Donnerstag, 9. November 2017

Throwback Thursday: Anaal Nathrakh "Desideratum"

Hört eigentlich noch jemand ANAAL NATHRAKH? Auch wenn BENEDICTION-Chef Dave Hunt und sein Kollege Irrumator noch immer regelmäßig Alben veröffentlichen, bewegt sich das Duo gefühlt unter dem Radar der allgemeinen Wahrnehmung. Dabei war ihr letztes Album "The Whole Of The Law" (erschienen 2016 bei Metal Blade Records)  gar nicht mal so schlecht, sofern man kein Problem mit progressivem und melodischem Black Metal hat, der hier überall einfließt. Mal Hand aufs Herz: Mit dem Konzept der 00er Jahre haben die Birminghamer nur noch bedingt zutun. Aber wann fing das an? Vielleicht 2014? Damals legte man mit dem Vorgänger "Desideratum" einen krassen Stilbruch hin, was mir seinerzeit in meinem Powermetal.de-Review bereits mächtig aufgestoßen war.
ANAAL NATHRAKH ist so ziemlich die extremste Band, die sich auf den britischen
Inseln herumtreibt - zumindest dachte ich das immer. Das neue Album "Desideratum" macht jedoch einen wesentlich zugänglicheren Eindruck als alles, was die Band in der Vergangenheit veröffentlicht hat. Abseits vom Brutal-Death-Schlagzeug und den leicht elektronischen Auswüchsen (die bereits auf dem Vorgänger "Vanitas" vorkamen), erinnert hier vieles vom Aufbau und der Melodieführung her an neuere DARK FUNERAL-Scheiben. Das mag so manchem Hörer gefallen, wird aber auch gerade Fans älterer Releases gehörig vor den Kopf stoßen. Denn inzwischen ist nicht mehr so viel vom interessanten Mix aus Grindcore und Black Metal übrig geblieben. Mir ist völlig unverständlich, was die (ehemaligen) Meister des Extremen mit solch einem Mischmasch zum Ausdruck bringen wollen. Zugegeben, ich habe die Entwicklung der Band nicht durchgängig beobachtet, aber eine so deutliche Abkehr von den ursprünglichen Klangmustern ist schon sehr erschreckend. Vor allem da das aktuelle Soundgewand keine klare Ausrichtung besitzt und nur selten überzeugt. Nach Liedern, die gut ins Ohr gehen, muss man als Extreme-Metaller lange suchen und findet mit 'Sub Specie Aeterni (Of Maggots, And Humanity)' zumindest einen starken Track.

Insgesamt ist "Desideratum" aber keine Platte, die ANAAL NATHRAKH wirklich gerecht wird.  Vom "Soundtrack zum Armageddon" ist nicht mehr viel übrig geblieben. Vielmehr fischt das Duo in Gewässern, die sonst Bands wie HYPOCRISY oder KATAKLYSM vorbehalten sind. Das ist alles andere als "eine aufregende Geisterbahnfahrt", wie beispielsweise das Pitchfork Magazin schreibt, sondern vielmehr eine Kaffeefahrt durch den Mainstream. Die aktuelle Ausrichtung mag Geschmackssache sein, aber selbst dann, fällt der Rundling leider völlig ab, macht kaum Spaß und schafft es nicht einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Bei aller Liebe, aber das war leider ein Satz mit X: war wohl nix.
"Desideratum" erschien am 24.10.2014 via Metal Blade Records.

[Adrian]

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