Mit einem Label wie Nuclear Blast im Rücken und einem Einstieg des aktuellen Albums in die deutschen Albumcharts auf Platz 21 wäre es vermessen von Underground zu reden. Dennoch kann die Finnen WINTERSUN nicht einfach außen vor lassen. Immerhin hat sich ihr selbstbetiteltes 2004er Debüt zu einem Standardwerk des deutschen Symphonic und Melodic Death Metal gemausert und Songs wie 'Winter Madness' oder 'Beyond The Dark Sun' sind glanzvolle Hits, die auch nach acht Jahren immer noch gerne von Metal-DJs aufgelegt werden.
Kraftvoll, episch und trotzdem catchy sind die Ohrwürmer die Mastermind Jan Maenpää in Eigenregie geschrieben und aufgenommen hat. Aus Überzeugung zu WINTERSUN verließ das damalige ENSIFERUM-Mitglied seine Stammband, um sich voll auf seine eigene Band konzentrieren zu können.
Auch 2012 erweist sich diese Entscheidung immer noch als richtig, auch wenn die vielen Verschiebungen der Veröffentlichung bereits zum Running-Gag geworden waren und man das Zweitwerk quasi als Duke Nukem Forever der Metal-Szene bezeichnen konnte, liegt "Time I" nun endlich vor und verrät über den Zusatz "I" sogar dass der dritte Ableger nicht so lange auf sich warten lassen wird.
Vorher ist es aber angebracht die aktuelle Scheibe ausgiebig anzutesten. Mit fünf Songs ist die Playlist zwar recht überschaubar ausgefallen, aber dafür sind die Nummern großteils auch überlang geworden. Elf bis 13 Minuten sind die beiden längsten Brummer und machen so zusammen Zweidrittel der Albumspielzeit aus. Herauszuhören gibt es aber dennoch eine Menge und man fühlt sich mehr als einmal an einen Film-Soundtrack erinnert.
Die Songs bilden ein Konzept und gehen in einander über, während die Vocals recht sparsam genutzt werden und gerne auch mal klar sein dürfen (noch mehr als es beim Vorgänger der Fall war). Auch finden sich einige ambiente Elektronik Elemente, die wahlweise mal asiatisch, mal klassisch bombastisch daher kommen. Dennoch ist "Time I" ein hundertprozentiges Metal-Album, das vor allem Fans epischer Viking-Metal-Hymnen erfreuen dürfte.
Sicherlich wird es auch Metaller geben, die das fehlende Geballer vermissen werden. Diese Leute kann man aber damit beruhigen, dass auf "Time II" deutlich mehr Gitarrenlastigkeit und Saitenpower zu finden sein wird. Bis dahin ist "Time I" aber eine Platte, die polarisieren wird und unter anderem bei metal-archives.com vollkommen unterschiedliche Reaktionen heraufbeschwört hat. Dennoch ist es ein majestätisches Metal-Album, das mutig und selbstbewusst eine etwas andere Richtung als das Debüt einschlägt aber dennoch erkennbar die Handschrift von WINTERSUN trägt.
[Adrian]
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