Black Metal aus Frankreich ist inzwischen nichts Exotisches mehr - verdammt noch eins, es gibt sogar eine massen-taugliche Komödie darüber (vergleiche "Happy Metal"). Als die Toulousains von INSANE VESPER vor 14 Jahren anfingen, war das aber noch anders. Damals war unser westlicher Nachbar noch ein metallisches Entwicklungsland, wenn es um international relevante Bands ging. Kein Wunder also, dass erst 2011 die genannten Gruppe mit "Abomination Of Death" eine Debüt-LP veröffentlichte. Fünf weitere Jahre hat es nun gebraucht, um mit "LayiL" das Zweitwerk vorzulegen und der erste Eindruck ist mehr als ordentlich.
Denn das Album kommt in einem schicken Digipak daher, das von einem
stimmungsvollen Artwork geschmückt wird und ein zwölfseitiges Booklet beinhaltet, dass die Songtexte zu allen sechs Tracks liefert. Zur Musik: nach einem recht atmosphärischen Auftakt mit 'Blood Of The Moon', geht es in 'Of Serpent's Embrace' und dem anschließenden 'Seed Of Inanna' ziemlich konventionell weiter. Wir haben es hier mit traditionellem Second-Wave-Black-Metal zu tun, der sehr gut umgesetzt wurde, aber sich auf jedem Fall im Subgenre-Erwartungshorizont bewegt. Die Screams sind herrlich böse, die Riffs klirren frostig-kalt wie ein Schneesturm am Polarkreis und die Drums halten sich auch nicht zurück. Sogar ein wenig Melodie kann man hier und da entdecken, wodurch sich die Franzosen selbst eher in die Nähe von schwedischen Kollegen wie DARK FUNERAL oder NAGLFAR rücken. Keine schlechte Gesellschaft - aber auch keine Innovationenschmiede. Persönlich mag ich den Stil aus dem Land der Elche ja sehr gerne, aber bin mir auch um seine engen Spielraum bewusst. Sich wirklich frei-schwimmen können sich dabei nur wenige Truppen und INSANE VESPER gehört nur bedingt dazu. Versteht mich bitte nicht falsch - das, was die Franzosen machen, machen sie wirklich gut. Allerdings gibt es nichts, was unbedingt herausstricht und sich als Trademark der Band auszeichnet.
Insgesamt ist "LayiL" ein ausgesprochen gutes Album geworden - aber irgendwie auch nicht. INSANE VESPER weiß wie man Black Metal macht - aber überrascht uns einfach zu wenig. Ich mag ihren Stil und vor zehn Jahren, hätten sie mich damit aus den Stiefeln gehauen, aber Anno 2016 habe ich das Gefühl dieses Album in ähnlicher Form schon mehrfach gehört zu haben. Mehr kann man dazu nicht sagen. Auch eine Benotung macht eigentlich keinen Sinn, denn man müsste zwischen Idee und Umsetzung unterscheiden. Die Idee würde dabei eine Wertung im unteren Mittelfeld erhalten und die Umsetzung dafür wesentlich weiter oben landen - was im Durchschnitt immer noch Mittelmaß ergibt. Von daher bleibt mir nur der Hinweis, dass ihr entweder noch recht neu in der Black-Metal-Szene oder Die-Hard-Fans schwedischer Schwarzkunst sein müsst, damit euch "LayiL" die Kinnlade abmontiert. Für Zwischendurch ist der Silberling aber mit Sicherheit für Jedermann nicht verkehrt - zum Beispiel als Autofahrmusik oder als Soundtrack für ein gemütliches Zusammensitzen eignet sich dieser Brecher auf jeden Fall sehr gut.
Seit 1. Juli habt ihr bei Art of Propaganda die Möglichkeit euch diesen Dreher zu besorgen.
6 von 10 Punkten
[Adrian]
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