Montag, 2. Mai 2022

CD-Review: Sumerian Tombs s/t

Ich weiß schon was der eine oder andere denkt, wenn er den Namen SUMERIAN TOMBS liest: das sieht ja bereits auf Anhieb nach der perfekten Band für Ván Records aus. Denn einerseits ist irgendwas mit Sumerern immer gut (weil alt und exotisch) und zum anderen nimmt das Label gefühlt ohnehin alles unter Vertrag, was den Anschein macht inhaltsschwanger und okkult zu sein. Aber lasst uns nicht zu voreilig urteilen! Das wäre nämlich eine viel zu oberflächliche und populistische Sichtweise, die nur Zyniker bei der vorliegenden Promo einnehmen würden. Bei Totgehoert schürfen wir allerdings tiefer und versuchen herauszufinden was es tatsächlich mit der Kölner Kapelle auf sich hat. Dementsprechend nehmen wir das selbst betitelte Debüt der fünf Herren in der Folge genauer unter die Lupe.

Acht Songs erwarten hier den geneigten Hörer, die sich auf fast genau 42 Minuten Spielzeit verteilen. Etwas das direkt auffällt ist die Tatsache, dass die Rheinländer unheimlich dichten Black Metal spielen.
Und ich meine damit so richtig DICHT! Bereits die erste Albumhälfte wirkt wie ein wütendes Rauschen, aus dem die Blast Beats nur so hervorschießen, während die geradezu transzendieren Riffs eine hypnotisierende Wirkung erzeugen beziehungsweise sich zu einem bedrohlichen Sturm aufbauen. Auch das sumerische Element des Namens wird mit einzelnen orientalischen Anspielungen innerhalb der Melodie sehr gut verwirklicht. Das lässt auf jeden Fall leichte Erinnerungen an MELECHESH wach werden. Die Betonung liegt dabei aber auf "leicht",. Denn das soll kein direkter Querverweis sein. Die Herren aus NRW sind nämlich deutlich härter als die Kollegen aus dem Morgenland. Seht es mir trotzdem nach, dass ich diese Referenz nutze, denn es ist immer schwer in Worte zu bannen, wie eine Band klingt, besonders dann wenn sie deutlich härter als ein Großteil ihrer Genrekollegen zu Werke geht und gleichzeitig angenehmer klingt als eben diese Vertreter. Am ehesten kann man das mit einer guten Spirituose vergleichen. Hier kann der Alkoholgehalt bei einem edleren Tropfen auch höher sein als beim Massenprodukt, dennoch lässt er sich leichter genießen und überzeugt durch viele kleine Details, Facetten und besondere Aromen, die sich erst nach und nach entfalten. In etwa so verhält es sich auch mit dieser Platte. Der Song 'The Key - Blood Meditation' zum Beispiel hat so viel schwarzmetallische Tiefe, wie ich es sonst nur von BLUT AUS NORD gewohnt bin. 

Allerdings kann man den genannten Schnaps-Vergleich bei SUMERIAN TOMBS auch auf eine andere Ebene anwenden. Denn egal wie hervorragend etwas ist, muss der Moment des Konsums gut gewählt sein. So kann man beispielsweise auch nicht bei jeder Gelegenheit Blue Label Whiskey trinken. Versteht mich also bitte nicht falsch. Diese Debütscheibe ist toll, aber eben kein Album für jede Lebenslage. Die subtilen bis dezenten Gitarrenmelodien, die  in diesem atmosphärischen Black-Metal-Gewitter entstehen, gefallen mir zwar ausgesprochen gut, aber gleichzeitig verlangen die Kompositionen meine gesamte Aufmerksamkeit, was bisweilen etwas anstrengend werden kann. Der beste Track der Scheibe ist übrigens 'Altars Of The Past', wofür auch Zingultus von ENDSTILLE einen Gastbeitrag abgeliefert hat. Das ist aber nicht zwangsläufig der Grund warum der Titel so stark ist, ausschlaggebend ist einfach die einprägsame Melodie, die bereits nach dem ersten Durchlauf im Ohr hängen bleibt. Wenn ihr also Lust auf ultradichten und fordernden Schwarzmetall habt, dann holt euch diese Debütscheibe blind. Wem das nach zu viel Arbeit klingt, sollte sich den Dreher vor der Bestellung einige Male zu Gemüte geführt haben. 
Seit dem 18.03.2022 gibt es die CD- und Vinyl-Version bei Ván Records.

8 von 10 Punkten

[Adrian]

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