Dienstag, 22. November 2016

Reingehört: Second Horizon "Albdruck"


Nachdem wir gestern bereits einen Abstecher in die Welt der progressiven Töne gewagt haben, treffen wir heute auf unser musikalischen Entdeckungsreise die vier Instrumentalisten von SECOND HORIZON - eine Progressive Metal Band aus dem Rheinland, die es ebenfalls liebt zu experimentieren. Mit ihrem Album "Albdruck" werden allerdings keine neuen Sub-Genre neu kreiert - vielmehr sprengen die vier Kölner Grenzen und Schubladen.
So schreibt nämlich das Quartett im Beipackzettels der Promo: "Obwohl unsere
Musik an sich ihre Vorbilder hauptsächlich in verschiedenen Spielarten des Rock/Metal findet, wollen wir durch unsere Kompositionen weniger Teil dieses oder eines Genrekanons sein, sondern vielmehr musikalisch Grenzen überwinden und deren Enge entfliehen." Das klingt vielversprechend und gleichzeitig auch abgedroschen, denn wenn eine Kapelle nicht gerade den nächsten großen Trend ausgelöst haben will, proklamiert man eben für sich selbst, dass man sich nicht von Szene-Regeln und Grenzen aufhalten lassen will. Hier funktioniert dieser Plan alles in allem ganz gut. Die fehlenden Vocals machen es schwerer auf den den ersten Blick einzuordnen, wo die Progger genau hin zu stecken sind. Die Riffs sind auf jeden Fall anspruchsvoll vertrackt bis melodisch singend, was Rückschlüsse auf Paten wie PORCUPINE TREE oder späte OPETH zulässt. Die Härte variiert und schwankt zwischen ruhigen, relaxten Momenten und wütenden Stakkato-Kaskaden, die wie bei 'Panoptikon' den größten Reiz  ausmachen, wenn wenn sie sich über einander stapeln und eine dichte Wand aus schweren Sounds bilden. 

Die halbe Stunde Spielzeit von "Albdruck" präsentiert sich insgesamt recht abwechslungsreich und sorgt für den einen oder anderen Aha-Moment - auch wenn man eher den Eindruck hat einen überlangen Song statt sechs verschiedener Tracks zu hören. Allerdings würde meine Begeisterung für SECOND HORIZON höher ausfallen, wenn man drückender und zwingender die Abrissbirne schwingen würde. Nichtsdestotrotz ist das vorliegende Werk ein ordentlicher Dreher, der in den richtigen Momenten aufgelegt seine volle Wirkung entfalten kann und mit jedem Durchlauf wächst. Für mich persönlich könnte es ruhig mehr OMEGA MASSIF und weniger Steve Wilson sein, aber das ist Geschmackssache. Wer stimmungsvollen Prog ohne gesangliche Ablenkung sucht, ist hier genau richtig.
Erschienen ist "Albdruck" am 4.November 2016 direkt bei der Band selbst.

[Adrian]

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