Mittwoch, 1. April 2015

CD-Review: Aphonic Threnody "When Death Comes"


Manchmal muss man etwas mehr Zeit mitbringen, vor allem wenn es um Bands aus dem Funeral-Bereich geht. Dass fünf Songs hier keine EP bilden, sondern quasi ein Doppelalbum abgeben, ist dabei völlig normal. Das internationale Sextett APHONIC THRENODY ist genau eine solche Kapelle und zelebriert mit ihrem ersten offiziellen Longplayer "When Death Comes" (bereits die Debüt-"EP" brachte es auf stolze 52 Minuten) die höchste Form der Entschleunigung.
Auch wenn das Kollektiv aus unterschiedlichen Ecken Europas kommt (laut Metall-Enzyklopädie ganz konkret: England, Italien, Ungarn und Belgien - dass Keyboarder Juan übrigens aus Chile kommt unterschlägt Metal-Archives im Rahmen der verschiedenen Band-Locations), handelt es sich hierbei keineswegs, um ein Allstar-Projekt. Denn auch wenn alle Mitglieder schon in den unterschiedlichsten Gruppen gespielt haben, ist mir unter den zahlreichen Namen lediglich MAR DE GRISES bekannt (in dem besagter Südamerikaner zeitweise tätig gewesen ist).
Ein Name sticht dennoch heraus. Kollege Abel von LEECHER ist zwar auch nicht wirklich prominent, aber spielt mit dem Cello ein Instrument, das den meisten Metallern nur von APOCALYPTICA innerhalb der Szene bekannt sein dürfte. Allerdings sollte man beachten, dass der Ungar sein Instrument mit vielmehr Bedacht einsetzt und sich dezent im Hintergrund hält, um mit feinen Einsätzen wie in 'Death Obsession' für die richtige Stimmung zu sorgen.
Die meiste Zeit über aber schleppt sich dieser Brocken in einem sehr, sehr gemächlichen Tempo voran. Die Zeiträume zwischen den Anschlägen der Schießbude reichen aus, dass der Drummer jedes Mal Zeit für einen großen Schluck Bier hat und die Axtfraktion kann auch weitestgehend den Wiederhall einer gezupften Saite für sich arbeiten lassen kann. Da mag der eine oder andere jetzt "Langweilig!" schreien, aber so ist er eben der Funeral Doom Metal. Trotz der extremen Zähigkeit gibt es aber immer wieder tolle Details, schöne, von durchdachten Melodien bestimmte Passagen und eben diese geradezu an Klassik erinnernden Cello- oder Piano-Einschübe. Auch die Growls von Fronter Roberto ergänzen das Gesamtbild wunderbar und sorgen für die nötige Todesblei-Note.
Nimmt man sich Zeit für diesen Downtempo-Koloss, dann kann man viel Freude daran haben. Allerdings ist und bleibt Funeral Doom ein kontroverses Genre, bei dem die eine Hälfte wie gebannt den Feinheiten der einzelnen Töne lauscht und die andere Hälfte bereits nach wenigen Minuten einschläft. Gehört man zur ersten Kategorie, dann wird man APHONIC THRENODY als Jünger von EVOKEN und WINTER abfeiern, während man im anderen Fall einen großen Bogen um den Dreher machen sollte. Nichtsdestotrotz ist "When Death Comes" eine richtig gute Scheibe geworden, die von einem Sinn für herrliche Kompositionen kündet. Natürlich schleichen sich bei Liedern jenseits der zehn Minuten immer wieder Längen ein. Aber das ist ja irgendwo auch Teil der Genre-Kultur. Also, macht die Kerzen an, lasst den Rollladen runter und gebt euch dieser melancholischen Walze hin.
Seit dem 31.10.2014 kann man "When Death Comes" bei Doomentia Records abgreifen.

7,5 von 10 Punkten

[Adrian]

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