Viele Menschen können es nicht nachvollziehen und rümpfen die Nase, wenn ich ihnen sage, dass ich "Gabbagrind" von TOURETTE SYNDROM sehr gerne höre. Das Rock Hard Megazine hat das Ganze seinerzeit sogar als Arschbombe abgestempelt und ziemlich niedergemacht. Wenn man das Rock Hard häufiger liest, überrascht diese Bewertung eher wenig. Immerhin ist die Dortmunder Redaktion eher traditionsbewusst und schlägt ja schon bei handelsüblichem Goregrind kritische Töne an.
Aber um was geht es hier eigentlich im Detail? Die Rheinland-Pfälzer TOURETTE SYNDROM spielen Grindcore, aber das ist noch nicht alles. Wie es der Albumtitel bereits vermuten lässt, ist der Sound der Koblenzer auch noch mit jeder Menge Elektronik angereichert. Der eine oder andere mag nun fragen, was denn zur Hölle Gabba sein soll. Ganz einfach, Gabba und auch Goa (worauf sich die Band auch als Einfluss bezieht) gehören zu den schnelleren und härteren Spielarten der Techno-Musik. Vor allem in den Neunzigern waren diese sehr beliebt, aber auch heute noch hat dieser akustische Mindfuck auch noch viele Anhänger.
Interessant ist aber vor allem wie gut sich Beats, Rhythmen und harsche Distortion von Gabba und Grindcore miteinander verbinden lassen. Denn diese Klang-Chimäre klingt zu keinem Zeitpunkt erzwungen oder unnatürlich. Warum auch? Elektronik und Grind zu verbinden ist so neu ja auch nicht. Nicht umsonst gibt es die Genrebezeichnung Cybergrind.
TOURETTE SYNDROM hieven diese Stilrichtung noch mal auf eine ganz andere Ebene und gehen besonders fies zu Werke. Die elektronischen Beats (Das Drumming ist natürlich auch computer-generiert) kratzen regelrecht in den Gehörgängen und verbinden sich mit den scharfen Riffs zur Gewaltorgie, die die Ohren bluten lassen. Dazu kommen noch besonders schrille Vocals, die mal keifend aus den Boxen dröhnen mal mittels Pitchshifter gurgeln und grunzen. Die Breakbeat-Trademarks machen dieses wirre Massaker vollends perfekt.
Der nötige Grind-typische Humor wird durch Zitate aus Film und Fernsehen eingespeist.
Es ist schwer einzelne Songs herauszuziehen, da sich hier schon weitestgehend ein einheitlicher roter Faden durchgesetzt hat. Allerdings sind dennoch Tracks wie 'Formaldehyde Feng Shui', 'Jerk Off Jesus' oder 'Belzebuddah', die allesamt aus der ersten Hälfte der Platte stammen, die mit guten 34 Minuten sehr kompakt ausgefallen ist. Länger als diese Spielzeit würden es die meisten Hörer sowieso nicht aushalten ohne einen epileptischen Anfall zu bekommen. Mir persönlich macht dieser ziemliche verrückte Genre-Mix dennoch oder gerade deswegen auch nach mehr als sechs Jahren immer noch eine Menge Spaß. TOURETTE SYNDROM ist und bleibt einer meiner Allzeit-Grind-Favoriten, egal wie oft ich mich dafür rechtfertigen muss.
[Adrian]
Unfassbar, die CD ist 10 Jahre alt....WARUM ???
AntwortenLöschengrüsse
QNZ (Vocals/Beats @ Tourette Syndrom)