Montag, 25. April 2022

CD-Review: Anheim "Anihorim"

 
Man mag mir vorwerfen, dass ich beim Thema ANHEIM etwas befangen sein mag. Immerhin verstehe ich mich mit der Band seit ihrer Debüt-EP recht gut und zusammen mit meiner Band BLAKYLLE haben wir uns auch schon eine Bühne geteilt. Wie kann ich da also eine objektive Note für das erste Full-Length-Album "Anihorim" vergeben? 
Im Grunde ist es ganz einfach. Ich mag die Band ja vor allem deswegen, weil sie sehr gute Musik macht. Das man sich auch menschlich gut versteht, ist zwar cool, aber ist ganz bestimmt kein Bewertungskriterium. Nachdem wir diesen Disclaimer geäußert
haben, beschäftigen wir uns mit den Rahmenbedingungen des Debütalbums der Franken. Die Scheibe bringt es auf fast 47 Minuten Spielzeit und teilt sich in acht Songs auf, die alle irgendwo zwischen fünfeinhalb und sieben Minuten lang sind. Stilistisch ist die Reise klar. Die Würzburger spielen Black Metal. Da gibt es kein Vertun. Recht klassisch ist er auch noch und erinnert mich an schwedische Vorbilder wie (frühe) NAGLFAR und (noch ältere) DARK FUNERAL. Kurzgesagt, hier paaren sich zwar sehr harsche Double-Bass-Attacken mit kaltem Maschinengewehr-Riffing, allerdings liegt über allem eine dezente Melodie, die immer wieder mit epischen Klangteppichen ausgeschmückt werden (siehe 'Schwarzes Wetter'). Die Vocals von Fronter Ezz sind äußerst keifend und werden noch grotesker präsentiert, indem man ordentlich Zerre auf seine Stimme legt. 'Bis nur Schmutz verbleibt' ist dann auch noch ein besonders schönes Beispiel für die Einbindung von singenden Gitarren, die sich hier wirklich gut einbinden. Es lohnt sich übrigens auch ANHEIM mit den mittlerweile aufgelösten Würzburgern von KAIN zu vergleichen. Zeitweise waren dort nämlich sowohl (der mittlerweile ehemalige) Drummer DnL als auch Basser AnZ aktiv und gewisse Parallelen gibt es durchaus zwischen beiden Truppen. Beide singen auf Deutsch, machen brachialen, traditionsbewussten Schwarzmetall, der nicht davor zurückschreckt auch melodische Elemente einzubinden. Allerdings sind Anheim differenzierter, haben mehr Facetten und wirken in sich bombastischer, wofür der Song 'Ausweglos' exemplarisch herangezogen werden kann. Damit heben sie sich klar von den beiden Strömungen ab, die aktuell den zeitgenössischen Black Metal bestimmen. Anheim ist weder eine postrockige Band mit warmen, atmosphärischen Kaskaden noch eine orthodoxe, klirrendkalte Finnland-Huldigung. Ihr Stil ist vielmehr den späten Neunzigern und frühen 2000ern entlehnt (besonders offensichtlich hört ihr dies bei 'Am Rande der Katharsis'). Diese Mischung wurde lediglich für moderne Ohren neu interpretiert, damit sie immer noch kraftvoll und stimmungsvoll klingt.   

Insgesamt sollte "Anihorim" ANHEIM dabei helfen, sich innerhalb der deutschen Extreme-Metal-Szene zu etablieren. Insbesondere deswegen weil ihre Ausrichtung stilistisch so angelegt ist, dass auch Hörer einen Zugang finden können, die normalerweise vom Gatekeeping-Charakter vieler strikter Schwarzmetallkapellen abgeschreckt werden. Zu Bemängeln habe ich derweil nur Kleinigkeiten. So würde ich die Effekte auf den Vocals einen Ticken runterfahren (Sänger Ezz hat nämlich auch so ein ausreichend brutales Organ) und der Drumsound ist bei den Blasts manchmal etwas zu dumpf. Ansonsten ist ihre Debüt-LP ein echtes Bombast-Feuerwerk, das ihr definitiv nicht ignorieren solltet, wenn euch die genannten Querverweise neugierig gemacht haben. 
Seit dem 15.04.2022 gibt es die CD bei TeufelsZeug Records (die Schallplatte soll im Herbst folgen). 

8 von 10 Punkten

[Adrian]

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