monochromer Optik und eine Track List wie sie klischeereicher nicht sein könnte (ich sage nur 'Thrash 'Til Death'), zwangen mich praktisch dazu zu zugreifen. Wer nun ein stumpfes Gerausche auf Probekeller Niveau erwartet - wird auch nicht enttäuscht werden.
Ein hingekritzeltes Artwork in monochromer Optik und eine Track List wie sie klischeereicher nicht sein könnte (ich sage nur 'Thrash 'Til Death'), zwangen mich praktisch dazu zu zugreifen. Wer nun ein stumpfes Gerausche auf Probekeller Niveau erwartet - wird auch nicht enttäuscht werden.
Oh Mann! Keine Ahnung, was LEGACY auf der A-Seite treiben, aber es klingt nicht wie eine Demo, die in den 2010ern aufgenommen wurde. Verwaschen, knarzig und
schepp wüten die Kolumbianer durch ein simples Set aus sieben Tracks mit ebenso simplen Namen wie 'Time To Kill' oder 'Seek, Destroy'. Nostalgikern der frühen Thrash-Szene steigen hier die Tränen in die Augen. Im Grunde ist die dargebotene Qualität in jeder Beziehung hin echt beschissen, aber im Kontext des eigenen Anspruchs der metallischen Ursuppe nachzueifern, muss das eben so klingen - beschissen, aber gut beschissen eben.
Die Ergüsse von ALCOHOLIC FORCE klingen demgegenüber fast wie "Master Of Puppets". Hier wurde beim Sound tatsächlich ein wenig mehr Arbeit investiert. In jedem Fall klingen die sieben Songs nicht nach Fisher-Price-Recorder, sondern zeugen von einem grundlegenden Verständnis im Bereich der Aufnahmetechnik. Dennoch bewegen sich auch diese vier Lateinamerikaner ziemlich grobschlächtig durch ihre Magnetbandseite. Die Drums wummern dumpf im Hintergrund, während die Riffs wie ein wütender Bienenschwarm auf Meth herumschwirren. Was ALCOHOLIC FORCE deutlich von LEGACY abhebt, ist allerdings der Gesang, der bei den Alkoholikern versierter und ausgereifter klingt. Wer es zum Abschluss aber wiederum es schäbiger mag, kann sich über zwei Live-Versionen freuen (unter anderem ein Cover von 'Possessed By Fire' von EXUMER!), die ohne Ende Jugendzentrum-Charme versprühen.
Insgesamt nehmen sich LEGACY und ALCOHOLIC FORCE nicht viel - beide scheinen in den 80ern eingefroren und in den letzten Jahren wieder aufgetaut worden zu sein - auch wenn LEGACY nicht ganz so kühl lagen und etwas mehr verrottet sind. Texte, Optik, Booklet und Lyrics passen hier wie Arsch auf Eimer - und halten die Faust des Speed-Thrash Sumpfs unbeirrt hoch. Auch wenn "The Speed Metal Chainsaw Massacre" nicht massen-tauglich ist - weiter kann man davon kaum entfernt sein - so ist es doch ein schönes Sammlerstück für den passionierten Perlentaucher (nicht zuletzt auch weil die MC an sich sehr schön aufgemacht ist und haptisch einiges hermacht).
Dank Heavy Steel Records befinden sich die 300 roten Tapes seit 2011 in Umlauf.
[Adrian]
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